Braunbären wurden in Österreich im 19. Jahrhundert beinahe ausgerottet.
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Die Rückkehr von Bären in ihre einst angestammten Habitate sorgt nicht nur für Begeisterung. Die jüngsten Ereignisse rund um die Tötung eines 26-jährigen Joggers in Norditalien haben die Debatte über das Zusammenleben von Bär und Mensch neu entfacht. Dabei dreht sich im Alpenraum alles um ein und dieselbe Bärenfamilie.

Schon 2006 hat Problembär JJ1, genannt Bruno, die Alpenregion in Aufruhr versetzt. Für den haarigen Gesellen endete die Aufregung letztlich tödlich: Nach großem öffentlichen Druck wurde er in Bayern schließlich zum Abschuss freigegeben und getötet.

Nun hat es Jahre später auch seine jüngere Schwester zu zweifelhafter Bekanntheit gebracht. Während sich Bruno zu seiner Zeit auf die Zerstörung von Bienenstöcken und das Eindringen in Schafställe beschränkte, hat JJ4 Anfang April den Jogger in einem Wald in der Provinz Trentino so schwer verletzt, dass dieser in der Folge starb.

Problemfamilie

Vor wenigen Tagen wurde Gaia, wie die Bärendame von der Öffentlichkeit kurzerhand getauft wurde, deshalb im Trentino mittels Rohrfalle eingefangen. Ihr Schicksal entscheidet sich Anfang Mai. Offensichtlich fällt der Apfel nicht weit vom Stamm: In der Vergangenheit verwüstete Jurka, die Mutter von JJ1 und JJ4, ebenfalls Bienenstöcke und Ställe, ehe sie 2010 gefangen wurde.

Da sie gegenüber Menschen nie aggressiv aufgetreten ist, wurde von den italienischen Behörden von einer Tötung abgesehen. Stattdessen verbringt Mama Jurka ihren Lebensabend seither im Wolf- und Bärenpark Schwarzwald im deutschen Bad Rippoldsau-Schapbach.

Weniger beschaulich verlief die Geschichte anderer Mitglieder der Bärenfamilie. So wurden die Brüder JJ2 und JJ3 ebenso wie schon ihr älterer Bruder JJ1 aufgrund ihres distanzlosen Verhaltens in der Schweiz erschossen. Insbesondere das Plündern von Mülltonnen wurde den Tieren zum Verhängnis.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben die Geschwister dieses Verhalten also von ihrer Mutter erlernt. Was man aber nicht vergessen darf: Das Problem ist menschengemacht. Jurka wurde im Rahmen eines Wiederansiedlungsprojekts Anfang der 2000er-Jahre von Slowenien nach Italien gebracht.

Dort fütterten Hoteliers die Bärin, um ihren Gästen etwas zu bieten. Mit der Zeit verlor das Tier seine natürliche Scheu vor Menschen. Die traurige Bilanz: drei Geschwister und ein Menschenleben weniger. (Anna Tratter, 21.4.2023)