Marco Verratti spielt die Kugel, Kylian Mbappé kommt in Bewegung, Lionel Messi, Goalie Gianluigi Donnarumma und Neymar schauen zu.

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An der Säbenerstraße bereiten sich Thomas Müller und Co vor.

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Das Achtelfinale der Champions League zieht sich nicht nur wie ein Kaugummi. Die auf acht Spieltage bis Mitte März verteilte erste K.-o.-Runde bietet wie ein Kaugummi auch zu Beginn besonders viel Aroma: Paris Saint-Germain gegen Bayern München, französischer gegen deutschen Rekordmeister. Doch der Heuler am Dienstag im Parc des Princes (21 Uhr, Sky) – das zeitgleiche Duell zwischen Milan und Tottenham fällt dagegen nominell ab – kommt zumindest für die Gastgeber zur Unzeit.

Vier aufs Dach

Seit Jahresbeginn setzte es für die Franzosen schon vier Niederlagen. Dem 1:2 bei Marseille im Achtelfinale des nationalen Cups folgte am vergangenen Samstag eine 1:3-Ligapleite in Monaco. Zwar führt PSG in der Ligue 1 noch immer recht sicher, die elfte Meisterschaft ist aber nicht das Ziel der Geldgeber aus Katar. Für Präsident Nasser Al-Khelaifi zählt nur die Champions League, der heilige Gral des europäischen Klubfußballs, dem Paris Saint-Germain trotz aller Investitionen bisher vergebens nachjagte. Nicht zuletzt, weil das bisher einzige Endspiel für PSG 2020 mit 0:1 gegen die Bayern verlorenging. Dass das entscheidende Tor in Kingsley Coman ein ehemaliger Eigenbauspieler der Pariser erzielte, schlug quasi dem Rotweinfass den Boden aus.

In der folgenden Saison gelang zwar im Viertelfinale die Revanche an den Bayern, im Halbfinale war dann aber gegen Manchester City Schluss. In der Vorsaison reichte es wieder nur fürs Achtelfinale, in dem Real Madrid nicht zu biegen war.

In dieser Saison soll es Lionel Messi zusammen mit Kylian Mbappé und Neymar richten. Nach Anlaufschwierigkeiten kam das Trio immer besser in Schuss, doch nach der WM in Katar, die in Messi ihren besten Spieler und in Mbappé ihren Schützenkönig hatte, folgte der Bruch. Messi, der erst Anfang Jänner wieder ins Training einstieg, fehlte wegen einer in Marseille erlittenen Sehnenverletzung in Monaco, Mbappé plagen schon länger Oberschenkelprobleme.

Wickel mit Neymar

Neymar, der große Verlierer der WM, spielte gegen die Monegassen verheerend. Auf der Tribüne tobten die Fans, in der Kabine soll die brasilianische Diva, unterstützt von Landsmann Marquinhos, mit dem portugiesischen Sportdirektor Luís Campos gewickelt haben. Tags darauf stellten Medien schon Coach Christophe Galtier infrage.

Der 56-jährige Nachfolger des glücklosen Argentiniers Mauricio Pochettino sieht seine Felle davonschwimmen und appelliert an den nur rudimentär vorhandenen Gemeinschaftssinn seines Ensembles: "Wir müssen jetzt unsere Kräfte und unsere Energie vor dem großen Spiel gegen die Bayern bündeln. Das wird uns Selbstvertrauen auf dem Spielfeld geben", sagte der Mann aus Marseille, der 2021 sensationell Lille zum Meistertitel geführt hatte und im vergangenen Juli um angeblich zehn Millionen Euro von OG Nizza losgeeist wurde.

Der einst eisenharte Innenverteidiger sah am Montag erfreut, dass Messi, Mbappé und Neymar im Abschlusstraining vor dem Bayern-Spiel mit Spaß bei der Sache waren. Der Weltmeister dürfte gegen die auch nicht ganz sorglosen Münchner sogar beginnen. Mbappé will Galtier keinem Risiko aussetzen. Wenn’s brennt, muss das wertvollstes Pferd im PSG-Stall aber sicher einreiten. (Sigi Lützow, 14.2.2023)