Sergej Monin, Chef von Raiffeisen Russland, steht in Kiew unter Sanktionen.

Foto: imago/ITAR-TASS

Nun hat es also Sergej Monin getroffen, den Chef der Russland-Tochter von Österreichs Raiffeisen Bank International (RBI). Die Ukraine hat ihn soeben mit zwei weiteren Vorstandskollegen auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Es ist die jüngste Hiobsbotschaft aus einer ganzen Reihe, die die RBI wegen ihres lukrativen Russland-Geschäfts ereilt. Zuvor hatte die Ukraine bereits nahezu den gesamten Wiener RBI-Vorstand für Sanktionen vorgemerkt. Vergangene Woche wurde überdies bekannt, dass auch die mächtige US-Sanktionsbehörde in Sachen RBI und Russland recherchiert.

Mit Monin trifft es nun ein Urgestein der Raiffeisen-Russland-Connection. Ganz kurz arbeitete der gebürtige Moskowiter nach seinem Studium der internationalen Wirtschaftsbeziehungen an der russischen Finanzuniversität bei der International Moscow Bank, die inzwischen in der italienischen Unicredit aufgegangen ist. Aber bald darauf, im Juni 1996, wechselte er zur ZAO Raiffeisenbank, wie die Russland-Tochter heißt. Da war er gerade 22 Jahre alt.

Begonnen mit 22 Jahren

Damals lag die Ära Putin noch einige Jahre in der Ferne; Russland war demokratisch, chaotisch und goldgräberhaft. Was Raiffeisen betraf, gab es anfänglich nicht einmal ein Büro, in dem Monin hätte arbeiten können. Also werkte er das erste halbe Jahr in Wien und London. In Moskau, zunächst im Gemeinschaftsbüro, fungierte er anfänglich als der einzige Händler des Instituts. Die saftigen Gewinne, die er sogleich einfuhr, prädestinierten ihn für Höheres: Im Jahr 1999 wurde er Chef der Treasury-Abteilung, 2003 Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Russland, 2011 schließlich Vorstandsvorsitzender.

In Monins Ära sollte die Russlandtochter stark expandieren. Im Jahr 2006 etwa kaufte sie die Impexbank von einem georgischen Multimilliardär. Sogar Ende 2021, als sich die meisten westlichen Banken wegen Putins erstem Ukraine-Feldzug 2014 längst aus Russland zurückgezogen hatten, erwog Monin noch, das russische Privatkundengeschäft der US-Citibank zu übernehmen. Das war knapp vor Kriegsausbruch, im Februar 2022.

Rotwein aus Bordeaux, Weißwein aus Burgund

Privat hat der heute 49-Jährige eine Schwäche für französische Weine, Roten aus Bordeaux und Weißen aus Burgund. Außerdem gibt der verheiratete Familienvater gern zu Protokoll, sich mit moderner Philosophie zu beschäftigen. Vielleicht sollte er auf klassische umsatteln und ein paar Stoiker lesen. Er wird es in nächster Zeit wohl brauchen können. (Joseph Gepp, 21.2.2023)