Eine Komposition mit dem Titel "Und ewig grüßt der Sensenmann!" hat das ORF-Radio-Symphonieorchester noch nie in Auftrag gegeben. Das verwundert. Denn immer, wenn beim ORF der Finanzhut brennt, wird das Orchester als abzustoßender Fremdkörper klassifiziert – eine üble Tradition.

Steht auf der Einsparliste: das ORF-Radio-Symphonieorchester.
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Das RSO erfüllt einen wichtigen Teil des ORF-Kulturauftrags und wird auch von anderen Institutionen dringend gebraucht. Es bildet die konzertante Grundausstattung für das Theater an der Wien, für Musikverein und Konzerthaus, die ohne das RSO zusätzlich finanzielle Probleme bekämen. Aber all das ist den Verantwortlichen offenbar einerlei.

Populistische Abrissbirne

Sie sind natürlich dem Druck der Politik ausgesetzt. Allerdings müsste es auch der Politik ein Anliegen sein, das RSO zu retten. Wenn es ihr schon egal ist, dass mit der Liquidation des Orchesters dem zeitgenössischen Musikschaffen ein harter Schlag versetzt würde, könnte die Politik zumindest an ihr bescheidenes Image denken. Nachdem die schwarz-grüne Koalition der Wiener Zeitung eine Nahtoderfahrung beschert, wäre sie mit der Liquidierung des RSO bald als populistische Abrissbirne zu sehen. Es wäre zudem ein politisches Fantasie- und Managementversagen, keine Lösung zu finden und weiträumige Kollateralschäden in der Musikszene hinzunehmen.

Bei einer Summe von knapp neun Millionen Euro, die das RSO jährlich kostet, wäre es doch grotesk, würden vom Orchester nur noch die Signations übrig bleiben, die es einst für Ö1 aufnahm. Diese Art von einem Leben nach dem Tod hat das flexibelste Qualitätsorchester des Landes nicht verdient. (Ljubiša Tošic, 20.2.2023)