Die Künstlerin Marie Ruprecht-Wimmer wohnt mit Familie in einem denkmalgeschützten Haus in Aschach an der Donau. Beim STANDARD-Besuch herrschte erstaunliche Ruhe. Ist das immer so?

"Normalerweise ist es hier viel wilder, mit zwei Kindern, einem Ehemann und einem Hund, der die ganze Zeit herumrennt, aber ich wollte heute unbedingt Ruhe haben für das Interview, also habe ich sie alle zum Mittagessen weggeschickt, rüber zur Oma. Ich mag den Trubel, ich mag das Halligalli, wenn auf dem Wohnzimmerboden Lego herumliegt und die beiden Kids wieder mal Fußballstadien und fliegende Untertassen bauen. Aber, na ja, das verträgt sich nicht immer mit dem Anspruch auf Ruhe und Kontemplation, die ich zum Arbeiten unten im Atelier brauche.

Marie Ruprecht-Wimmer in ihrem Zuhause, auf das sie beim Spazierengehen gestoßen ist.
Foto: Kurt Hörbst

Wie ich die beiden Sachen dennoch unter einen Hut bringe? Man wird gelassener mit der Zeit, man lernt, dass nichts perfekt ist auf dieser Welt, sondern immer die wunderbare Summe aus vielen, vielen Kompromissen. Vor allem aber: Man wird so richtig effizient! Seit die Klara und der Severin in die Schule gehen, habe ich gelernt, meine kreative Phase auf die Zeit von acht bis 14 Uhr zu beschränken. Immer nur darauf warten, dass einen die Muse küsst? Nix da, keine Zeit! Einfach tun! Es geht.

"Das Haus hat Charakter und gibt allein durch sein Alter und durch seine archaische Form viel vor", sagt Marie Ruprecht-Wimmer über ihr Zuhause.
Foto: Kurt Hörbst

Wir wohnen in Aschach an der Donau, nur wenige Schritte vom Fluss entfernt. Dass wir dieses Haus überhaupt gefunden haben, ist purer Zufall. Im Sommer 2007 haben wir – wie so oft an den Wochenenden – die Schwiegereltern besucht, beim Spazierengehen sind wir auf dieses leerstehende Häuschen in einem der engen Gasserln gestoßen. Davor hatte eine 96-jährige Dame hier gewohnt. Es gab zwar eine Heizung, das Mauerwerk war trocken, und die Holzböden waren sehr schön. Aber die Elektrik, um nur ein Beispiel zu nennen, war vorsintflutlich, und auch beim Abbruch hatten wir alle Hände voll zu tun, denn zum Teil klebten fünf oder sechs Schichten von Teppichen und PVC-Böden übereinander.

Ein eckiges, modernes Möbelstück würde nicht dazupassen, ist Marie Ruprecht-Wimmer überzeugt.
Fotos: Kurt Hörbst

Zuerst haben wir das Obergeschoß renoviert, was eigentlich eine schöne Baustelle ohne Komplikationen war. Wir sind eingezogen, und während wir oben im ersten Stock gewohnt haben, haben wir unten das Erdgeschoß in Angriff genommen. Halleluja! Das war das reinste "Hinterholz 8"! Wenn man so ein Haus kauft und renoviert, dann weiß man eigentlich eh schon, worauf man sich einlässt, aber das hatten wir offenbar unterschätzt. Ein denkmalgeschütztes Haus zu sanieren, während man gleichzeitig darin wohnt, ist echt eine Challenge!

Das Haus hat Charakter und gibt allein durch sein Alter und durch seine archaische Form viel vor. Man kann hier unmöglich ein modernes, eckiges Möbelstück reinstellen, das würde nicht funktionieren. Und so ist die Einrichtung eher eine Mischung aus warmen, weichen, geschmeidigen Materialien, Formen und Farben. Manches ist zufällig gefunden, auf irgendwelchen Flohmärkten oder bei Antiquitätenhändlern, anderes wiederum ist gezielt gesucht und gekauft, wiederum anderes ist fast so was wie Schicksal.

"Manches ist zufällig gefunden, auf irgendwelchen Flohmärkten oder bei Antiquitätenhändlern, anderes wiederum ist gezielt gesucht und gekauft, wiederum anderes ist fast so was wie Schicksal", sagt die Künstlerin.
Foto: Kurt Hörbst

So wie der schöne Kirschholztisch, der im Wohnzimmer in der Ecke steht. Ich habe ihn nicht weit von hier in einem Garten stehen gesehen, draußen im Freien, bei Wind und Wetter, bin monatelang daran vorbeigegangen, eines Tages habe ich mich schließlich aufgerafft, den Besitzer zu fragen, ob ich ihn haben darf. Wir haben den Tisch restaurieren lassen. Es ist, als wäre er nie woanders gestanden.

Mein Mann Erhard ist ebenfalls im gestalterischen Bereich tätig, wenn auch in einem ganz anderen Job. Er arbeitet als Digital-Designer in der Automobilbranche. Und nachdem wir beide gerne Hand anlegen und unsere Handschrift hinterlassen, teilen wir uns die Einrichtung des Hauses fifty-fifty auf. Na ja, vielleicht ist die Aufteilung, wenn man ehrlich ist, eher 70:30. Na gut, den Küchenhocker hat er gekauft, damals vor ein paar Jahren. Also vielleicht doch eher 90:10. Aber es gefällt ihm! Ich glaube, ich darf für uns beide sprechen, wenn ich sage, dass wir hier total glücklich sind. Das Haus ist einfach perfekt. Jetzt würden wir es am liebsten, genau so, wie es ist, an die Côte d'Azur stellen." (Wojciech Czaja, 27.3.2023)