Wollen diese Demonstranten kostenlose Uzzis oder einen Typen namens Uzzi befreien? Das wissen sie selbst nicht so genau.

Foto: Devolver

Was soll der Mist jetzt schon wieder? Eigentlich wollen wir als Qualitätstageszeitung doch seriösen Games-Journalismus machen, rund um politische Debatten und irgendwas mit Cancel-Culture – und dann kommt eines Tages der Indie-Publisher Devolver daher und meint, es gebe eine ultrageheime Ankündigung, für die wir schon vorab den Code haben könnten, aber nicht erfahren dürften, was es sei ... Verdammte FOMO! Jo, natürlich wollen wir uns das nicht entgehen lassen!

Der besagte supertolle Geheimtipp entpuppt sich anschließend als "Sludge Life 2", die – wie wir dann aus der Presseaussendung erfahren – "schmutzigste First-Person-Vandalismus-Simulation seit dem ersten 'Sludge Life'". Kurz gegoogelt, was "Sludge Life" überhaupt ist ... und siehe da: ein im ersten Jahr nach dem Release gratis verfügbares Indie-Game aus dem Jahr 2020, das auf der Plattform Steam von der Community mit satten zehn von zehn möglichen Punkten ausgezeichnet wurde. Die Fortsetzung soll irgendwann dieses Jahr erscheinen. Da lohnt sich ja wohl ein Preview, oder?

DevolverDigital

Grafik zum Anspeiben

Begrüßt wird man in der Demo mit der Aufforderung, ein Passwort einzugeben. Ich probiere es mit der gleichen Zahlenkombination, die ich privat auch für meinen Aktenkoffer verwende – "1234" – und bin gleich drin im Menü, das aussieht wie ein 90er-Jahre-Desktop auf einem defekten CRT-Monitor.

Dieser NPC bittet darum, dass man seinen Pickel ausdrückt.
Foto: Devolver

Ein Stil, der sich fortsetzen soll. Die Grafik von "Sludge Life 2" sieht aus, als wäre sie in Microsoft Paint (die Windows-95-Version) gemalt. Sprachausgabe gibt es keine, die NPCs – es sollen dreimal so viele sein wie im ersten Teil – verständigen sich eher über Quietsch- und Grunzlaute, die mit Streetstyle-Untertiteln versehen sind.

Pinkelanimation und Kackspur in der Rutsche

Und was reden die Leute in "Sludge Life 2" so, worum geht es eigentlich? Nun, wir sind offensichtlich ein Typ namens Ghost, der in den "Ciggy City Suites" lebt und für einen Rapper namens Big Mud arbeitet. Dieser ist nach einer durchsoffenen Nacht verschwunden, und wir müssen ihn suchen.

Diesem Kind haben wir soeben eine Tschick geschnorrt.
Foto: Devolver

Während wir dies tun, treffen wir in den anderen Zimmern der Wohnanlage – benannt nach einer Zigarettenmarke, die besonders bei Kindern sehr beliebt ist – auf allerlei komische Gestalten: Einer lebt mit dutzenden Katzen, die seine Badewanne als Katzenkistl verwenden. Ein anderer hat aus seiner Badewanne getrunken und liegt nun mit Übelkeit im Bett. Wieder jemand will mit dem Rauchen aufhören und schnorrt uns gleich um eine Tschick – die Währung dieses famosen Games – an.

Ohne Worte.
Foto: Devolver

In einer Rutsche sitzt jemand, der seine Windel nicht angezogen und folglich eine meterlange Kackspur hinterlassen hat. Betreten wir ein Häusl, so startet automatisch eine pixelige Pissanimation, mit der wir die Umgebung beglücken können. Und Extrapunkte gibt es, wenn man die Wände der potthässlichen Anlage mit dem eigenen Graffiti "verschönert".

Jedes Produkt hat eine Zielgruppe

So, das war es. Das war mein Preview-Bericht zu "Sludge Life 2". Ach so, ein Fazit wollen Sie auch noch hören? Okay, bitte sehr: Es gibt wohl für jedes Produkt, für jedes Game eine spezifische Zielgruppe. Das dürfte auch bei "Sludge Life" so gewesen sein und für den Nachfolger ebenso gelten. Ob man mit dem – öhm ... – "unorthodoxen" Stil etwas anfangen kann, muss man selbst entscheiden.

Vermutlich gibt es Menschen, die Kackspuren, rauchende Kinder und Pissanimationen zum Schreien komisch und die grafische Gestaltung besonders kreativ finden. Diesen Leute dürften sich auf "Sludge Life 2" sehr freuen – und können sich die Wartezeit mit besonders freshem Hip-Hop aus Wien vertreiben. Oder sie gehen auf die offizielle Website des Games und verbringen den restlichen Tag damit, lästige Pop-ups zu schließen. (Stefan Mey, 7.4.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Ein Code für die Demo von "Sludge Life 2" wurde von Devolver zur Verfügung gestellt.