Cate Blanchett ist eine Maßschneiderin des Schauspiels.

Foto: Reuters/Fabrizio Bensch

Cate Blanchett ist eine Gigantin. Naheliegend, dass sie in Todd Fields Oscar-Kandidaten Tár eine solche spielt. Die Rolle der Dirigentin Lydia Tár, die an ihrer Egozentrik zugrunde geht, ist Blanchett wie der Maßanzug auf den Leib geschnitten. Ihren dritten Oscar bekommt sie dafür vermutlich auch.

Wie die fiktive Lydia Tár kommt Blanchett aus einfachen Verhältnissen. 1969 in Melbourne geboren, ist sie eines von drei Kindern einer australischen Lehrerin und eines texanischen Vaters. Der starb, als Blanchett zehn Jahre alt war – eine Herausforderung für die alleinerziehende Mutter. Mit 17 reiste der punkige, kunstaffine Teenager nach Europa und Nordafrika. Anschließend begann Blanchett ein Schauspielstudium in Sydney.

Universal Pictures Germany

1992 folgten erste Rollen an der Sydney Theatre Company, mit der Blanchett bis heute verbunden ist. Die Bühne sei, so die Schauspielerin, die 2012 mit Botho Strauß’ Groß und Klein in Wien gastierte, wegen des Kontakts zum Publikum nach wie vor ihre erste Liebe. Auch ihren Partner fand sie am Theater: 1997 heiratete sie den Dramatiker und Theaterregisseur Andrew Upton. Die Ehe hat Blanchetts Weltruhm standgehalten. Das Paar hat drei Buben, eine adoptierte Tochter und arbeitet immer wieder gemeinsam an Theaterprojekten mit der Sidney Theatre Company.

Kühl wirkende Filmpräsenz

Ein Jahr nach der Hochzeit kam der internationale Durchbruch der fast Dreißigjährigen in Shekhar Kapurs Film Elizabeth. Blauen Blutes und immer auf den Punkt sind auch viele ihrer weiteren Rollen: Die der Elbenkö nigin Galadriel in Herr der Ringe (2001) oder als Schauspieladel Katherine Hepburn in The Aviator (2004), für die sie ihren ersten Oscar erhielt.

Auch Diversität prägt ihre oft kühl wirkende Filmpräsenz: In Todd Haynes I’m not there (2007) spielt sie Bob Dylan, in der von ihr koproduzierten Serie Mrs. America die Antifeministin Phyllis Schlafly. Spielerisch ist Blanchett auf der Bühne, im Programmkino und im Multiplex-Kino daheim.

2014, nach einer fünfjährigen Filmpause, erhielt sie für Blue Jasmine den zweiten Oscar. Mit Carol (2015) wurde Blanchett dann zur Queer-Ikone. Die Liebe zwischen einer feinen Dame (Blanchett) und einem Mädchen (Rooney Mara) spiegelt sich nun verzerrt in der Obsession, die Lydia Tár für ihre jungen Elevinnen hegt. Die Rolle der übergriffigen Lesbe in Tár hat auch Kritik hervorgerufen, doch Blanchetts Spiel lässt sich nicht darauf reduzieren. (Valerie Dirk, 1.3.2023)