Auch die Französische Revolution begann mit einem Protest gegen die hohen Brotpreise. Sollten Lebensmittelpreise weiter steigen, steht uns eine Revolution ins Haus?

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Zefix und Herrschaftszeiten, ständig wird alles teurer. Das Flaschl Bier kostet 30 Cent mehr, die Gummibären 60 Cent, die Kichererbsen 25 Cent, für das Baguette drückt man 80 Cent zusätzlich ab und für den Emmentaler einen fetten Euro. Als Einzelposten würde man diese Preise vielleicht noch verkraften, zusammengenommen läppern sie sich. Und das auf unangenehme Art.

Nach dem Einkaufsmarsch durch den Supermarkt schaut man entgeistert ins Einkaufswagerl und traut seinen Augen nicht. Wenn das so weitergeht, wird man für den Erwerb eines Viertels Butter bald einen Kredit aufnehmen müssen. Hollodero und willkommen in Inflations-Country!

Schöne Schweinerei

Was unbedarfte Lebensmittelkonsumenten besonders interessiert: Wie kommen diese Preise zustande? Böse Zungen behaupten, dass sich konzerninterne Preiserfindungskommissionen in geheimen Sitzungen zusammensetzen, dreckig lachen und sich über die Kunden lustig machen: "Für die Kichererbsen drucken wir den Idioten einfach 25 Cent mehr aufs Auge, hehe." Röhrendes Gelächter im Saal.

Selbst ein wohlmeinender Patron wie Ihr Krisenkolumnist, der tief vom Glauben an die Gutherzigkeit der Lebensmittelindustrie durchdrungen ist, fragt sich in Zeiten wie diesen gelegentlich, ob wirklich alles mit rechten Dingen zugeht. Könnte es tatsächlich sein, dass der eine oder andere charmante Konzern die Inflationsumstände dazu nutzt, die Preise nach Gutdünken in die Höhe zu jazzen? Eine schöne Schweinerei wäre das, mein Lieber! Ich würde das allerdings in Anbetracht der Rechnungszettel, die man mir im Supermarkt in die Hand drückt, nicht mehr mit letzter Gewissheit ausschließen.

Brotpreis-Revolution

Aber Vorsicht. Hunger ist nicht nur der beste Koch. Er ist auch Treiber disruptiver gesellschaftlicher Umwälzungen. Die große Französische Revolution hat mit Brotpreisen begonnen, die aus dem Ruder liefen. Die Österreicher (vor allem die Niederösterreicher) lassen sich von ihren Obrigkeiten ja notorisch alles Mögliche gefallen und schlucken es auch noch halbwegs widerwillig, wenn die Inflation in Österreich ordentlich höher ausfällt, als es anderswo der Fall ist. Aber wenn dann erst einmal ein Krügel zehn und das Wiener Schnitzel fünfzig Euro kostet, könnt es ja sein, dass die Dinge selbst hierzulande einmal in Bewegung geraten. (Christoph Winder, 1.4.2023)