42,195 Kilometer – das ist die wichtigste Zahl für Marathonläuferinnen und Marathonläufer. Diese Königsdisziplin gilt es beim Wien-Marathon am Sonntag zu bezwingen. Zu rund 40 Jahren Wiener Marathongeschichte gibt es aber noch viel mehr Zahlen und Daten. Wann hagelte es, wann stiegen die Temperaturen auf fast 30 Grad? Und: In welchen Jahren boomte die volle Marathondistanz am meisten – und was hat das mit Haile Gebrselassie und Paula Radcliffe zu tun? Ein Marathon in Zahlen.

Fangen wir mit dem Klassiker der Zahlenspielereien an: Gut 60.000 Bananen und 50.000 Liter an Elektrolytgetränken werden an den Verpflegungsstationen entlang der Strecke an die Läuferinnen und Läufer der vollen und der halben Marathondistanz sowie an Staffelläuferinnen und Staffelläufer ausgeteilt, damit ihnen die Energie nicht ausgeht. Nicht unwesentlich: 188 Mobilklos stehen entlang der Strecke.

Selbst wenn es sich beim Laufen nicht immer so anfühlt: Insgesamt gilt der Wien-Marathon als eher flach – besonders im Vergleich zu hügeligen Läufen wie dem Boston-Marathon. Zwei etwas steilere Anstiege gilt es in Wien mit möglicherweise müden Beinen dennoch zu bewältigen.

Los geht's – aber bloß nicht zu schnell.
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Der höchste Punkt liegt zwischen Kilometer 17 und 18 an der äußeren Mariahilfer Straße auf der Höhe Staglgasse. Ab da geht es dann bergab in Richtung Halbmarathon-Ziel. Für Marathonläuferinnen und Marathonläufer ist dann aber erst die Hälfte geschafft. Durchhalten!

Noch einmal zurück zum Start: Viele lassen sich von der Euphorie der ersten Kilometer mitreißen, was sie später bitter bereuen. Im Schnitt sind die ersten fünf Kilometer – also vom Start auf der Reichsbrücke bis in den Prater hinein – mit recht ambitionierten 11,2 km/h die schnellsten.

Dieses Tempo können viele aber nicht über die volle Distanz halten. Am langsamsten sind die Läuferinnen und Läufer daher wenig überraschend am Schluss, also zwischen Kilometer 35 und 40, wo die Durchschnittsgeschwindigkeit deutlich geringer ist und nur noch bei 9,6 km/h liegt. Aber dann ist das Ziel nah und die letzten Kräfte werden mobilisiert, der Schlusssprint wird ein bisschen schneller absolviert.

Anfang der 2000er-Jahre gab es bei der Anzahl der Finisherinnen und Finisher des Marathons Rekorde. Damals kamen in mehreren Jahren in Folge sehr viele Läuferinnen und Läufer ins Ziel. Das könnte am damaligen Laufboom – ausgelöst durch den "Laufpapst" Ulrich Strunz – gelegen haben, mutmaßt man bei der Organisation des Vienna City Marathon (VCM).

Ein weiterer Boom ist 2013 bemerkbar. Das war ein Jubiläumsjahr, vonseiten des VCM glaubt man, dass der Grund für besonders viele Finisherinnen und Finisher auch ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen der Lauflegenden Haile Gebrselassie und Paula Radcliffe über die Halbdistanz im Vorjahr gewesen sein könnte. Dafür gab es viel mediale Aufmerksamkeit. Möglicherweise hat das viele zum Laufen motiviert.

Allerdings: Die Anmeldung zum Marathon ist nur ein erster Schritt, bis zum Überqueren der Ziellinie kann viel passieren. Nicht jeder, der angemeldet ist, kommt am Ende im Ziel an. Das kann daran liegen, dass man krank oder verletzt ist und gleich gar nicht an den Start geht.

Das kann aber auch daran liegen, dass man während dem Lauf beschließt, schon beim Halbmarathon ins Ziel zu laufen – in Wien ist dieses Exit-Szenario möglich. Aber es kann natürlich auch heißen, dass man zwischendurch auf der Strecke den Lauf abbricht. Auffallend ist jedenfalls: Besonders groß ist die Diskrepanz zwischen Anmeldungen und tatsächlichem Überqueren der Ziellinie, wenn das Wetter sehr warm ist.

Apropos Wetter: Das lässt sich mit "April, April" gut zusammenfassen. Beim Marathon gab es in den letzten knapp 40 Jahren Minusgrade, aber auch regelrechte Hitzeschlachten. Ein wettertechnischer Tiefpunkt war 1986, das war der einzige Lauf mit Minustemperaturen. Auch 1996 mussten sich Läuferinnen und Läufer bei Sturm und Hagel warm anziehen. Heuer soll es ideale Bedingungen zum Laufen geben – und ganz sicher keinen Hagel.

Immer mehr Frauen trauen sich an die volle Distanz. Beim ersten Wien-Marathon vor fast 40 Jahren lag der Frauenanteil noch bei drei Prozent, seither ist er stetig gestiegen.

Seit Beginn des Wien-Marathons hat sich die Bestzeit der Frauen um fast eine halbe Stunde verbessert. Erst im Vorjahr hat die Kenianerin Vibian Chepkirui mit 2:20:59 Stunden einen neuen Streckenrekord bei den Damen aufgestellt. Bei den Männern liegt der Streckenrekord bei 2:05:41, er wurde vom Äthiopier Getu Feleke 2014 aufgestellt.

Zum Vergleich: Der Weltrekord der Männer liegt bei 2:01:09 Stunden. Er wurde vom Kenianer Eliud Kipchoge 2022 in Berlin aufgestellt. Den Weltrekord für Frauen hält die Kenianerin Brigid Kosgei mit 2:14:04. So schnell ist sie 2019 beim Chicago-Marathon gelaufen.

Es dürfte also nicht allzu sehr überraschen, dass Kenia die mit Abstand erfolgreichste Nation beim Wien-Marathon ist. Insgesamt gingen bereits 78 Medaillen an kenianische Läuferinnen und Läufer. Österreich hat bisher 19 Medaillen gesammelt. Wer weiß, wer heuer auf dem Stockerl landet?

Und zum Schluss noch die aktuellsten Zahlen: Insgesamt sind für das Wochenende über 39.000 Läuferinnen und Läufer für unterschiedliche Bewerbe gemeldet, mehr als 9.000 von ihnen nehmen die volle Distanz in Angriff. Auf dass möglichst viele mit neuer Bestzeit im Ziel ankommen! (Daten & Gestaltung: Sebastian Kienzl, Robin Kohrs, Michaela Köck; Text: Franziska Zoidl, 23.4.2023)