In Österreich sind die Geburtenzahlen seit Mitte der 1990er stabil. Daran konnte auch die Pandemie nichts ändern, mehr Neugeborene gibt es seither nicht.

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Am Anfang war von einem potenziellen Babyboom die Rede, später erklärte man, dass dieser wohl ausbleibe, weil die Pandemie zu viel Stress verursache. Über die Effekte, die die Covid-19-Pandemie auf die Familienplanung haben könnte, wurde viel spekuliert. Der Babyboom nach dem ersten Lockdown im Frühjahr 2020 stellte sich jedenfalls nicht ein. In einer neuen Studie, die im Fachjournal "Population and Development Review" publiziert wurde, zeigen Demografinnen und Demografen nun, dass sich die Pläne von Österreicherinnen und Österreichern bezüglich Elternschaft bis zum Herbst 2021 durch die Pandemie im Schnitt fast nicht verändert haben. Mehr als 92 Prozent der Befragten wollten an ihren Plänen festhalten.

Ein Team um Isabella Buber-Ennser vom Institut für Demografie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist Fragen zum Einfluss der Pandemie auf die Familienplanung nachgegangen. Österreich als Land mit hohem Durchschnittseinkommen, gleichzeitig historisch stabilen, niedrigen Geburtenraten und konservativer Ausrichtung in den Bereichen Familie und Arbeit biete sich zu Analyse von Veränderungen, die so ein Ereignis bringen kann, durchaus an, betonen die Forschenden. In Ländern mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen wurden bisher nämlich recht unterschiedliche Effekte auf die Pläne zum Kinderkriegen nachgewiesen.

Die Wiener Forschenden stützen ihre Analyse auf den österreichischen Mikrozensus, in dessen Rahmen Haushalte zu verschiedenen Themen befragt werden. Die Familienplanung ist seit 1986 alle fünf Jahre Teil der Befragung. Bei der Erhebungswelle im Herbst 2021 wurden zudem Fragen zum Einfluss der Pandemie eingebaut. Das Team ließ in die Studie Daten von 5.625 Personen im gebärfähigen Alter einfließen. Das waren Frauen, die zwischen 1976 und 2001 geboren wurden, und Männer, deren Geburt zwischen 1971 und 2001 lag. Das Team konzentrierte sich zudem vor allem auf Angaben von rund 2.300 Menschen in dieser Altersgruppe, die vor der Covid-19-Pandemie ein Kind oder ein weiteres Kind geplant hatten.

Frauen verschoben Familienpläne eher

Die Informationen aus der größten regelmäßig durchgeführten statistischen Erhebung Österreichs zeigten, dass nur 7,6 Prozent aus dieser Gruppe ihre Familienpläne veränderten. Weniger oder später Kinder bekommen wollen demnach im Angesicht der Pandemie sechs Prozent. Dass sie gegenüber ihren ursprünglichen Vorhaben nun mehr oder früher Kinder bekommen wollen, gab nur ein Prozent an. Dass sie durch die Pandemie ihre Pläne ändern wollen, jedoch nicht in welche Richtung, taten 0,6 Prozent kund. Insgesamt wollten Befragte eher noch den Zeitpunkt des Kinderkriegens verschieben, als ihre angestrebte Kinderzahl verändern.

Unter jenen, die die Pandemie als Anlass sahen, später oder weniger Kinder zu bekommen, waren Frauen in der Mehrzahl: So machten 7,6 Prozent der Frauen solche Angaben, unter Männern waren es dagegen nur 4,7 Prozent. Für den Studien-Koautor Bernhard Riederer könnte das darin begründet sein, "dass die zusätzliche Belastung durch die Kinderbetreuung während der Schließung von Schulen und Kindergärten überproportional von Frauen getragen wurde".

Zur Veränderung der Familienplanung tendierten überdies eher Personen, die zum Befragungszeitpunkt schon ein Kind oder mehrere Kinder hatten, sowie Personen, die älter als 30 Jahre waren. Im Vergleich zu internationalen Studien mit ähnlicher Ausrichtung seien die Veränderungen in Österreich sehr gering. Dementsprechend werden sich die Pandemiefolgen längerfristig voraussichtlich auch nur wenig auf die Geburtenraten hierzulande auswirken, so die Wissenschafterinnen und Wissenschafter. Die bleiben nämlich seit Mitte der 1990er-Jahre mehr oder weniger auf gleichem Niveau: "Nicht einmal die Pandemie hat die (meisten) Befragten in Österreich dazu bewogen, ihre Familienpläne zu ändern", heißt es in der Arbeit. (APA, red, 4.5.2023)