Der Sitz des Krankenhausdienstleisters Vamed im 23. Bezirk in Wien.

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Lange Zeit war die Beziehung zwischen Fresenius und Vamed harmonisch. Seit Oktober steht dem börsennotierten Medizinkonzern aus Bad Homburg, dem Vamed seit dem 1996 erfolgten Verkauf durch die damalige Staatsholding ÖIAG zu 77 Prozent gehört, mit Michael Sen ein neuer CEO vor; der Ton wird nun zunehmend rauer.

Bereits bei der Bilanzvorlage im Februar hat Sen, der vor Fresenius beim Energiekonzern Eon und dann bei Siemens im Vorstand tätig war, Unzufriedenheit mit der Entwicklung bei Vamed durchklingen lassen. Der operative Gewinn (Ebit) dürfte im Geschäftsjahr 2022 von 101 auf 20 Millionen Euro eingebrochen, der Umsatz mit rund 2,3 Milliarden Euro kaum von der Stelle gekommen sein.

Hohe Finanzverbindlichkeiten

Das wird kolportiert, offizielle Zahlen gibt es noch nicht von Vamed. Zudem lasteten hohe Schulden auf dem Unternehmen, das weltweit Krankenhäuser plant, baut und teils betreibt: Die Finanzverbindlichkeiten der Vamed, die durch die Fertigstellung des Wiener Allgemeinen Krankenhauses (AKH) in den 1980er-Jahren bekannt geworden ist, sollen den 7,5-fachen Wert des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreicht haben.

Ernst Wastler, Vorstandsvorsitzender der Vamed AG.
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In einem vertraulichen Konzernschreiben, das in der aktuellen Ausgabe der "Wirtschaftswoche" Niederschlag findet, wird auf "Performance-, Liquiditäts- und Compliance-Risiken" hingewiesen. "Die aktuellen Problemfelder" der Vamed hätten beim Fresenius-Vorstand "große Besorgnis" ausgelöst. Das habe die Rechtsabteilung des Medizinkonzerns Vamed-Chef Ernst Wastler, dessen Kollegen, Aufsichtsräte und die restlichen Anteilseigner per Brief wissen lassen, schreibt die "Wirtschaftswoche".

Turnaround-Plan verlangt

Das Vamed-Management solle "Finanz- und Budgetinformationen" rasch liefern und einen "Turnaround-Plan" ausarbeiten. Zwischen Sen und Vamed-Chef Wastler, der auch im Vorstand von Fresenius vertreten ist, habe es bezüglich der angesprochenen Probleme schon ein erstes Gespräch gegeben.

Bei Vamed wollte man die Causa am Freitag nicht kommentieren. Man verwies auf Fresenius in Bad Homburg. Dort wird auf Dienstag vertröstet. Am 9. Mai präsentiert der Dax-Konzern seine Quartalszahlen. "Gut möglich, dass man Vamed herausputzen möchte, bevor man sich davon trennt", sagte ein Insider dem STANDARD.

Umbau

Fresenius selbst ist in Umbau begriffen, Vamed nur mehr eine Finanzbeteiligung der Deutschen. Im Februar kritisierte der neue CEO Sen die alte Führung von Fresenius scharf. "Transaktionen sind keine Strategie. Wachstum wurde auf Kosten der Rendite erzielt", sagte Sen unter Hinweis auf zahlreiche Zukäufe, die getätigt wurden, die in Summe aber wenig ertragreich waren. Das Unternehmen habe in den vergangenen Jahren falsche Prioritäten gesetzt. "Fresenius fehlte die Richtung."

Nun soll das 40 Milliarden Euro Umsatz schwere Konglomerat in seiner Struktur deutlich vereinfacht werden. Fresenius gibt die Kontrolle über die Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) ab und will sich gemäß der neuen Strategie operativ auf die beiden Geschäftseinheiten Kabi und Helios fokussieren, die weiterentwickelt werden sollen. Kabi ist die Medikamentensparte des Unternehmens, Helios betreibt Krankenhäuser vor allem in Deutschland und Spanien. Vamed, so scheint es, hat darin keinen Platz mehr und könnte veräußert werden, wenn die Zahlen wieder passen, meinen Insider.

Beteiligt an Vamed sind auch noch die Staatsholding Öbag mit 13 Prozent und die B&C-Holding mit zehn Prozent. (Günther Strobl, 5.5.2023)