Die "Fashion Revolution" in Österreich begann mit Panels und einer Party. "Ist Fair Fashion ein Privileg?", fragten sich vor einigen Wochen im Max Brown Hotel in Wien mehrere Diskutantinnen, daneben wurde für die EU-Initiative "Good Clothes, Fair Pay" getrommelt. Vom Launch-Event des vor wenigen Monaten gegründeten Vereins erzählen Bilder auf dem Instagram-Account. Das vierköpfige Team von Fashion Revolution Austria hatte in Wiens siebten Bezirk geladen. Gekommen waren lokale Modemacherinnen und Modemacher, Konsumentinnen und Konsumenten, Influencerinnen und Influencer.

Das Team von Fashion Revolution Austria: Designerin Sabinna Rachimova, Marketingspezialistin Romy Graves, Unternehmerin und Aktivistin Astrid Aschenbrenner sowie Designerin und Unternehmerin Nadine Schratzberger (v. li.).
Foto: Fashion Revolution Austria

Als Reaktion auf den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch, bei dem vor zehn Jahren 1.134 Menschen ums Leben kamen, war im selben Jahr die gemeinnützige Organisation Fashion Revolution ins Leben gerufen worden. Groß wurde die Bewegung mithilfe von Hashtag-Kampagnen wie #WhoMadeMyClothes in den Social-Media-Netzwerken. Die Zentrale werkt seither in London, mittlerweile sind weltweit unzählige Ableger entstanden.

Auch in Österreich gab es bereits vor einigen Jahren eine Vertretung, nun hat sich ein neues Team zusammengefunden. Das ist international vernetzt und breit aufgestellt. Es besteht aus der Designerin Sabinna Rachimova, der Unternehmerin und Aktivistin Astrid Aschenbrenner, der Designerin und Unternehmerin Nadine Schratzberger sowie der Marketingspezialistin Romy Graves.

Rein in die Bundesländer

Anfang Mai wird die Organisation eine Anlaufstelle im Wiener Museumsquartier haben, in Zukunft will das Team "raus aus der Bubble", sich auch abseits der Hauptstadt in den Bundesländern positionieren. Neben Menschen aus der Branche will man Konsumentinnen und Konsumenten, die Politik, "eigentlich alle, die Kleidung tragen", ansprechen, erklärt Aschenbrenner. Der Verein, der sich bislang durch Spendenmittel und Mitgliedschaften finanziert, orientiert sich an den Mitstreiterinnen und Mitstreitern in Deutschland. In Österreich versteht man sich derweil als "Brücke zwischen den Organisationen", der Austrian Fashion Association, die vor neun Jahren die Modeförderung des Bundes und der Stadt Wien übernommen hat, der Wirtschaftsagentur Wien oder dem Verein Südwind.

Warum neben dem 2014 gegründeten deutschen Hub eine österreichische Fashion Revolution notwendig ist? "Wir wollen zeigen, was dieses Land zu bieten hat, dass wir auf EU- wie auf globaler Ebene mitreden können", meint Rachimowa. Was sich seit dem Unglück in Bangladesch vor einem Jahrzehnt verändert hat? "Erst hat das Thema Nachhaltigkeit niemanden interessiert, dann wurde es ein Trend", meint Rachimowa.

Gleichzeitig beobachtet Aschenbrenner "ganz viel Greenwashing". Während viele kleine nachhaltige Labels eingegangen seien, sei der "performative Aktivismus der Großkonzerne" immer professioneller geworden: "Hier eine LGBTQIA+-Kampagne, dort eine Secondhandplattform und ein wenig grüne Farbe. Das sind oft Ablenkungsmanöver." Schratzberger fordert: "In Sachen Lieferkettengesetz könnte Österreich weitertun." Auch hier wolle man sich einbringen. Auf Konsumentenseite könne man zwar zu Veränderungen beitragen. Die Verantwortung liege aber bei der Politik – und die mache bislang nicht genug. (feld, 24.4.2023)

Während der Fashion Revolution Week finden bis zum 29. April viele Veranstaltungen statt. Das Programm ist auf der Website von Fashion Revolution Austria abzurufen.