Unternehmer Ronny Pecik legte Spaßvideos als Beweisanträge vor.

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Nächste Runde im Streit um die Frage, ob Unternehmer Ronny Pecik und Thomas Schmid, einst Generalsekretär im Finanzministerium, miteinander befreundet waren oder eine geschäftliche Beziehung pflegten. Im Strafverfahren gegen Pecik spielt das eine zentrale Rolle: Denn der einstige Telekom-Aufsichtsrat argumentiert, er habe Schmid nur deshalb Autos geliehen und Maßanzüge vermittelt, weil er eben mit ihm befreundet gewesen sei. Die WKStA sieht das anders und stützt sich dabei auf ein Geständnis von Schmid, der ja Kronzeuge werden will. Er sagt, dass Pecik ihn bestochen habe, um mehr Einfluss im Finanzministerium zu erhalten. Pecik bestreitet die Vorwürfe, für beide gilt die Unschuldsvermutung.

Peciks Anwalt Norbert Wess hatte zunächst einen Antrag auf Einstellung des Verfahrens eingebracht und in diesem mit Verweis auf einzelne Chats ("Schaaaaas", "du bist ein Engel", "du bist mein Held") eine enge Freundschaft zwischen Pecik und Schmid beweisen wollen. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) verneinte das in einem Schriftsatz und sprach etwa davon, dass Schmid nicht nur Pecik, sondern mindestens 65 andere Personen als seinen "Helden" bezeichnet hatte.

Muttertag und Sofawurf

Wess hat seinen Einstellungsantrag mittlerweile zurückgezogen und nun neue Beweisanträge eingebracht. Dabei handelt es sich um drei Videos: zwei "Spaßvideos" zum Thema Muttertag und "Sofawurf" und eine Anleitung zur Schlaganfallfrüherkennung. Diese "private Kommunikation" sei in der WKStA-Stellungnahme "gänzlich unberücksichtigt geblieben", sagt Wess zum STANDARD. Zudem gebe es weitere Nachrichten Peciks an Schmid, die in der Chatauswertung der WKStA nicht aufschienen.

Worum geht es nun in diesen Videos? Jenes mit der Schlaganfallfrüherkennung habe der Unternehmer an Schmid geschickt, weil er sich Sorgen um dessen angeblich ungesunden Lebensstil gemacht habe. Schmid sei damals erst 41 Jahre alt gewesen.

"Unzweifelhaft privat"

Beim "Muttertags"-Video handelt es sich um ein vom Kabarettisten Gernot Kulis vorgetragenes Gedicht, in dem es etwa heißt: "Während die anderen fürs Taschengeld das Rasenmähen brauchen, schau ich ihnen zu und tu das Gras lieber rauchen." Das sei "unzweifelhaft" private Kommunikation, die "weder mit Schmids amtlicher Tätigkeit noch mit Ronny Peciks Aufsichtsratstätigkeit für die Telekom Austria AG – nämlich nicht einmal ansatzweise – in Verbindung steht".

Dasselbe gilt für das dritte Video, in dem ein kroatischer Fußballfan aus Freude über den Aufstieg seiner Nationalmannschaft ins WM-Halbfinale sein Sofa und danach sein T-Shirt aus dem Fenster wirft.

All das widerspreche der Darstellung der WKStA, dass private Themen in der Chatkommunikation "bloß am Rande" angesprochen worden seien und Pecik aus Urlauben nur Landschaftsfotos an Schmid geschickt habe. Wess hat noch mehr im Köcher: die zum "1. Advent" und "Weihnachten 2018" hat er schon eingebracht. (Renate Graber, Fabian Schmid, 17.5.2023)