Bei Adobe Firefly werden KI-Tools mit klassischer Kreativsoftware kombiniert.

Foto: Adobe

Neben KI-Tools zur Erstellung von Text – allen voran ChatGPT – sind vor allem Bildgeneratoren wie Midjourney und Stable Diffusion die prominentesten Anwendungsfälle, wenn es um generative KIs geht. Midjourney ist ein relativ neues Start-up, dessen Produkt erst 2022 veröffentlicht wurde, das hinter Stable Diffusion stehende Stability AI versteht sich hingegen als das "weltweit führende Open-Source-Unternehmen für Generative KI".

Inzwischen hat ein Konzern die Bühne betreten, der sich bereits mit Programmen wie Photoshop und Premiere einen fixen Platz in diversen Agenturen und Medienhäusern der Welt erkämpft hat: Adobe. Dieses hat unter dem Namen "Firefly" eine Sammlung an KI-Tools vorgestellt, die der Konkurrenz rasch das Wasser abgraben könnten.

Adobe Firefly zum Testen

Derzeit befindet sich Adobe Firefly noch in der Betaphase, Interessierte können einen Testzugang anfordern und bereits mit der Software experimentieren. Vorgestellt werden in diesem Kontext vorerst drei Anwendungsszenarien. Eines davon ist ein "Text to Image"-Generator, wie man ihn auch von Midjourney oder Stable Diffusion kennt: Die Userin oder der User gibt einen Text ein, die KI erstellt das dazu passende Bild.

Allerdings dürfte die Funktion von Adobe Firelfy in der Nutzbarkeit deutlich weiter gehen, wie die Videos versprechen. So können Elemente eines Bilds innerhalb des Werks verschoben oder gezielt mit neuen Prompts gestaltet werden. Auch das Anwenden diverser Fotofilter ist möglich. Hier wird also offensichtlich das KI-Tool mit bereits etablierten Funktionen von Programmen wie Photoshop kombiniert.

In diesem Video stellt Adobe die Funktionen von Firefly vor.
Adobe Live

Andere bereits in der Beta verfügbaren Funktionen sehen das Generieren von Text-Effekten oder die Neugestaltung von Vektorgrafiken vor. Auch hier werden die Funktionen bestehender Adobe-Programme mit der Herangehensweise kombiniert, visuelle Änderungen über Textbefehle vorzunehmen.

Pläne für Adobe Firefly

Doch glaubt man der entsprechenden Micropage von Adobe Firefly, dann soll es nicht dabei bleiben. So soll es möglich sein, Objekte gezielt aus einem Bild zu entfernen und durch KI-generierte Inhalte zu ersetzen.

Auch sollen Muster, Vektorgrafiken oder Templates über Textbefehle erstellt werden können. Und die Texteingaben sollen nicht die einzigen Möglichkeiten sein, der KI Anweisungen zu geben. Auch soll es möglich sein, Bilder aus Handskizzen oder aus fertigen 3D-Modellen zu generieren.

Teil der Creative Cloud

Eine ernsthafte Konkurrenz für die bereits bestehenden Produkte kleinerer Anbieter ist Firefly unter anderem wegen Adobes Marktpräsenz. "Firelfy ist einzigartig, weil Adobe beabsichtigt, dass es mehr als bloß ein KI-basierter Text-to-Image-Generator ist", heißt es dazu auf einer FAQ-Seite.

Firefly soll als Teil der Creative Cloud die bestehenden Programme ergänzen, indem die Werkschaffenden künftig auch Texteingaben verwenden, um auf neue Ideen zu kommen oder effizienter zu arbeiten, heißt es weiter: die Bearbeitung der Werke soll in einer Kombination aus Firefly und bestehenden Werkzeugen der Creative Cloud erfolgen.

Für Menschen in der Werbe- und Medienbranche ist das ein großer Vorteil, denn Photoshop und andere Tools können sie wie im Schlaf bedienen. Midjourney hingegen wird noch immer über einen Chat auf der eigentlich für Gamer gedachten Plattform Discord gesteuert.

Die Sache mit dem Urheberecht

Doch neben der Usability ist Adobe gegenüber der Konkurrenz auch auf anderer Ebene im Vorteil. Nämlich auf jener des Urheberrechts – eine Thematik, die in Bezug auf KI-generierte Inhalte noch nicht ausjudiziert ist. Denn damit die KI-Tools realistische Bilder erstellen können, müssen sie zuerst mit entsprechendem Material trainiert werden. Und dieses ist oft urheberrechtlich geschützt.

Text kann in Firefly mit Befehlen formatiert werden.
Foto: Adobe

Vor allem Fotoagenturen stößt die Vorgangsweise sauer auf. Denn nicht nur werden die Modelle oft mit ihrem Material an Stockfotos trainiert, eben diese Newcomer machen den Agenturen auch das Geschäft streitig: Viele Kundinnen und Kunden erstellen sich lieber innerhalb weniger Sekunden einzigartige Bilder nach ihren eigenen Vorstellungen, anstatt auf die immer gleichen Stockfotos zuzugreifen. Das angespannte Verhältnis hat zuletzt auch zu Klagen gegen die KI-Anbieter geführt.

Daten aus Adobe Stock

Dieses Problem hat man bei Adobe nicht, wie ebenfalls in den FAQ erläutert wird. Denn im Gegensatz zur Konkurrenz kann der Konzern seine KI mit dem Material aus der hauseigenen Bilddatenbank, Adobe Stock, trainieren. Ein Kompensationsmodell für die bei Adobe Stock vertretenen Fotografinnen und Fotografen wird derzeit erarbeitet und soll präsentiert werden, wenn Firefly die Beta verlässt. Ergänzt werden diese hauseigenen Bilder durch Werke mit freier Nutzungslizenz und welche, deren Urheberrecht abgelaufen ist, um die KI zu trainieren.

Außerdem ist geplant, dass Grafikerinnen und Fotografen das KI-Modell von Adobe Firefly mit ihren eigenen Daten trainieren können, sodass die KI ihren individuellen Stil beziehungswiese das Branding ihres Arbeitgebers widerspiegelt. Die Daten der Userinnen und User werden aber niemals in das allgemein zugängliche Firefly-Modell einfließen, betont man bei Adobe.

Mit der Content Authenticity Initiative und der gemeinsam mit anderen Konzernen – darunter Microsoft, Intel und die BBC – gegründeten Coalition for Content Provenance and Authenticity (C2PA) möchte der Konzern sich außerdem für einen sorgsameren Umgang mit KI-Inhalten – unter anderem in Bezug auf Urheberrecht – einsetzen. (Stefan Mey, 4.5.2023)