Dass Forstarbeit auch Frauensache ist, zeigt Helena Zechner, Absolventin des Holztechnikums Kuchl, regelmäßig in ihrem Wald.
Foto: Waldverband Steiermark

Immerhin 30 Prozent der österreichischen Waldbesitzer und -besitzerinnen sind weiblich. Flächenmäßig gehören den Eigentümerinnen 23 Prozent der privaten Waldflächen. Schaut man, wer die Wälder bestellt oder dort mit Motorsäge und Sappie arbeitet, sind Frauen jedoch weiterhin extrem in der Minderzahl. 1208 Förster standen im Jahr 2019 gerade einmal 49 Försterinnen gegenüber.

Bei den Forstwarten kamen auf 428 männliche gerade einmal sechs weibliche. Sonstige Tätigkeiten im Forstsektor zeichnen das gleiche Bild. Dabei ist das Interesse von Frauen für Wald und Forst da: Bei Fachschulen, Kursen und den Studiengängen des Wald- und Holzsektors der Universität für Bodenkultur (Boku) ist im Schnitt mehr als ein Viertel der Teilnehmenden weiblich.

Eine prominente Forstwirtschaftsabsolventin ist Maria Patek, Leiterin der Sektion Forstwirtschaft und Nachhaltigkeit im Land- und Forstwirtschaftsministerium. Patek, die von 2019 bis 2020 in der Fachregierung rund um Kanzlerin Brigitte Bierlein Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus war, hatte schon in den 1970er-Jahren den Schritt in die männlich dominierte Forstwirtschaft gewagt.

Trotz bester Ausbildung und Praxiskenntnissen sei ihr Berufseinstieg schwierig und von Vorurteilen geprägt gewesen, erzählte sie bei der Festveranstaltung zu 100 Jahre Frauenstudium an der Boku im Jahr 2019. Nicht zuletzt aus diesen Erfahrungen heraus wurde damals mit dem Bundesforschungszentrum für Wald ein Forschungsvorhaben zu Frauenmentoring in der Forstwirtschaft gestartet und ein Pilotprojekt durchgeführt.

Bessere Vernetzung für Frauen

Die Forstwirtschaft sei eine traditionell geprägte Branche: Je näher man zur praktischen Arbeit komme, desto weniger Frauen gebe es, erklärt Dagmar Karisch-Gierer, die an der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl in der Steiermark Qualitätsbeauftragte ist und Kleinwaldbesitzerinnen und -besitzer betriebswirtschaftlich berät. Auch in Sitzungen diverser Gremien sei sie früher meist die einzige Frau gewesen, erinnert sie sich.

Alexandra Frewein, Vorstandsmitglied des Waldverbandes Steiermark, in Sicherheitsausrüstung auf ihrem Traktor.
Foto: Waldverband Steiermark

Vor 20 Jahren gründete sie deshalb mit Maria Patek und Hermine Hackl, die damals die Kommunikationsabteilung des Hauptverbands der Land- und Forstwirtschaftsbetriebe Österreichs leitete, den Verein Forstfrauen. "Wir wollten nicht etwas gegen die Männer tun, wie von diesen befürchtet wurde, sondern für uns Frauen", sagt Karisch-Gierer. Die Aktivitäten umfassen Vernetzung, Weiterbildung, Erfahrungsaustausch, Waldexkursionen für Frauen und die Organisation der internationalen Forstfrauen-Konferenz.

Die Forstfrauen initiierten unter anderem das Projekt Fem4Forest mit 14 Partnerorganisationen aus zehn Ländern des Donauraumes, das über das Programm Interreg Danube Transnational finanziert und Ende 2022 abgeschlossen wurde. Es verfolgte das Ziel, Waldbesitzerinnen bei der Steigerung des Einkommens aus ihrem Wald und Forstmitarbeiterinnen auf ihrem weiteren Berufsweg zu unterstützen.

Frauen in die Forstwirtschaft

Nach einer Studie über die Situation der Frauen in der Forstwirtschaft wurden für die beteiligten Länder Fahr- und Maßnahmenpläne entwickelt, wie die Position der Frauen in der Forstwirtschaft jeweils verbessert werden kann. Dazu zählen Werbekampagnen, Veranstaltungen, Mentoring-Programme, Ausbildungen oder Waldspaziergänge, um Frauen auf diese Branche und die Öffentlichkeit auf die Arbeit der Frauen im Forst aufmerksam zu machen.

Die Förderung von Frauen in der Forstwirtschaft sei einerseits für die Frauen selbst wichtig, sagt Projektleiterin Nike Krajnc, die am Slowenischen Forstinstitut forscht. Aber auch der Wald, die Forstwirtschaft und die Gesellschaft würden davon profitieren. "Frauen bringen eine andere Sichtweise mit, und sie stufen die Bekämpfung des Klimawandels und Umweltfragen höher ein als Männer. Für eine nachhaltigere Forstwirtschaft brauchen wir folglich die Frauen", erklärt sie. Und das nicht nur im Donauraum. Deshalb wurde vor wenigen Monaten der internationale Dachverband Women in Forestry International (Wofo) gegründet.

Die Forstwirtschaft gilt als traditionell geprägte Branche.
Foto: Waldverband Steiermark

Der Wald braucht Vielfalt

Dass der Wald und damit die Forstwirtschaft mit großen Herausforderungen konfrontiert ist, liegt auf der Hand: der Klimawandel mit seinen Folgen wie Trockenheit, Hitze, Stürmen und Waldbränden; der Verlust an Biodiversität; die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen; neue Formen der Freizeitgestaltung in der Natur.

Um diese Herausforderungen zu meistern, "müssen wir alle an Bord holen", fordert etwa auch Alice Ludvig, Forscherin am Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik der Boku Wien, wie sie bei der Jahreskonferenz der International Union of Forest Research Organizations, kurz IUFRO, im Vorjahr ausführte. Die IUFRO ist ein internationales Netzwerk von Waldforschungsorganisationen mit Sitz in Wien und hat sich zur Aufgabe gestellt, sich auch in den eigenen Reihen um mehr Diversität zu bemühen.

Diversität in Sachen Gender, aber auch geografische und kulturelle Vielfalt seien fundamental für die Organisation, "denn sie wirkt sich auf die Qualität und Relevanz unserer Wissenschaft aus", betonte IUFRO-Präsident John Parrotta bei der Diskussion des Themas im Rahmen der Konferenz. Die Arbeitsgruppe Geschlechtergleichstellung erarbeitet daher einen Aktionsplan, der bei der IUFRO-Konferenz im Juni 2024 in Stockholm diskutiert und beschlossen werden soll.

Je näher man zur praktischen Arbeit komme, desto weniger Frauen gebe es, erklärt Dagmar Karisch-Gierer, die Qualitätsbeauftragte an der Forstlichen Ausbildungsstätte Pichl in der Steiermark.
Foto: Waldverband Steiermark

Kampf gegen Vorurteile

Schweden sei dafür ein guter Ort, denn dort sei man in diesem Bereich schon viel weiter, sagt Barbara Öllerer. Sie forscht ebenfalls am Boku-Institut für Wald-, Umwelt- und Ressourcenpolitik und hat mit Frauen in Forst-Führungspositionen qualitative Interviews zu Karrierehürden und der Frage, wie diese überwunden werden können, durchgeführt. Wenig überraschend werden familiäre Betreuungspflichten von Frauen gerne als Hinderungsgrund für Karriereschritte vorgebracht. Bis heute gilt Forstarbeit zudem als schwer und gefährlich und deshalb als ungeeignet für Frauen.

"Aber heute sind mehr Maschinen und Geräte im Einsatz, außerdem ist schwere körperliche Arbeit auch für Männer auf die Dauer belastend", wirft Öllerer ein. Sie kennt die forstliche Praxis aus eigener Erfahrung von ihrer Arbeit im elterlichen Wald. Um Frauen und andere unterrepräsentierte Gruppen in der Forstwirtschaft zu fördern, brauche es Bewusstseinsschulungen, Quoten und Gender-Budgeting, lautet ihre Erkenntnis aus den Interviews.

Todora Rogelja von der Universität Padua und Ida Wallin von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften haben gleich Nägel mit Köpfen gemacht und entwickeln einen Onlinekurs für Gender, Gleichstellung und Diversität in der Forstwirtschaft. Wer sich dafür interessiert, muss sich allerdings noch gedulden. Er wird am 8. März 2024 starten. (Sonja Bettel, 21.3.2023)