Die Credit Suisse ist derzeit angeschlagen.

Foto: REUTERS / JONATHAN DRAKE

Zürich – Die angeschlagene Großbank Credit Suisse will sich bis zu 50 Milliarden Franken (rund 50,7 Milliarden Euro) von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) leihen. Das teilte das Institut am frühen Donnerstagmorgen in einer Ad-hoc-Mitteilung mit. Damit würden "entschlossene Maßnahmen zur präventiven Stärkung" der Liquidität ergriffen. Diese zusätzliche Liquidität würde das Kerngeschäft und die Kunden der Credit Suisse unterstützen.

Die geplante Anleihe sei "vollständig durch erstklassige Vermögenswerte gesichert". Die Aktien der Bank waren am Mittwoch in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief gefallen. Zuvor hatten die SNB und die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma mitgeteilt, dem Finanzinstitut bei Bedarf Liquidität zur Verfügung zu stellen. Es gebe aktuell zudem keine Hinweise auf eine direkte Ansteckungsgefahr für Schweizer Institute aufgrund der Probleme der US-Banken, hieß es weiter.

Beruhigung der Kunden und Kundinnen

Die Großbank teilte außerdem mit, zwei Barangebote für auf US-Dollar und Euro lautende vorrangige Schuldverschreibungen im Gesamtwert von rund drei Milliarden Franken zu unterbreiten. Bankchef Ulrich Körner sagte der Mitteilung zufolge: "Mit diesen Maßnahmen stärken wir die Credit Suisse im Rahmen unseres strategischen Wandels, um für unsere Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen. Wir danken der SNB und der Finma für die Umsetzung unseres strategischen Wandels."

Mit der Inanspruchnahme der SNB-Fazilität im Rahmen der "Covered Loan Facility" in Höhe von 39 Milliarden Franken werde die Liquiditätsquote nun unmittelbar gestärkt, betonte die Credit Suisse. Die Liquiditätsquote (LCR) habe per Dienstag bei 150 Prozent gelegen – dies nach 144 Prozent mit Jahresende. Verlangt wird vom Regulator eine LCR von 100 Prozent.

Gleichzeitig sei die CS gegenüber langfristigen Zinsrisiken "konservativ positioniert", hieß es weiter. So sei das Volumen an längerfristig laufenden festverzinslichen Wertpapieren "nicht materiell" im Vergleich mit dem gesamten Portfolio an hochliquiden Vermögenswerten. Zudem seien diese Papiere gegen Zinsschwankungen vollständig abgesichert. Die US-Bank SVB war nicht zuletzt wegen eines hohen Altbestandes an relativ niedrig verzinsten Wertpapieren in Schwierigkeiten geraten.

Credit Suisse hatte bereits am Mittwoch versucht, die Bankkunden und Bankkundinnen zu beruhigen. Es handle sich um eine "sehr gut kapitalisierte Bank", betonte der Chef der Credit Suisse Schweiz, André Helfenstein, in einem Interview des Schweizer Senders Blick TV. Der Kurseinbruch gehe darauf zurück, dass die Bankentitel wegen der Probleme von US-Regionalbanken unter Druck stünden.

Lindner: "Deutsches Kreditwesen ist stabil"

Der deutsche Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatte am Mittwochabend mit Blick auf die Unsicherheit im Bankensektor die Stabilität des deutschen Kreditwesens hervorgehoben. "Die Bundesregierung ist mit allen Beteiligten in einem ständigen und intensiven Austausch", sagte der FDP-Vorsitzende in der ARD-Sendung "Maischberger". "Wir haben mit der Bafin eine leistungsfähige Finanzaufsicht, und wir haben die Bundesbank, die ebenfalls eine stabilitätspolitische Tradition hat. Wir können deshalb sehr klar sagen: Das deutsche Kreditwesen – private Banken, Sparkassen, genossenschaftliche Institute – ist stabil. Und dafür sorgen wir auch weiter."

Unsicherheit im Bankensektor

Der Kollaps mehrerer regionaler US-Banken hatte zuletzt Unsicherheit im Bankensektor ausgelöst. Bei der ohnehin angeschlagenen Credit Suisse schlug sich dies am Mittwoch besonders deutlich nieder. Die Aktien der Bank sackten in Zürich zeitweise um über 30 Prozent auf ein Rekordtief von 1,56 Franken (1,59 Euro) ab und schlossen zum Handelsende mit einem Rückgang um über 24 Prozent.

Ebenfalls bereits am Mittwoch hatte der Chairman der saudischen National Bank, Ammar Abdul Wahed Al Khudairy, in einem Interview mit dem Fernsehsender Bloomberg TV zusätzliche Unterstützung kategorisch ausgeschlossen. Die Bank ist Großaktionär der Credit Suisse, die im vergangenen Jahr einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken und massive Abzüge von Kundenvermögen in Höhe von 123 Milliarden vermeldet hat.

Die Bank wurde 1856 gegründet. Sie hat eigenen Angaben zufolge mehr als 50.000 Angestellte. (APA, red, 16.3.2023)