Warum Geld für Trockenfrüchte ausgeben, wenn man das Ganze auch selbst machen kann? Dachte ich mir eines Sommertages, nachdem ich vom türkischen Wochenmarkt zurückkam. Einfach langsam im Ofen trocknen, hieß es im Internet, oder – schonender und nachhaltiger – für ein paar Stunden in den Dörrofen legen. Online fand ich ein "kaum benutztes" Modell für 25 Euro, und schon einen Tag später befüllte ich die gitterartigen Einsätze mit Kiwi, Pfirsich und Mango. Ein paar Wochen lang dörrte ich, was das Zeug hielt. Doch als sich der Sommer mit seiner Obst- und Gemüsepracht dem Ende neigte, setzte der Dörrofen langsam Staub an. Irgendwann räumte ich ihn in die Abstellkammer, und dort steht er nun – neben meinem Waffeleisen, der italienischen Siebträgermaschine, dem Mini-Pizzaofen und dem Entsafter.

Zu viele Obst- und Gemüsereste? Dafür gibt es zum Glück noch mehr Verwertungsmöglichkeiten mit Dörrofen, Entsafter, Smoothie-Maker ...
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Für jedes Gelüst und jeden Handgriff gibt es das passende Küchengerät. Manche sind unverzichtbar und im Dauereinsatz (bei mir etwa Wasserkocher und Kaffeemühle), andere wie der Dörrofen … nun ja. Meine Oma hatte nicht mal einen elektrischen Mixer. Obers und Biskuit wurden bei ihr mit der Hand geschlagen. Heute ist die Zeit oft knapp. Kochen und Selbermachen aber liegen im Trend, und die Industrie füttert ihn mit ständig neuen Maschinen, die uns die Arbeit erleichtern oder das Nachkochen ausgefallener Speisen ermöglichen sollen. Oft geht es beim Kauf weniger ums Praktische als vielmehr um die Illusion, eine große Köchin, ein großer Koch zu sein. Jemand, der beschwingt in der Küche steht und sich mithilfe von Sous-vide-Garer oder Pastamaschine ein frisches Mahl zubereitet.

Von Erdofen bis Airfryer

Die Geschichte des Kochens, und damit auch der Küchengeräte, beginnt ziemlich primitiv: Essen wurde in Erdgruben geröstet oder über offenem Feuer gekocht. Anfangs nutzte man dafür natürliche Schalen wie Schildkrötenpanzer oder Tierhäute. Später hängte man getöpferte Gefäße über das Feuer. Die Funken flogen, die Wärme war flüchtig, und der Holzverbrauch dementsprechend hoch.

Im 16. Jahrhundert kam man auf die Idee, das Feuer einzukesseln. Drei Mauern und eine Eisenplatte – die erste Küchenmaschine, wenn man so will. Tatsächlich wurden die gusseisernen Modelle, die es ab dem 18. Jahrhundert gab, lange als "Kochmaschinen" bezeichnet. Mit diesen sogenannten Sparherden, die mit Kohle geheizt werden konnten, verschwand das offene Feuer aus den Küchen. Die vorne angebrachte Klappe sparte Energie und verhinderte, dass der Rauch durch die gesamte Wohnung zog. 1859 dann wurde das erste Patent auf den Elektroherd angemeldet.

Auch Mixer sind mittlerweile schon smart und wissen, was sie rühren sollen.
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Schon vor Entdeckung der Elektrizität gab es kleine, mechanisch betriebene Geräte wie Fleischwolf oder jene Handrührgeräte, die meine Oma zeit ihres Lebens nutzte. Mit dem Ausbau des Stromnetzes aber begann der Boom der Küchengeräte, wie wir sie heute kennen. Aus den Pfeifkesseln entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts der elektronische Wasserkocher. Anfang des 20. Jahrhunderts kamen die ersten Toaster auf den Markt, die sich vor allem in Weißbrot liebenden Ländern wie den USA und England großer Beliebtheit erfreuten.

Wer die Geschicke der englischen Adelsfamilie Crawley auf Downton Abbey verfolgt hat, wird sich an den Einzug des Toasters in die dortige Küche erinnern: "Was um Himmels willen ist das?", will der entsetze Butler wissen, als er das glänzende Gerät im Art-déco-Stil entdeckt. Die begeisterte Ausführung der Kollegin lässt ihn kalt. Wofür braucht es einen Toaster, wenn man das Brot auch einfach auf dem Grill rösten kann? Die Frage, welches Küchengerät sinnvoll und was unnützer Schnickschnack ist, wurde damals genauso wie heute diskutiert.

Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts feierte der Toaster seinen Durchbruch.
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Der Toaster zumindest setzte sich durch. 1919 ließ sich der Amerikaner Charles Strite sein Pop-up-Modell patentieren. Ähnliche findet man heute in den meisten Küchen dieses Landes. Auch der erste elektronische Standmixer (1922) und die Mikrowelle (1950), die heute in mehr als drei Vierteln aller Haushalte steht, wurden in Amerika entwickelt. Letztere durch Zufall, als Percy LeBaron Spencer gerade an Radargeräten tüftelte und dabei bemerkte, wie sein Schokoriegel in der Hosentasche schmolz.

Dem Effizienzgedanken der Amerikaner verdanken wir auch die Kitchenaid, Urmutter aller Rührmaschinen. Entwickelt wurde sie 1919 vom Ingenieur Herbert Johnston. Ursprünglich für Profibäcker, damit diese die großen Teigballen nicht mehr mühsam von Hand kneten mussten. Wäre vielleicht auch was für Hausfrauen, dachte sich der findige Johnston und brachte fünf Jahre später die kleinere Variante für den Heimgebrauch heraus. "It’s the best kitchen aid I've ever had", soll eine der Testerinnen geschwärmt haben: der beste Küchenhelfer, den sie je hatte.

Der High-End-Toaster

Knapp 50 Jahre später kam in Deutschland ein weiterer Helfer auf den Markt, der heute aus vielen Küchen nicht mehr wegzudenken ist: 1971 stellte Vorwerk seinen Thermomix vor. Nach Österreich kam der heizende Mixer erst 1999 – vielleicht weil er nicht frittieren und auch keine große Braten schmoren kann. Vor allem Corona bescherte Vorwerk goldene Geschäftsjahre: 2021 stieg der hierzulande mit dem Gerät generierte Umsatz um 45 Prozent.

Der Thermomix, die eierkochende Wollmilchsau unter den Küchenmaschinen, hat auch viele männliche Bewunderer.
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Überhaupt trieb die Pandemie die Verkaufszahlen der Küchengeräte in die Höhe. Und auch in den kommenden Jahren soll der Umsatz weiterwachsen. Kochen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Zeig mir, wie deine Küche aussieht, und ich sag dir, wer du bist. Es beginnt schon beim morgendlichen Kaffee: Vollautomat, Kapsel- oder – für echte Aficionados – verchromte Siebträgermaschine?

Ganze sechs Reihen nehmen die Kaffeemaschinen in einem zu Recherchezwecken aufgesuchten Wiener Elektrogroßmarkt ein. Eine weitere Reihe ist mit Zubehör wie Milchschäumern und Mühlen gefüllt. Dahinter kommen die Wasserkocher – simple mit nur einem Knopf, aber auch solche mit digitaler Anzeige und gradgenauer Temperaturangabe. Toaster, einst revolutionärer Luxus, gibt es in der günstigen Ausführung für schlappe 16 Euro – nebst High-End-Modellen, die mehr als das Zehnfache kosten.

Verkaufsrenner Reiskocher

Was am gefragtesten sei, will ich von der Verkäuferin wissen. So divers wie die Kochstile sind auch die Küchengeräte, die wir (meinen zu) brauchen: Reiskocher und Pizzaöfen, Pasta, Eis- und Popcorn-Maschinen, Maroniröster und Joghurtmacher. Kaffeemaschinen gehen immer, meint sie. Die häufigsten Frage aber sei: "Was hat gerade Aktion?" Wobei: Für Qualitätsprodukte wie eine Kitchenaid seien Kunden durchaus bereit, mehr Geld auszugeben.

Frittieren mit Luft (Airfryer) anstelle von Fett (Fritteuse) hat zu Hause einen unschlagbaren Vorteil: Es stinkt weniger.
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Von Kochtrends bekomme sie nicht viel mit. Die zwei Reihen mit Airfryern allerdings sind eine jüngere Ergänzung. Vor einigen Jahren begannen immer mehr Tiktok-Stars mit der Heißluftfritteuse zu kochen. Die Verkaufszahlen schossen durch die Decke. Im Elektromarkt sieht sich ein älteres Ehepaar bei den Airfryern um. Ein ganzes Huhn könne man darin machen, erzählt die Frau begeistert. Da die "gerade in Aktion sind", wollen sie sich ihren zweiten anschaffen. Bei der großen Mehrheit dürfte die Fritteuse jedoch zu den Geräten gehören, die nach kurzer Anfangseuphorie in der Abstellkammer landen.

Wer Interesse an einem Dörrofen hat, kann sich gerne melden! (Verena Carola Mayer, 15.3.2023)