Beim Onlinebanking sind Frauen in Österreich top. Mangels Finanzwissen wagen sich aber wenige an Investmentprodukte heran.

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Frauen arbeiten öfter in Teilzeit und sind damit auch von Altersarmut stärker betroffen. Dass sie sich nach finanzieller Unabhängigkeit sehnen, ist verständlich. Zu diesem Schluss kommt auch die Umfrage "Womenomics" von Mastercard, die anlässlich des Frauentags erstellt wurde. Sieben von zehn in Österreich lebenden Frauen zählen finanzielle Unabhängigkeit demnach zu einem der Hauptziele in ihrem Leben. Dennoch fühlt sich ein Viertel der Frauen in Österreich – das sind rund 580.000 – finanziell abhängig.

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DER STANDARD

Unerreichbares Ziel

Ein Grund dafür ist laut der Umfrage der starke Einkommensunterschied zwischen den Geschlechtern, der in Österreich besonders ausgeprägt ist. 62 Prozent der 12.000 befragten Frauen im Alter von 25 bis 75 Jahren aus zwölf europäischen Ländern denken sogar, dass sie niemals wirtschaftlich unabhängig sein werden. Der Grund liegt für 53 Prozent der Betroffenen an zu geringem oder gar keinem Einkommen. 57 Prozent sind auf monetäre Unterstützung durch andere angewiesen.

64,7 Prozent der Befragten aus Österreich sind der Meinung, dass Frauen in Österreich stärker finanziell abhängig sind als Männer – lediglich vier Prozent denken, dass Frauen mehr Unabhängigkeit genießen. Die beiden Hauptgründe für diese Unausgewogenheit sind höhere Gehälter für Männer (66,2 Prozent) und der Umstand, dass Frauen vermehrt unbezahlte Arbeit, wie die Pflege von Kindern oder Alten, leisten.

Somit gehört Österreich im europäischen Vergleich (Europa: 51,5 Prozent) mit Italien (66,4 Prozent) und Deutschland (62,4 Prozent) zu jenen Ländern, in denen die Gehaltslücke zwischen Männern und Frauen besonders groß ist.

Zugriff auf Erspartes für laufende Kosten

Immerhin 65 Prozent der in Österreich lebenden Frauen haben Erspartes oder Investments. Damit liegen wir, gemeinsam mit Portugal, vor den anderen Märkten (Europa: 59 Prozent). Jede zweite Frau musste jedoch bereits schon auf ihre Ersparnisse zurückgreifen, um Rechnungen zu bezahlen – bei jungen Frauen ist der Anteil mit 53,8 Prozent sogar noch höher. Ein finanzielles Polster anzulegen ist aber nicht allen Frauen möglich: 23,8 Prozent können nur weniger als fünf Prozent ihres Monatseinkommens zur Seite legen, und 16 Prozent bleibt am Monatsende nicht genug, um überhaupt etwas zu sparen.

Mangelndes Wissen

Ein weiterer Grund für die geringere finanzielle Unabhängigkeit mag der Mangel an Finanzwissen sein: 32,1 Prozent der Befragten aus Österreich gaben an, wenig oder gar kein Know-how bezüglich Finanzen zu haben. Dabei fehlt es besonders an Wissen zu Investments (45,5 Prozent) und Steuern (41,7 Prozent).

Im europäischen Vergleich schneiden die in Österreich lebenden Frauen jedoch gut ab, denn europaweit gaben gleich 43,9 Prozent an, nicht genug über Finanzen zu wissen. Besonders gering ist der Wissensstand in Italien (71 Prozent) und Spanien (70 Prozent), am besten informiert sind indessen Frauen in Serbinnen und Kroatien.

Ausgaben teilen

Acht von zehn Frauen (80,5 Prozent) in Österreich wünschen sich, dass Haushaltsausgaben in einer Partnerschaft geteilt werden. Die Realität zeigt ein anderes Bild: Nur 44 Prozent der Befragten teilen die Ausgaben im Haushalt gleichmäßig auf, 36 Prozent tragen alle Ausgaben allein, und sieben Prozent übernehmen zumindest den Großteil. Bei zwölf Prozent tragen andere Personen den überwiegenden Teil der Haushaltausgaben. Europaweit gibt es eine Kluft zwischen dem Wunsch nach geteilten Kosten (81 Prozent) und der Wirklichkeit (46 Prozent). Spitzenreiter sind Frauen in Österreich hingegen bei der Nutzung von Onlinebanking. (Bettina Pfluger, 7.3.2023)