Białowieża-Nationalpark (Polen/Belarus)

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An der polnisch-belarussischen Grenze, rund dreieinhalb Autostunden östlich von Warschau, liegt der Nationalpark Białowieża. Er wurde 1932 als erster Nationalpark Polens gegründet und gilt als letzter Tiefland-Urwald Europas. Der polnische Teil gehört bereits seit 1979 zum Unesco-Weltnaturerbe, der belarussische seit 1992. Der Nationalpark ist Rückzugsort für etwa 12.000 Tierarten – unter anderem für das Europäische Bison, auch Wisent genannt. Darüber hinaus konnten bisher 3.500 Pilz- sowie 5.500 Pflanzenarten nachgewiesen werden.

Auf polnischer Seite erstreckt sich der Nationalpark auf einer Fläche von 105,17 Quadratkilometern, von denen 47,16 Quadratkilometer unter besonderem Schutz stehen. Das "strenge Schutzgebiet" kann trotzdem erkundet werden – zumindest in Teilen: Es gibt festgelegte Routen und ausgewiesene Pfade, die von Touristinnen und Touristen im Rahmen lizenzierter Führungen bestaunt werden können. Viele Abschnitte des Waldes sind jedoch vollständig unzugänglich oder Forschern vorbehalten.

Fun Fact: Eine im Jahr 2014 auf National Geographic Channel veröffentlichte Dokumentation mit dem Namen "Hitlers Jurassic Park" behandelt Einflüsse der Nazis auf den Nationalpark. So wollte Hermann Göring, deutscher Reichsminister der Luftfahrt, Reichsforst- und Reichsjägermeister, eine Art germanische Urwildnis erschaffen.

Nationalpark Plitvicer Seen (Kroatien)

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Die smaragdgrünen Plitvicer Seen sind nicht nur Kroatiens größter, sondern auch der älteste Nationalpark Südosteuropas. Sie befinden sich in der Bergregion Kroatiens zwischen den Gebirgsketten Mala Kapela im Westen und Nordwesten sowie Lička Plješivica im Südosten. Die Plitvicer Seen bestehen aus 16 namentlich erwähnten sowie einigen kleineren, kaskadenförmig angeordneten Seen, die durch Wasserfälle miteinander verbunden sind. 1979 wurden sie als eines der ersten Naturdenkmäler weltweit in das Unesco-Weltnaturerbe aufgenommen. Obwohl die Plitvicer Seen den interessantesten sowie bekanntesten Teil des Parks darstellen, nehmen sie insgesamt nur etwa ein Prozent der Gesamtfläche des Nationalparks ein.

Der Park hält sieben verschiedene Besichtigungsrouten mit zahlreichen Wanderwegen und Aussichtsplattformen bereit. Neben dem Seensystem lassen sich außerdem vier Bergpfade in fast unberührter Natur erkunden – unter strengen Auflagen.

Nationalpark Sutjeska und Perućica Urwald (Bosnien und Herzegowina)

Im Südosten von Bosnien und Herzegowina, fast schon an der Grenze zu Montenegro, befindet sich der Nationalpark Sutjeska (bosnisch Nacionalni park Sutjeska). Er ist der älteste Nationalpark des Landes und beherbergt unter anderem einen der letzten Urwälder der warmgemäßigten Zone Europas: den Perućica-Urwald. Tiefe Täler, glasklare Bergseen und dichte Waldkomplexe, wohin das Auge reicht – ein Besuch des Sutjeska Nationalparks ist ein Muss für alle Naturliebhaber.

Das Alter des Nationalparks wird auf 20.000 Jahre geschätzt. Kein Wunder also, dass er zum streng geschützten Naturreservat erklärt wurde und zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Um die unberührte Natur auch weiterhin vor äußeren Einflüssen zu schützen, sind Besuche und Touren lediglich im Rahmen lizenzierter Führungen möglich. Dennoch wird hier einiges geboten: Von mehrtägigen Wanderungen über Bergbesteigungen, bis hin zu Canyoning in Flussschluchten.

Biosphärenreservat Šumava (Böhmerwald, Tschechien)

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Im Südwesten Tschechiens im Böhmerwald befindet sich das Biosphärenreservat Šumava. Es umfasst sowohl den Nationalpark als auch das Landschaftsschutzgebiet Šumava und stellt damit eines der artenreichsten Schutzgebiete Mitteleuropas dar. Ganz besonders beeindruckend: das Naturreservat Boubínský, der größte ursprüngliche Wald Mitteleuropas. Verflochtene Wurzeln, 300 bis 400 Jahre alte Bäume und wilde Natur – da die Holznutzung durch den Menschen aufgrund der unmittelbaren Lage am 1.362 Meter hohen Berg Boubín kaum möglich war, konnte der Urwald nahezu uneingeschränkt gedeihen.

Für wissbegierige Abenteurer führt um den umzäunten Kern des Urwalds ein spannender Rundlehrpfad, Boubínský prales, dessen Ausgangspunkt der See Boubínské jezírko ist. Zum Urwald und Aussichtsturm auf dem Gipfel von Boubín gelangt man sowohl aus der Gemeinde Kaplice als auch aus Kubova Huť. Hier befindet sich außerdem die höchstgelegene Eisenbahnstation Tschechiens – 995 Meter über dem Meeresspiegel.

Vilm (Ostsee, Deutschland)

Steilküsten, Buchten, Wiesen und Wälder – die etwa 94 Hektar große Ostseeinsel Vilm begeistert mit einer einmaligen Flora und Fauna. Sie gehört zur Stadt Putbus auf Rügen und wird durch drei Inselkerne definiert: Kleiner Vilm, Mittelvilm und Großer Vilm. Die Insel ist seit 1990 eine der Kernzonen des Biosphärenreservates Südost-Rügen und beherbergt über 21 Baumarten, von denen so manche bereits das 16. Jahrhundert miterlebt haben sollen.

Wer einen Blick auf alte Tourismuskarten der DDR wirft, wird vor allem eines nicht finden: die Insel Vilm. Offiziell war die Insel zu diesem Zeitpunkt nämlich ein gesperrtes Schutzgebiet für die empfindliche Natur – inoffiziell diente sie als privater Urlaubsort für DDR-Ministerrat Mitglieder wie Erich Honecker, Erich Mielke oder Walter Ulbricht. So ging 1967 bei der Putbusser Druckerei der Auftrag ein, die Insel aus allen Landkarten zu streichen. Um das Inselparadies zu schützen, ist das Betreten heute lediglich im Rahmen einer anmeldepflichtigen geführten Exkursion möglich.

Rothwald, Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal (Kalkalpen, Niederösterreich)

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Westlich von Maria Zell an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark liegt das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal. Es ist Heimat einer Vielzahl seltener Tier- und Pflanzenarten und umfasst ein ganz besonderes Stück unberührter Natur: den Rothwald. Er erstreckt sich über 40 Quadratkilometer, von denen etwa vier Quadratkilometer seinen ursprünglichsten Teil, den Urwald Rothwald, ausmachen.

Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal ist seit 2002 auch als Naturschutzgebiet deklariert und wurde 2017 gemeinsam mit dem Urwald Rothwald sowie weiteren Wäldern zum "Unesco-Weltnaturerbe Buchenurwälder und Alte Buchenwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas" ernannt. Damit ist es das einzige Gebiet seiner Art, das in Österreich von der Unesco auf diese Art ausgezeichnet wurde. Nachdem bereits 1875 die forstliche Nutzung des Wildnisgebiets verboten wurde, ist es Touristinnen und Touristen bis heute nur auf ausgewählten Wegen möglich, die beeindruckende Natur zu bestaunen und zu erkunden.

Nationalpark Garajonay (La Gomera, Spanien)

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Der Nationalpark Garajonay befindet sich im Herzen der Kanarischen Insel La Gomera und ist zu 85 Prozent von kanarischem Urwald bedeckt. Moosbewachsene Äste und bis zu zwei Meter hohe Farne, kleine Flussläufe und Wasserfälle am Wegesrand – der immergrüne Nebelwald sorgt für Dschungel-Feeling. Um das besondere Ökosystem zu schützen, wurde der Nationalpark 1986 zum Weltnaturerbe der Unesco ernannt und ist seit 1988 außerdem Europäisches Vogelschutzgebiet.

Auf gekennzeichneten Wander- und Forstwegen gibt es viele Möglichkeiten, die Naturlandschaft auf La Gomera zu erkunden. Das Gebiet verfügt über eine ausgebaute Hochstraße und ist für Touristinnen und Wanderer gut erschlossen.

Nationalpark Biogradska Gora (Montenegro)

Gebirgsbäche und Gletscherseen, Almwiesen, 86 Arten von Bäumen und Sträuchern sowie eine atemberaubend vielfältige Tierwelt machen den Nationalpark Biogradska Gora nicht nur zu einem beeindruckenden, sondern vor allem schützenswerten Ort. Etwa 26 unterschiedliche Ökosysteme finden hier Platz.

Sehenswert: der Biogradska Jezero, der größte aller sechs Gletscherseen des Biogradska Gora, auf einer Höhe von 1.000 Metern. Um den See verläuft ein etwa 3,5 Kilometer langer Wanderweg, der zu einem 21 Meter hohen Aussichtsturm führt – mit Aussicht über den Gletschersee.

Laurisilva von Madeira (Portugal)

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Jahrhundertealte Bäume umgeben von dicken Nebelschwaden, mit Moos bewachsenen Äste und wucherndem Farn: der Laurisilva, auch Lorbeer- oder Laurazeenwald genannt, auf der Insel Madeira in Portugal ist ein Schutzgebiet für den Waldtypus Laurisilva und seit dem 2. Dezember 1999 Unesco-Weltnaturerbe.

Die regionale Nähe zu Afrika sorgt für ein besonderes Klima in Madeira – aus diesem Grund beheimatet die Insel sowohl subtropische Pflanzen, die es in anderen Regionen Europas heute nicht mehr gibt, als auch einen ganz besonderen Vogel: die endemische Silberhalstaube, Symbolfigur des Parque Natural da Madeira.

Die Waldlandschaft des Laurisilva lässt sich am besten über ein ausgedehntes Weg- und Wandernetz erkunden und bestaunen. Häufig führen die Routen an sogenannten Levadas vorbei – das sind künstlich angelegte Kanalläufe, die schon im 15. Jahrhundert eine entscheidende Rolle für den Wassertransport spielten.

Bayerischer Wald (Deutschland)

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Der Bayerische Wald liegt zwischen Donau, Böhmerwald und der österreichischen Landesgrenze und erstreckt sich auf rund 6.000 Quadratkilometern. Er ist Teil des größten zusammenhängenden Waldgebiets Mitteleuropas im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Österreich, dem "Grünen Dach Europas". Mit mehr als 130 Berggipfeln, vielen seltenen Tierarten und dem längsten Wanderweg Deutschlands, dem Goldsteig, gibt es im Bayerischen Wald jede Menge zu entdecken.

Einige der Wanderwege führen über die Grenze bis nach Tschechien und gehen so in den Nationalpark Böhmerwald (Šumava) über – rein geologisch ist der Bayerische Wald tatsächlich Teil des Böhmerwalds. Zumindest namentlich voneinander unterschieden werden die beiden Wälder übrigens erst seit 1830, als das Gebiet bayerisch wurde. (red, 5.5.2023)