In Berlin kursierte früher folgendes Scherzchen: Wenn die Grünen in Umfragen zulegen wollen, dann muss einfach Robert Habeck was sagen. Und schon steigen die Werte.

Weil der prominente deutsche Grüne so schön spricht, sich vom Establishment abhebt und überhaupt so gut ankommt. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Robert Habeck, ehemals beliebtester Politiker Deutschlands.
Foto: IMAGO/Emmanuele Contini

Im Moment ist der Minister für Klimaschutz und Wirtschaft ohnehin meist mit Selbstverteidigung beschäftigt. Die "Trauzeugenaffäre" in seinem Ressort setzt ihm zu. Seine Pläne, die Deutschen zu klimafreundlicheren Heizungen zu bringen, sind in der Ampel umstritten und kommen auch beim Volk nicht gut an.

"Ich hab da jetzt Bock drauf"

"Ich hab da jetzt Bock drauf", sagte er früher oft gutgelaunt. Mal meinte er seine Kandidatur als Grünen-Chef, ein andermal den Bundestagswahlkampf 2021. Davon ist jetzt nicht mehr viel übrig. Möglicherweise sehnt sich der 54-Jährige manchmal wieder zurück nach Schleswig-Holstein, wo das politische Leben beschaulicher abläuft als in Berlin.

Von dort stammt Habeck, er lebt mit seiner Frau, der Schriftstellerin Andrea Paluch, bei Flensburg, nahe der dänischen Grenze. Die beiden haben einander während des Studiums kennengelernt. Sie sind Eltern von vier Söhnen und schrieben früher gemeinsam Romane und Kinderbücher.

Zu den Grünen kam der promovierte Philosoph Habeck 2002. In seinem Dorf fehlte ein Radweg. Habeck schaute bei den Grünen vorbei und wurde gleich zum Kreisvorsitzenden von Schleswig-Flensburg gewählt.

Hohe Ziele

Es folgte der Aufstieg in Deutschlands nördlichstem Bundesland. Habeck war dort Fraktionschef, Umweltschutzminister und auch stellvertretender Ministerpräsident in einer CDU-geführten Jamaikakoalition.

2017 wollte er nach Berlin und Chef der Bundesgrünen werden. Aber es klappte nicht, er unterlag Cem Özdemir. Ein Jahr später aber setzte er sich durch und führte die Partei mit Annalena Baerbock bis 2022.

Habeck rechnete eigentlich fest damit, dass er 2021 im Bundestagswahlkampf Kanzlerkandidat der Grünen sein würde. Doch dann überließ er doch Baerbock den Vortritt. Dies, sagte er später, sei der "schmerzhafteste Tag" in seinem Leben gewesen.

Dafür wurde er Minister, zudem Vizekanzler und stieg auch noch zum beliebtesten Mitglied der Ampelkoalition auf. Aber auch das ist nicht mehr aktuell, in der Gunst der Wählerinnen und Wähler hat Habeck eingebüßt. (Birgit Baumann, 8.5.2023)