Künstliche Intelligenzen (KIs) mögen hilfreich sein, sie haben aber kein Bewusstsein. Und manchmal malen sie auch sehr schöne Bilder von Robotern, die nur ein Bein haben.


(Dieses Bild wurde mit der Bilder-KI Midjourney generiert. Der Prompt lautete: "a robot sitting in front of a laptop on a green lawn, an office building in the background. The sky is blue, the sun is shining, in the style of microsoft windows --ar 16:9)

Foto: Midjourney/Stefan Mey

Eine geschlossene Preview dient dazu, Software vor deren Veröffentlichung im kleinen Kreis zu testen. Was "klein" im Fall der Hype-Anwendung ChatGPT bedeutet, belegen aktuelle Zahlen des Tech-Konzerns Microsoft: Am Preview der Integration von ChatGPT in die Suchmaschine Bing haben über eine Million Menschen aus 169 Ländern teilgenommen. Dabei hat Microsoft auch reichlich Feedback gesammelt.

Die pöbelnde KI

So heißt es in einem Blogbeitrag des Konzerns, dass die Userinnen und User auf 71 Prozent der Antworten ein "Daumen hoch" gegeben haben, mit den Ergebnissen also zufrieden sind. Zugleich wird betont, dass man "gutes Feedback für Verbesserungen" erhalten habe. Auch der STANDARD berichtete, dass Bing von den Chats mit den Userinnen und Usern teils überfordert war – so wurden diese von der künstlichen Intelligenz (KI) zum Teil beleidigt und belogen.

In besagtem Blogpost gibt sich der Konzern für eben dieses Feedback dankbar, zumal hier mit echten Menschen Situationen getestet wurden, die in der Theorie nicht ermöglicht werden können. Dabei ist man erstens zu der Erkenntnis gelangt, dass längere Sessions die KI "verwirren" können und dass es daher eine Funktion braucht, mit der das Gespräch einfach mit neuem Kontext von vorne begonnen werden kann.

Zweitens kopiert die KI den Stil des Fragenden, was zu Antworten führen kann, die so nicht intendiert waren. Oder, anders gesagt: Füttert man die KI lange genug mit Ausdrücken wie "Adolf", "Hitler" und dem entsprechenden Kontext, dann hat man sie irgendwann so weit, dass sie politisch unkorrekte Aussagen über den Nationalsozialismus tätigt.

Eine KI hat kein Weltbild

Dabei muss generell ein Schritt zurückgegangen werden, wenn in Artikeln wie diesem irrtümlich Wörter wie "verwirren", "beleidigen" und sogar "Intelligenz" verwendet werden. Denn die KI ist nicht intelligent im menschlichen Sinne, sie hat kein Bewusstsein, keinen eigenen Charakter und kein Weltbild. Sie kann Situationen nicht selbstständig einschätzen. Vielmehr handelt es sich um neuronale Netzwerkstrukturen, die mit einem Datenpool trainiert wurden, wie Thomas Lutz, Unternehmenssprecher von Microsoft Österreich, erläutert: Die künstliche Intelligenz ist mit der menschlichen nicht vergleichbar.

Aus dieser Erkenntnis könne man auch die oft gehegte Angst entkräften, dass die Maschine den Menschen ersetzt. Denn die KIs können repetitive, eintönige und stumpfsinnige Arbeiten erledigen, die Stärken der Menschen liegen in Empathie, Kreativität und der Erfassung komplexer Zusammenhange. "Wenn die Maschinen bessere Maschinen werden, müssen die Menschen bessere Menschen werden", sagt Lutz. Die beste Kombination ergebe sich, wenn Mensch und Maschine gemeinsam arbeiten.

Von Teams über Office bis Windows

Dementsprechend scheint derzeit kaum eine Woche zu vergehen, ohne dass neue KI-Lösungen präsentiert werden, zwischen den Konzernen scheint ein regelrechtes Wettrüsten entbrannt zu sein. So hieß es am 28. Februar, dass Microsoft die Bing-KI ab sofort direkt in Windows 11 einbaue.

Zuvor waren bereits Integrationen in Word, Powerpoint und Outlook angekündigt worden, in Online-Meetings – MS Teams ebenso wie Skype – sollen die KI-Assistenten ebenfalls zum Einsatz kommen. Was das bringen soll? Als Beispiel skizziert Lutz die Planung einer Urlaubsreise via Skype. Die KI könnte hier als ein weiterer Teilnehmer hinzugeschalten werden, der etwa fehlende Sehenswürdigkeiten in der Reiseroute ergänzt und die Tour entsprechend adaptiert.

Wettrennen der Konzerne

Indes stellte auch Google Anfang Februar mit "Bard" einen ChatGPT-Konkurrenten vor, der in die Suchmaschine integriert werden soll, und zeigte wenig später weitere KI-Features, die in diverse Produkte des Konzerns integriert werden. Ebenso sind die Facebook-Mutter Meta und der chinesische Konzern Tencent in das Rennen eingestiegen.

Welche dieser Funktionen in ein paar Tagen wirklich genutzt werden und wie sich die Systeme im Alltag durchsetzen, das ist derzeit wohl eine der spannendsten Fragen der gesamten Tech-Branche. (stm, 2.3.2023)