Ein "Nazi-Lausbubenstreich", hieß es, als im ÖBB-Railjet bei St. Pölten plötzlich eine historische Aufnahme mit Hitlers Stimme und mehreren "Heil Hitler!"- und "Sieg Heil!"-Rufen ertönte. Inzwischen wurden zwei Verdächtige festgestellt und angezeigt.

Natürlich kann so was unter Umständen ein blöder Bubenstreich sein – eine Provokation gegen eines der stärksten Tabus unserer Gesellschaft, die Menschheitsverbrechen der Nazis.

Verstörende Durchsagen waren am Sonntag in einem Railjet zu hören. Laut ÖBB wurden zwei Personen angezeigt.
Foto: Standard/Andi Urban

Die Methode, mit der offenbar vorgegangen wurde – Öffnung der Lautsprecherbox im Zug, Abspielen historischer Aufnahmen, wahrscheinlich übers Handy – zeigen aber schon eine gewisse Beschäftigung mit dem NS-Thema. Hitler-Reden sind auf Youtube leicht zu finden, aber sie dort aktiv aufzusuchen, Ausschnitte aufzunehmen und dann abzuspielen, das fällt dem landläufigen Dodel nicht so leicht ein. Da muss jemand schon ein wenig Aufwand investiert haben.

Davon abgesehen könnte die Tatsache, dass auch Versprecher der "ÖBB-Stimme" Chris Lohner über das Soundsystem gespielt wurden, auf eine Vertrautheit mit Interna der ÖBB hinweisen.

Wie auch immer: Es ist im Grund egal, ob da "nur" wer lustig sein wollte im Sinne eines Höhlenmenschenhumors, ob jemand die Meinung von Thomas Bernhard über die Österreicher bestätigen wollte oder ob da eine politische Botschaft gesendet werden sollte ("Wir sind wieder da") – ein bewusster Zivilisationsbruch ist so etwas jedenfalls. (Hans Rauscher, 15.5.2023)