Manuel Feller war im Slalom die letzte Hoffnung des ÖSV auf eine Goldmedaille.

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Österreich darf sich beim Griechen AJ Ginnis bedanken, dass der letzte Platz im Medaillenspiegel abgewendet werden konnte. Trotz dreier Silber- und vier Bronzemedaillen kam man hinter Deutschland (Parallel-Gold von Alexander Schmid) und Frankreich (Kombi-Gold von Alexis Pinturault) nicht über den achten Rang unter neun ausgezeichneten Nationen hinaus. Davor reihte sich etwa auch noch Kanada mit zwei überraschenden Titeln durch Laurence St-Germain (Slalom) und James Crawford (Super-G) als Fünfter ein.

Dass die Blechwertung mit sieben vierten Plätzen souverän gewonnen wurde, dient nicht als Trost. Das ÖSV-Team musste wie zuletzt 1987 in Crans-Montana ohne Goldmedaille die Heimreise antreten.

Schweiz dank Odermann voran

Mit Gold in Abfahrt und Riesenslalom hat Marco Odermatt, der erfolgreichste Skirennläufer der Gegenwart, einen wesentlichen Beitrag zu Platz eins für die Schweiz (drei Goldene, drei Silberne, eine Bronzene) geleistet. Mit dem überraschenden Erfolg von Jasmine Flury in der Frauenabfahrt haben die Eidgenossen erstmals seit 1987 (Maria Walliser und Peter Müller) auch beide Goldmedaillen in der Königsdisziplin geholt.

Mit dem Goldcoup von Henrik Kristoffersen hat sich Norwegen noch zur zweitbesten Nation vor den USA und Italien aufgeschwungen. Für die USA hat vor allem Mikaela Shiffrin geliefert, auch wenn sie mit Gold im Riesentorlauf sowie Silber aus Super-G und Slalom nicht ganz wie erwartet abgeräumt und den fünften Titel im Torlauf verfehlt hat. Immerhin hat sie ihre WM-Ausbeute auf 14 Medaillen erhöht.

Immer wieder Schwarz

Mit Vincent Kriechmayr, Doppelweltmeister in Cortina d’Ampezzo 2021, hat just der aussichtsreichste Kandidat auf Gold ausgelassen. Eingesprungen ist niemand, und so mussten die Speedmänner erstmals seit der WM in Schladming 2013 ohne Medaille abreisen. Dafür haben Ricarda Haaser (Kombi-Bronze), Marco Schwarz (Kombi-Silber und Riesenslalom-Bronze), Raphael Haaser (Kombi-Bronze), Cornelia Hütter (Super-G-Bronze), Nina Ortlieb (Abfahrtssilber) und Dominik Raschner (Parallel-Silber) mehr oder weniger überraschend geliefert.

Wobei insbesondere Schwarz hervorzuheben ist, hat doch der Kombi-Weltmeister von 2021 nach drei Medaillen in Åre und zwei in Cortina nun erneut zwei geholt. Er war zudem im Slalom als Sechster bester und hat als Vierter in der Abfahrt und Sechster im Super-G Fortschritte in den Speeddisziplinen erkennen lassen.

Technikerinnen abgeschlagen

Nicht gut gelaufen ist es für die Technikerinnen, sie haben die geringen Erwartungen quasi erfüllt, kein Top-Ten-Ergebnis erzielt. Katharina Liensberger bestätigte nach dem Goldmärchen in Cortina diesmal ihre über die Saison gezeigte Unform mit den Plätzen 24 und 20. Bezeichnend für die allgemeine Schwäche war, dass im Slalom mit vier Starterinnen nicht einmal das Kontingent ausgeschöpft wurde.

Aufgezeigt hat mit Julian Schütter ein aktuell verletzter ÖSV-Läufer. Der Steirer hat einen von mittlerweile hunderten Wintersportathleten aus zwei Dutzend Nationen unterzeichneten offenen Brief in Courchevel an die Fis übergeben. Gefordert wird darin eine Nachhaltigkeitsstrategie, Klimaneutralität bis 2035, ein Rennkalender mit klimafreundlicheren Reiserouten und volle Transparenz.

Ambitionierte Ziele

Im STANDARD-Interview hat Fis-Präsident Johan Eliasch davon gesprochen, die Reiserouten so effizient wie möglich gestalten und den CO2-Fußabdruck bis 2030 halbieren zu wollen, gleichzeitig hält er die Expansion nach Asien und in die USA aber für wesentlich.

Die von 120.000 Zuseherinnen und Zusehern besuchte Veranstaltung in Courchevel und Méribel ist nicht zuletzt dank konstanten Hochdruckwetters ohne Komplikationen geglückt, wenngleich das in hochalpinen Lagen durchgeführte Event nicht gerade mit Schneereichtum gesegnet war. Abgesehen von ein paar Flocken während der Eröffnung fiel kein Niederschlag. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel ist nicht auszuschließen. Wahrscheinlich ist, dass die Hautevolee erleichtert aufatmet, dass Reich und Schön nun wieder vornehmlich unter ihresgleichen sind.

Debatten nahen

Die WM ist ohne großen Aufreger zu Ende gegangen. Mehr Wirbel könnte es in den nächsten Monaten geben, wenn über die Zukunft der Sorgen-Disziplinen diskutiert wird. Der ÖSV-Führung schweben für die Heim-WM 2025 in Saalbach nur noch maximal elf statt bisher 13 Bewerbe vor. Der von vielen als sportlich eher wertlos kritisierte Parallelbewerb könnte geopfert und die Kombination durch eine Teamkombination ersetzt werden. Im aktuellen Format macht der Bewerb ohne Berücksichtigung im Weltcup wenig Sinn, erst recht wenn die Anzahl an Allroundern überschaubar und die Zahl jener, die sich den Slalom schenken, groß ist. (Thomas Hirner, 19.2.2023)