Naschen tun die meisten gerne. Allerdings sollte man, wenn, dann gleich zu Naschwerk mit echtem Zucker greifen. Künstliche Süßstoffe gaukeln nur vor, dass man gesünder isst – es stimmt de facto nicht.

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Wer abnehmen oder auf sein Gewicht achten will, isst keinen Zucker, sondern greift zu künstlichen Süßstoffen. Immerhin haben wir in vielen Werbejahrzehnten gelernt, dass das das süße Leben leichter macht. Stimmt aber nicht.

Seit Jahren wird dieser Glaube hinterfragt, mit Blick auf die stille Pandemie der Übergewichtigen scheint es auch bestätigt, dass dieser Schluss so nicht stimmen kann. Und auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät mittlerweile davon ab, zur Gewichtskontrolle auf zuckerfreie Süßstoffe zu setzen. Studien haben gezeigt, dass dies zwar kurzfristig dabei helfen kann, abzunehmen oder nicht weiter zuzunehmen. Bei langfristiger Verwendung steigt aber das Risiko einer Gewichtszunahme und von starkem Übergewicht (Adipositas), teilte die WHO am Montag in Genf mit.

Sie folgt der Richtlinie: "Die WHO empfiehlt, zuckerfreie Süßstoffe nicht als Mittel zur Gewichtskontrolle einzusetzen oder um das Risiko nicht übertragbarer Krankheiten zu verringern." Unabhängig davon empfiehlt die WHO auch, den Zuckerkonsum zu reduzieren.

Mehr Diabetes Typ 2, mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen

WHO-Fachleute haben zahlreiche Studien zum Einsatz von zuckerfreien Süßstoffen geprüft. Bei Erwachsenen sei der langfristige Konsum unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen einhergegangen. Zu Kindern gebe es weniger Studien. Insgesamt deute wenig darauf hin, dass der Konsum von süßen Getränken mit zuckerfreien Süßstoffen zur Fettreduzierung beitrage. Zwei Studien hätten aber ergeben, dass Getränke mit Süßstoff statt Zucker Karies reduzierten.

Milliarden Menschen seien von Übergewicht und Adipositas betroffen, schreibt die WHO. 2016 seien 1,9 Milliarden Erwachsene weltweit übergewichtig gewesen, mehr als 600 Millionen davon stark übergewichtig. 2020 hätten 38 Millionen Kinder unter fünf Jahren Übergewicht gehabt. Ein hoher Body-Mass-Index (BMI), mit dem der Körperfettanteil eines Menschen geschätzt wird, habe 2017 weltweit vier Millionen Todesfälle verursacht. Der BMI wird aus Körpergröße und Gewicht ermittelt.

Die WHO bezieht sich bei allen Zahlenangaben auf die jeweils neuesten vorliegenden Schätzungen. Zu zuckerfreien Süßstoffen zählt sie alle synthetischen und natürlichen Süßstoffe, auch Produkte aus der Pflanze Stevia. (APA, kru, 15.5.2023)