Die italienische Regierung schwimmt gegen den Strom: Während andere europäische Länder angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung Anreize für den Kauf sparsamer Autos mit möglichst wenig oder am besten null CO2-Ausstoß setzen, wollen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und ihre postfaschistischen Fratelli d'Italia den Sportwagenfans im Lande wieder die Möglichkeit geben, nach Herzenslust Vollgas zu geben, ohne vom Fiskus dafür bestraft zu werden.

Für den Ferrari Roma Spider zahlt man in Italien aktuell 5.420 Euro pro Jahr an Extrasteuer. Damit soll demnächst Schluss sein.
Foto: Ferrari

Das Geschenk an die Besitzer der Boliden soll mit der Abschaffung des sogenannten Superbollo erfolgen, einer Extrasteuer auf Autos mit einer Leistung von 185 kW (rund 250 PS) oder mehr. Für jedes Kilowatt Leistung, das diese Grenze überschreitet, erhöht sich mit dem Superbollo die Motorfahrzeugsteuer um 20 Euro. Das kann teuer werden. Für den unlängst vorgestellten Ferrari Roma Spider mit 456 kW (620 PS) wird zum Beispiel jedes Jahr eine Extrasteuer von 5.420 Euro fällig. Die Steuer war 2012 von der damaligen Regierung von Mario Monti eingeführt worden und bringt dem Staat jedes Jahr rund 200 Millionen Euro ein.

Ausdruck linker Demagogie

"Ich werde mich dafür einsetzen, dass diese unnötige und populistische Steuer abschafft wird", erklärte in diesen Tagen Andrea de Bertoldi, Abgeordneter der Partei Fratelli d'Italia von Giorgia Meloni und Mitglied der für Steuern zuständigen Finanzkommission. Populistisch? Aber ja doch: "Der Superbollo ist Ausdruck der linken Demagogie, die die letzten Regierungen gekennzeichnet hat", betonte de Bertoldi. Auch Infrastrukturminister und Lega-Chef Matteo Salvini begrüßte die Abschaffung dieser "hassenswerten Steuer".

Die Devise "Zerscht wird gwohnt, dann wird gfahrn" dürfte man auch in Italien kennen, denn die Zusatzsteuer hindert italienische Sportwagenhersteller nicht an Verkaufsrekorden.
Foto: Ferrari

Die Abschaffung des Superbollo im autoverrückten Italien entspricht in etwa der Weigerung im autoverrückten Deutschland, auf den Autobahnen ein Tempolimit einzuführen: Maßnahmen gegen die Klimaveränderung sind schön und gut, aber bei den Boliden hört der Spaß auf. Auch die Argumente sind die gleichen: Sowohl gegen die Extrasteuer als auch gegen das Tempolimit werden mögliche Wettbewerbsnachteile für die eigene Autoindustrie geltend gemacht. "Der Superbollo hat den Sektor der sportlichen Autos in Italien zerstört", ereifert sich de Bertoldi. Nur schade, dass man bei Ferrari, Lamborghini und Maserati davon noch nichts gespürt hat: Alle drei Hersteller eilen von einem Verkaufsrekord zum anderen. (Dominik Straub, 16.5.2023)