Tiktok hatte im Jahr 2019 in Europa nur 208 Angestellte, jetzt sind es über 5.000.

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Während die großen Tech-Konkurrenten abertausende Arbeitsplätze abbauen, beschäftigt die Social-Media-App TikTok in Europa inzwischen mehr als 5.000 Mitarbeiter, wie das Unternehmen am Freitag in einer E-Mail mitteilte. Das ist ein Anstieg um mehr als das 24-Fache binnen vier Jahren. Im Jahr 2019 beschäftigte Tiktok nur 208 Personen in Europpa, wie aus den Unterlagen von TikTok Information Technologies UK Ltd. hervorgeht.

TikTok steht im Eigentum der chinesischen Bytedance Ltd. Aktuell befindet sich das Unternehmen im finalen Planungsstadium für ein zweites Rechenzentrum in Irland und führt Gespräche, um ein drittes auf dem Kontinent zu errichten "im Einklang mit dem Wachstum unserer Community", die mittlerweile mehr als 150 Millionen monatliche Nutzer in Europa zählt. Das Unternehmen bekräftigte gleichzeitig seine Zusagen, den Zugang von Mitarbeitern zu europäischen Nutzerdaten zu reduzieren, den Datenfluss außerhalb Europas zu minimieren und europäische Nutzerdaten nur lokal zu speichern.

Schärfere Maßnahmen gegen Tiktok

Ganz freiwillig macht Tiktok diese Zusagen nicht, denn die Europäische Union machte in der Vergangenheit zunehmend Druck auf die Videoplattform aus China. EU-Binnenmarktkommissar Thierry Breton sagte in einem Videogespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden von TikTok, Shou Zi Chew im Jänner, es sei "nicht akzeptabel", dass die Nutzer der Plattform innerhalb von Sekunden auf "schädliche und manchmal sogar lebensbedrohliche Inhalte" zugreifen können, wie "Bloomberg" berichtet.

Nach dem Digital Services Act, das die Unternehmen bis zum 1. September erfüllen müssen, müssen sich große Internetplattformen Regeln zur Inhaltsmoderation unterwerfen, sonst drohen ihnen Geldstrafen von bis zu sechs Prozent ihres Jahresumsatzes oder ein Verbot in EU-Ländern.

"Wir werden nicht zögern, die volle Bandbreite an Sanktionen zum Schutz unserer Bürgerinnen und Bürger zu verhängen, wenn die Audits keine vollständige Einhaltung der Vorschriften ergeben", schrieb Breton. Der Kommissar forderte Chew auf, die DSA vor Ablauf der Frist im September einzuhalten.

Dies kam überraschend, da sich die EU im Vergleich zu US-Behörden deutlich weniger scharf zu der bei jungen Menschen enorm beliebten Videoplattform geäußert haben. In den USA wurde Tiktok in 27 Bundesstaaten von Geräten von Staatsbediensteten verbannt. In den Vereinigten Staaten wirft man der Tiktok-Mutter unter anderem Spionagetätigkeit vor. So wurden Aufenthaltsdaten mehrere US-Journalisten gesammelt.

Tiktok würde nach heutigem Stand in Europa wohl verboten

Nun schlägt man auch in Europa immer schärfere Töne an: Breton teilte Tiktok-Chef Chew mit, dass TikTok zu den ersten Zielen der Kommission gehören wird, die im Rahmen des DSA geprüft werden, so ein Berater Bretons gegenüber Bloomberg. Er sagte, wenn die Regeln heute in Kraft wären, würde ein Verbot von TikTok auf dem Tisch liegen.

Caroline Greer, eine Sprecherin von TikTok, sagte, das Unternehmen sei entschlossen, die DSA und andere EU-Vorschriften einzuhalten.

TikTok Information Technologies UK Ltd. betreibt die App für Nutzende in Großbritannien, dem Europäischen Wirtschaftsraum und der Schweiz für rund 150 Millionen aktive monatliche User. (pez, 19.2.2023)