Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 40 Prozent.

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Sofia – Erwartungsgemäß hat die fünfte vorgezogene Parlamentswahl in nur zwei Jahren keinen klaren Wahlsieger hervorgebracht. Auf fast gleichen Zuspruch kamen am Sonntag die Mitte-Rechts-Partei GERB und das liberal-konservative Wahlbündnis PP/DB. Ersten Hochrechnungen des Meinungsforschungsinstituts "Alpha Research" zufolge entfallen auf die Reformer 26,4 Prozent der Stimmen, gefolgt von der Partei des früheren Langzeit-Premiers Bojko Borissow mit 25,5 Prozent.

Ins neue Parlament in Sofia ziehen fünf Parteien ein. Eine sechste Formation könnte knapp an der Vier-Prozent-Hürde scheitern.

Verluste für russlandorientierte Sozialisten

Die liberale Partei der türkischen Minderheit DPS ist mit 13,9 Prozent drittstärkste politische Kraft. Die antieuropäische prorussische Partei "Wazraschdane" (zu Deutsch: Wiedergeburt) legt gut drei Prozent im Vergleich zu Oktober zu und zieht mit 13,5 Prozent ins Parlament. Deutliche Verluste verzeichnet die russlandorientierten Sozialisten, die mit 9,2 Prozent die kleinste Parlamentsfraktion im neuen Parlament in Sofia stellen wird.

Unklar ist, ob die populistische Formation ITN des Showmasters Slawi Trifonow den Sprung ins Parlament schafft. Laut ersten Hochrechnungen des Meinungsforschungsinstituts "Gallup International" bekommt sie 4 Prozent.

Patt zwischen GERB und PP/DB

Die sich abzeichnende Pattsituation zwischen den verfeindeten Parteien GERB und PP/DB und das tiefe Misstrauen unter ihnen machen es fast unmöglich, im neuen Parlament eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden. Das Reformbündnis PP/DB wirft der GERB-Partei und ihres Vorsitzenden Bojko Borissow vor, für die grassierende Korruption im Land während ihrer über 10-jährigen Regierungszeit verantwortlich zu sein. Die politischen Beobachter im Land gehen davon aus, dass es im Herbst wieder zu Neuwahlen kommt, dann gleichzeitig mit den regulären Kommunalwahlen. Darauf deute auch der fade Wahlkampf.

Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 40 Prozent, was viel über die Politikverdrossenheit der Bulgaren nach zwei Jahren politischer Instabilität. (APA, 2.4.2023)