Von den Zinserhöhungen der EZB ist beim Sparen bei etlichen österreichischen Banken noch nicht allzu viel zu merken.

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Den österreichischen Banken eine Mitschuld an der Inflationswelle in die Schuhe zu schieben ist wohl zu weit hergeholt. Allerdings machen sie der Bevölkerung das Sparen als Alternative zum Konsum auch nicht wirklich schmackhaft. Denn während die Zinsen bei den Krediten zügig steigen, tut sich bei den Einlagen wenig. Davon betroffen sind knapp 440 Milliarden Euro an Vermögen der heimischen Kundschaft. Das muss nicht so sein, geht aus einer Erhebung von Durchblicker hervor. Denn in anderen Staaten der Währungsunion sind diese schon viel stärker gestiegen als hierzulande.

"In anderen Ländern der Eurozone zahlen die Banken mittlerweile deutlich höhere Sparzinsen als in Österreich", sagt Martin Spona, Finanzexperte des Vergleichsportals. "Das geht zulasten der kleinen Sparer." Das ernüchternde Ergebnis des Zinsvergleichs, der unmittelbar vor der letzten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) Anfang Mai durchgeführt wurde, lautet: Vor allem für täglich fällige Spareinlagen zahlen viele heimischen Banken immer noch "praktisch null" Prozent Zinsen. Bei länger gebundenen Spareinlagen seien die Zinsen in anderen europäischen Ländern teilweise schon doppelt so hoch.

Wenig Wettbewerb

Zuletzt erhöhte die EZB das Zinsniveau in der Eurozone zwar nur noch um einen Viertelprozentpunkt, dennoch ist der Leitzins seit Juli im Rekordtempo von null auf 3,75 Prozent gestiegen. Aber wieso schlägt dies nur eher einseitig auf die österreichischen Bankkunden durch? Und weshalb können Sparende außerhalb von Österreich viel höhere Zinsen lukrieren?

Spona führt dies auch auf die strengeren Richtlinien für Immobilienkredite, die seit August gelten, zurück, wodurch auch deren Vergabe geringer ausfalle. "Banken verfügen dadurch über hohe liquide Mittel", erklärt der Experte. "Sie brauchen das Geld der Sparerinnen und Sparer nicht und bieten daher kaum attraktive Zinskonditionen an." Soll heißen, Österreichs Banken verfügen über ausreichende Liquidität, weshalb der Wettbewerb um Spareinlagen nicht in Gang kommt.

Kaum Zuwächse

Das zeigt auch eine Untersuchung des gewerkschaftsnahen Momentum-Instituts. Dieser zufolge sind im zweiten Halbjahr 2022 die durchschnittlichen Kreditzinsen für Bestandskunden um 0,83 Prozentpunkte gestiegen – und damit fünfmal so stark wie jene für Kundeneinlagen, wo der Zuwachs im selben Zeitraum lediglich 0,16 Prozentpunkte betrug.

Aber auch die geringe Größe des heimischen Marktes dämpft den Wettbewerb um Einlagen. "In vielen anderen europäischen Ländern herrscht ein deutlich kompetitiveres Marktumfeld", sagt Spona. "Immer mehr europäische Onlinebanken sind in mehreren Ländern aktiv und fokussieren sich auf die Akquise von Neukunden, denen attraktive Konditionen geboten werden." Österreich zähle aufgrund des kleinen Marktes meist nicht zu deren bevorzugten Zielländern.

Derzeit bietet die österreichische Niederlassung der französischen RCI Banque laut dem Bankenrechner der Arbeiterkammer 2,5 Prozent Zinsen für täglich fällige Einlagen, ebenso die Santander Consumer Bank im Neukundengeschäft. Insgesamt gibt es aber nur fünf Angebote über zwei Prozent, dann fallen die Zinsofferte rasch ab.

Blick ins Ausland

Einen Ausweg aus der Zinswüste Österreich kann auch ein Blick über den Tellerrand, also die Landesgrenzen, bieten: "Online sein Geld außerhalb Österreichs zu veranlagen ist mittlerweile einfach möglich", betont Spona. Bei europäischen Banken gelte wie in Österreich bis zu 100.000 Euro die europäische Einlagensicherung, aber die Kapitalertragssteuer müsste die Kundschaft dann selbst abführen. "Der Aufwand dafür ist aber gering", sagt Spona. Ausländische Banken böten dafür Unterstützung an.

Dennoch, nach Abzug der Inflation, immerhin sieben Prozent im April in der Eurozone, und der KESt werden Spareinlagen bis auf weiteres noch ein Verlustgeschäft für die Bevölkerung bleiben, da das Vermögen stetig an Kaufkraft verliert. Auch wenn die Inflationsprognosen abwärts gerichtet sind und die EZB weiter an der Zinsschraube dreht: Positive Realzinsen für Sparende dürften wohl frühestens im Jahr 2024 wieder herausschauen. (Alexander Hahn, 18.5.2023)