Microsoft geht im Kampf um Browser-Marktanteile aggressiver vor.

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Es ist unter PC-Bastlern ein Running Gag: Demnach erfüllt Microsofts Edge nur den Zweck, auf neu aufgesetzten Systemen Googles Chrome herunterzuladen. Das mag nicht besonders fair sein, gilt Edge seit der Umstellung auf Chromium doch als durchaus sehr guter Browser.

Dennoch kommt Microsofts Tor in die weite Welt des Internets nicht recht vom Fleck, und der Browser aus Redmond grundelt bei 4,46 Prozent Marktanteil herum, während Konkurrent Chrome den Markt unangefochten mit 65,4 Prozent dominiert.

Das weiß man natürlich auch bei Microsoft, und deshalb versucht man jetzt offenbar, User mit aggressiveren und vor allem lästigen Methoden am Download von Chrome zu hindern. Wie die Tech-News-Seite "Neowin" berichtet, erscheinen nun zwei unterschiedliche Banner, wenn man in Edge versucht, Chrome herunterzuladen.

Gibt man nur den Suchbegriff "Chrome Download" ein, wird eine Werbung für Edge eingeblendet.
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Der erste Hinweis erscheint, sobald die Chrome-Website geladen wird, der zweite, ein großes Banner am oberen Bildschirmrand, wird angezeigt, sobald der Chrome-Download beginnt. Microsoft manipuliert also die Downloadseite von Chrome, sobald sie im hauseigenen Browser abgerufen wird.

Banner soll Nutzer vom Download abhalten

Damit die Nachricht auch garantiert ankommt, versucht man Chrome als weniger sicher darzustellen. Auf dem Banner steht, dass Edge die gleiche Technologie wie Chrome verwendet, mit dem "zusätzlichen Vertrauen von Microsoft". Welche Qualitätskriterien sich hinter dem "Vertrauen von Microsoft" verbergen, bleibt unklar.

Bei "Neowin" kommentiert man den Versuch Microsofts, den Chrome-Download schlechtzureden, bissig und spekuliert, dass "Vertrauen" vielleicht bedeuten könnte, dass man zwangsweise mit "empfohlenen Inhalten" und der ebenfalls wenig populären Suchmaschine Bing beglückt wird, der Computer eine Verbindung zu Werbeanbietern herstellt oder die Tatsache, dass man Edge nicht vom Computer entfernen kann.

Möglicher Testballon

Fairerweise muss aber auch dazugesagt werden, dass Google ebenfalls Werbung für den eigenen Browser macht. Diese wird aber nicht auf Fremd-Websites ausgespielt, sondern erscheint nur auf den eigenen Diensten von Google. Auch das Microsoft-Banner dürfte nur einer begrenzten Zahl von Edge-Insidern in bestimmten Regionen angezeigt worden sein. Es ist also gut möglich, dass es sich nur um einen Versuch handelte. Jedenfalls sind die Banner aus den meisten Versionen von Edge verschwunden.

Reproduzierbar war aber ein anderer Versuch, Nutzer vom Download von Chrome abzuhalten. Öffnet man Google in Edge und gibt den Suchbegriff "Chrome Download" ein, erscheint ein Hinweis, wonach der Download eines anderen Browser "nicht nötig" sei. (red, 22.2.2023)