Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar.

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Ein Notarztwagen am Tatort.

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Dallas (Texas) – Bei einem Amoklauf in einem belebten Einkaufszentrum im Bundesstaat Texas hat ein Schütze acht Menschen getötet. Die Tat ereignete sich am Samstag in Allen, einem Vorort der Stadt Dallas. Ein Polizist, der zu dem Zeitpunkt vor Ort war, habe den mutmaßlichen Täter erschossen, bevor es weitere Todesopfer habe geben können, teilten örtliche Behörden am Samstag mit. Mehrere Menschen wurden verletzt.

Der mutmaßliche Schütze war Medienberichten (CCN und Fox News) zufolge ein 33 Jahre alter Mann. Die "Washington Post" und das "Wall Street Journal" meldeten, er habe in einem Hotel in der Umgebung gewohnt und bei der Attacke mehrere Waffen bei sich gehabt. In dem Hotel sei weitere Munition gefunden worden. Die Ermittler gingen unter anderem Hinweisen auf einen möglichen rechtsextremen Hintergrund nach.

Präsident Joe Biden teilte am Sonntag in einer schriftlichen Stellungnahme mit, unter den acht Todesopfern seien Kinder. Einzelheiten zur Zahl der minderjährigen Opfer oder zu ihrem Alter nannte er nicht. Die Polizei in Allen hatte nach der Schussattacke am Samstag zunächst keine näheren Angaben zu den acht Todesopfern gemacht, etwa zu ihrem Alter. Auch viele andere Fragen ließen die örtlichen Behörden vorerst unbeantwortet, etwa zum mutmaßlichen Täter und dessen Ausrüstung.

"Es war das reinste Chaos", schilderte Joseph Adams der Zeitung "Dallas Morning News" die Geschehnisse. "Die Menschen schrien um Hilfe, riefen nach Krankenwagen, während Polizisten vorbeifuhren und nach dem Schützen suchten", sagte der 45 Jahre alte Lehrer. Vor einem Bekleidungsgeschäft habe er vier Opfer auf dem Boden liegen gesehen. Auch auf Videos, die von einem TV-Hubschrauber aus gemacht wurden, waren mit weißen Tüchern bedeckte Körper zu sehen. Brishon Brisby (27), die ein paar Schuhe zurückgeben wollte, sagte der Zeitung, sie fühle sich nirgendwo mehr sicher: "Wenn es heute passieren kann, kann es auch morgen passieren."

Steven Spainhouer erzählte dem Fernsehsender CBS, als er von den Schüssen gehört habe, sei er sofort zu dem Einkaufszentrum gerast, wo sein Sohn arbeitet. Dort habe er versucht, Menschen zu retten. "Das erste Mädchen, auf das ich zuging, lag zusammengekauert und mit dem Kopf im Gebüsch", erzählte er. "Also tastete ich nach dem Puls, zog ihren Kopf zur Seite – und sie hatte kein Gesicht mehr." Er habe auch einen kleinen Jungen gefunden, der überlebt habe, weil sich die Mutter schützend über ihn geworfen habe. "Ich zog ihn um die Ecke und setzte ihn hin, und er war von Kopf bis Fuß bedeckt ... als hätte ihn jemand mit Blut übergossen." Was er an dem Tatort gesehen habe, werde ihn sein ganzes Leben lang verfolgen, sagte Spainhouer.

Dutzende Schüsse

Auf Videos war zu sehen, wie ein schwarz gekleideter Mann auf dem Parkplatz aus einem silberfarbenen Auto steigt und augenscheinlich zunächst auf Menschen auf dem Gehsteig feuert. Augenzeugen berichteten, der Schütze habe eine kugelsichere Weste oder Kampfausrüstung getragen. Andere berichteten dem Sender CNN, sie hätten dutzende Schüsse gehört.

Bei dem Tatort handelt es sich um ein weitläufiges Outlet-Einkaufszentrum mit rund 120 Geschäften und Restaurants. Am Samstagnachmittag war es dort besonders voll. Auch viele junge Leute waren zum Einkaufen in dem Komplex unterwegs. Allen liegt rund 40 Kilometer nördlich von Dallas und hat knapp über 100.000 Einwohner.

Kein Deutschland-Stand mehr auf der "Shot Show"

Die USA sind seit langem mit einem gewaltigen Ausmaß an Waffengewalt konfrontiert. In Deutschland sorgen nun Recherchen des "Tagesspiegel" und der ZDF-Sendung "Magazin Royale" zu Geschäften europäischer Waffenhersteller auf dem US-Markt für Aufsehen. Demnach hat das deutsche Wirtschaftsministerium jahrzehntelang für deutsche Firmen einen Stand auf der weltgrößten Schusswaffenmesse in den USA organisiert und teilweise finanziert – hört damit aber nun auf. "Es wird keinen erneuten Messestand des Bundes geben" auf der "Shot Show" in Las Vegas, teilte eine Ministeriumssprecherin dem "Tagesspiegel" mit.

In den USA gehören Amokläufe und tödliche Schießereien zum Alltag. Schusswaffen sind in den USA leicht erhältlich und im großen Stil im Umlauf. Im aktuellen Fall in Texas hörte ein Polizist, der zu dem Zeitpunkt in anderer Sache im Einsatz war, am Samstagnachmittag Schüsse in dem Einkaufskomplex. Der Beamte sei sofort eingeschritten, habe den Schützen gestellt und "ausgeschaltet". Man gehe davon aus, dass dieser allein gehandelt habe, sagte der Polizeichef von Allen, Brian Harvey. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar.

Der örtliche Feuerwehrchef, Jonathan Boyd, sagte am Samstagabend (Ortszeit), Rettungskräfte hätten beim Eintreffen am Tatort zunächst sieben Tote vorgefunden, darunter den mutmaßlichen Schützen. Neun Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, zwei davon seien an ihren Verletzungen gestorben. Die übrigen sieben würden noch behandelt, drei von ihnen seien in einem kritischen Zustand. Genauere Angaben zu den Todesopfern und zum Täter machten die Behörden zunächst nicht.

Fünf Nachbarn erschossen

Erst vor wenigen Tagen hatte es ebenfalls in Texas einen aufsehenerregenden Fall von brutaler Waffengewalt gegeben: Ein 38-Jähriger hatte in einer Kleinstadt nahe Houston fünf Nachbarn erschossen, darunter ein Kind. Die Nachbarn hatten ihn zuvor gebeten, nicht mehr in seinem Vorgarten herumzuschießen, damit ihr Baby schlafen könne. Statt Ruhe zu geben, ging der angetrunkene Mann wenig später mit einem Gewehr hinüber und verübte die Tat.

Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, bezeichnete die Tat in Allen als "unsägliche Tragödie". Dem Sender Fox News sagte er am Sonntag, es sei "einfach niederschmetternd". Zugleich bemühte sich Abbott, den Eindruck zu zerstreuen, die Häufung schrecklicher Schießereien in Texas stehe in Verbindung mit laxen Waffengesetzen in seinem Bundesstaat. Solche Schießereien spielten sich auch in Bundesstaaten mit weit strengeren Waffengesetzen ab, betonte er.

Größere Attacken dieser Art – etwa an Schulen, in Supermärkten, Kirchen, Nachtclubs oder bei großen öffentlichen Veranstaltungen – führen regelmäßig zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts. Bisher ohne jeden Erfolg. US-Präsident Joe Biden fordert immer wieder strengere Waffengesetze. Um die durchzusetzen, wären Biden und seine Demokraten jedoch auf die Kooperationsbereitschaft der Republikaner im Kongress angewiesen – und die ist bei diesem Thema nicht in Sicht. Aus dem Weißen Haus hieß es, Biden sei über den Vorfall in Allen informiert worden. Die Regierungszentrale stehe mit den Strafverfolgungsbehörden und den örtlichen Stellen in Kontakt, um Unterstützung anzubieten. (APA, red, 8.5.2023)