Oft belächelt, tatsächlich so spannend wie nie: Personalarbeit.

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In der großen Kiste alter Sager gibt’s viele schlaue Sprüche – und viele stimmen einfach. Beispielsweise das Lieblingsbonmot des ehemaligen (bürgerlichen) Vorstands des Arbeitsmarktservice (AMS), Herbert Böhm. Er sagte bei jeder passenden (und nicht ganz passenden) Gelegenheit: "Nur Wertschöpfung schafft Wertschätzung."

Ja, das mag brutal klingen. Aber es versucht nicht, Sand in die Augen zu streuen. Das wird möglicherweise ein aufkommendes Thema für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Auch wenn an Arbeitszeitverkürzung eben kein Weg vorbeizuführen scheint.

Firmen können auch noch wählen

Lieber 36 Stunden für die, die bringen, was wir wollen, statt 40 Stunden für "quiet quitters", könnten viele Unternehmen schon bald sagen. Immerhin: Irgendeine Strategie für die personelle Zukunft ist zu finden in der Gemengelage von psychischen Belastungen, einer Arbeit, die unter Generalverdacht steht, und immer weniger Nachwuchs – noch dazu bei der Aussicht, dass bald eine Regierung am Werk sein könnte, die nicht nur Asyl und Migration vermischt, sondern sich klar gegen Migration stellt.

Für Personalverantwortliche kommen jetzt wirklich harte Zeiten: Liefern sie oder liefern sie weiter nicht? Die großen Personalprobleme in der heimischen Wirtschaft sind Faktum – ist die Personalabteilung gar nicht beteiligt? Ist sie schuld daran?

Human Resources als ausführendes Organ?

Frühpensionierungspläne und -tricks, Recruitingstopp. Haben das alle nur auf Anweisung durchgeführt ohne Widerspruch? Hatten sie eine strategische Rolle? Haben sie demografische Kurven präsentiert und gewarnt? Haben sie den Bossen gemeldet, dass die neuen Zeiten da sind – oder haben wir etwa alles nicht gewusst und sind enorm überrascht?

Die Human-Resources-Abteilungen müssen sich aktuell sehr viele Fragen gefallen lassen und viele Antworten finden. Eigentlich war die Rolle noch nie so spannend als Gestalterinnen und Gestalter.

Dort, wo diese Funktion auf die Verwaltung der Arbeitszeiterfassungssysteme und der prozesshaften Abwicklungen reduziert bleibt, wird sich wenig tun. Dort, wo die Ohren am Puls des Wandels sind und aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt werden will, wird sich enorm viel tun.

Make it or break it – diese Frage stellt sich gerade der Branche der Personalverantwortlichen. Billige Werbesprüche reichen nicht. Das ist mittlerweile klar.

Oder kann der Finanzvorstand diese Agenden besser? (14.5.2023)