Aufnahme aus Khartum vom 26. April.

Foto: REUTERS / EL TAYEB SIDDIG

Khartum – Die Kämpfe zwischen den Konfliktparteien im Sudan sind trotz einer vereinbarten Feuerpause nach kurzer Zeit wiederaufgeflammt. Augenzeugen berichteten am Donnerstag, in der sudanesischen Hauptstadt Khartum und in den nahegelegenen Städten Omdurman und Bahri seien Luftangriffe und Flakbeschuss zu hören. Am Freitag wurde auch ein türkisches Transportflugzeug des Typs C-130 bei einem Evakuierungsflug mit leichten Waffen beschossen.

Wie das türkische Verteidigungsministerium auf Twitter mitteilte, war die Maschine auf dem Weg zum Militärflughafen Wadi Seyidna im Norden der Hauptstadt Khartum, um türkische Staatsbürger zu evakuieren. Das Flugzeug sei trotz des Beschusses sicher gelandet. Es gebe keine Verletzten, das Flugzeug werde auf Schäden hin überprüft. Zuvor hatten die sudanesischen Streitkräfte den rivalisierenden Paramilitärs der Rapid Support Forces (RSF) vorgeworfen, das Flugzeug beim Landeanflug beschossen zu haben. Die RSF wiesen den Vorwurf als Lüge zurück. Wer für den Beschuss verantwortlich ist, ließ sich zunächst nicht unabhängig prüfen. Zuvor war auch von Angaben der Armee berichtet worden, wonach ein Crew-Mitglied verletzt worden sein soll.

Mehr als 100 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen ausgeflogen

Indes wurden mindestens 113 Mitarbeiter verschiedener Hilfsorganisationen aus dem Bundesstaat Nord-Darfur ausgeflogen. Die Mitarbeiter seien bereits am Donnerstag per Flugzeug in den benachbarten Tschad gebracht worden, sagte der Gouverneur von Nord-Darfur, Nimir Mohamed Abdel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur am Freitag.

Evakuiert wurden unter anderem Mitarbeiter des Welternährungsprogramms, von Unicef, der Uno-Mission im Sudan (Unitams) sowie der Norwegischen Flüchtlingshilfe. Nach Angaben von Unitams hatte Frankreich die Evakuierung organisiert.

Gefängnisausbrüche und Freilassungen

Das Uno-Menschenrechtsbüro äußerte indes zusätzliche Gewalt im Land, weil mögliche Kriegsverbrecher aus Gefängnissen freigekommen sein könnten. In den vergangenen Tagen seien Gefangene aus mehreren Gefängnissen ausgebrochen oder freigelassen worden, sagte eine Sprecherin am Freitag in Genf. Das könne ethnische Spannungen, die es seit langem im Sudan gibt, neu entfachen. In West-Darfur hätten die Kämpfe zwischen den rivalisierenden Kräften, der sudanesischen Armee (SAF) und den RSF, bereits zu Zusammenstößen unter Bevölkerungsgruppen geführt. Dabei seien dort seit dem 24. April mindestens 96 Menschen ums Leben gekommen.

Verlängerung der Feuerpause

Die Armee und die RSF hatten am Donnerstag eine Verlängerung der Feuerpause um 72 Stunden ab Mitternacht angekündigt. Die Waffenruhe war von den USA und Saudi-Arabien vermittelt worden. Tausende Zivilisten konnten fliehen, viele davon ins nördliche Nachbarland Ägypten. Mehrere Staaten evakuierten ihre Staatsangehörigen und weitere Menschen per Flugzeug aus dem Krisenland. US-Außenminister Antony Blinken begrüßte die Ankündigung der Konfliktparteien, forderte diese aber zugleich auf, "ungehinderten humanitären Zugang zu gewährleisten". Mit Evakuierungsflügen Deutschlands und der Niederlande wurden rund 50 Auslandsösterreicher, darunter 27 Kinder, außer Landes gebracht.

Die Kämpfe im Sudan waren am 15. April ausgebrochen. Seitdem wurden mindestens 512 Menschen getötet und fast 4.200 verwundet sowie Krankenhäuser zerstört. Die Verteilung von Lebensmitteln ist eingeschränkt. Auslöser der Kämpfe war laut Beobachtern ein Streit über Details der Eingliederung der RSF in das Militär als Teil des Übergangs zu einer zivilen Regierung im Sudan. Das Militär hatte im Oktober 2021 geputscht und regiert seitdem das Land, das zu den ärmsten der Erde gehört. Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. (Reuters, APA, red, 28.4.2023)