Peter Klien bei Alexander Van der Bellen in der Loge über Flaschen und Angelobungen.

Foto: screenshot, tvthek.orf.at

Trauriger Blick zum Abschied: Klien mit Tarek Leitner und Nadja Bernhard.

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Ist Arbeitsminister Martin Kocher heute Voll- oder Teilzeit hier? Wenn sich am Wiener Opernball die Politik, die Wirtschaft, die Kunst und die Society ein Stelldichein geben, ist das ein gefundenes Fressen für Peter Klien und seine Satiresendung "Gute Nacht Österreich". Nicht alle schafften es rechtzeitig, sich wegzuducken, wenn sie seiner ansichtig wurden.

Ein Glück für uns Zuschauerinnen und Zuschauer, dass auch er sich in den Frack aus dem ORF-Kostümfundes geschmissen hat. Denn seine furchtlosen Interviews bescherten dann doch erheblich mehr Lacher als jene der offiziellen ORF-Opernballmoderatoren. Aufgefallen ist Klien, dass dort fast nur ÖVP-Politiker anwesend waren, "kein Wunder, wer kann sich sonst noch einen Ballbesuch leisten".

Klien als "Phantom der Oper"

Und so geisterte er als "Phantom der Oper" durch die Gänge und erklärte etwa Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka den Unterschied zwischen der Oper und einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss ("In der Oper wird viel mehr gesungen"). Eine echte Gaudi hat Ministerin Karoline Edtstadler mit ihm. Sein Vorschlag, den Ball in Operettenball umzubenennen, weil Österreich ja eine Operette sei, quittierte sie mit einem einen herzhaften "Hahahah". Von Ex-Vizekanzler Josef Pröll will Klien wissen, ob er heute auch so abstürzen wird wie die ÖVP in Niederösterreich. Ok, der war aufgelegt. Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig gibt sich keine Blöße und hat Spaß mit fiesen Fragen. Zumindest tut er recht glaubwürdig so, als fände er Kliens Fragen nach Pamela-Rendi-Wagner und dem SPÖ-Vorsitz lustig.

Die Angelobung der Flaschen

Ob es für Bundeskanzler Karl Nehammer recht eng wird, will er vom Kanzler wissen. Also frackbedingt. Klien wirft ihm vor, dass der europäische Außen-Grenzschutz gar nicht funktioniert, wenn Jane Fonda von einem Schlepper mitten nach Österreich gebracht werden kann. Dass Jane Fonda am Opernball ist, sei auch für ihn etwas Besonderes, fällt Nehammer dazu etwas spröde ein. Apropos Fonda: Ob sie als Schauspielerin so tun müsse, als ob es ihr gefalle? Fonda darauf: "I cried".

Und dann schafft es Klien noch in die Loge von Alexander Van der Bellen. Wie viele Flaschen Champagner er heute schon angeloben musste? "Richtige Flaschen waren hier noch keine zu Besuch", sagt darauf der Bundespräsident. Klien hakt nach: "Haben Sie schon jemals Flaschen angeloben müssen?" Der Bundespräsident recht launig darauf: "Wenn ich gewusst hätte, dass es eine ist, dann hätte ich es mir überlegt. Aber meistens weiß man das nicht im Vorhinein".

Alkohol und Inflation

Klien später in Richtung einer Ballbesucherin: "Manche haben ja den Reparaturbonus für ihr Gesicht verwendet." Autsch! Und dann wird für Klien "noch ein ein Traum wahr": "Ich darf vom Opernball nach Hause gehen", Tarek Leitner und Nadja Bernhard klatschen traurig dazu. Sie müssen wohl noch ein wenig länger ausharren. Vielleicht tröstet sie ja dieser Klien-Sager: "Solange der Champagner noch mehr Prozent Alkohol hat als die Inflation, ist alles in Ordnung". (Astrid Ebenführer, 18.2.2023)