Mit der Arbeit über Banken in der NS-Zeit ist der Holocaust-Vergleich erfüllt. Die Autoren U. Zimmerl, T. Venus, G. Feldman, O. Rathkolb mit BA-CA-Banker J. Strobl.

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Eigentlich ist es auf die Aktivitäten von US-Sammelkläger Ed Fagan zurückzuführen, dass Zeitgeschichtsinteressierte nun zwei Bände über die Rolle der österreichischen Banken in der NS-Zeit (2019 Seiten) präsentiert bekommen. Die Autoren beschäftigen sich mit Creditanstalt-Bankverein, Regionalbanken, Länderbank und Zentralsparkasse (Z). Geforscht hat die unabhängige Historikerkommission der BA-CA (Gerald D. Feldman, Oliver Rathkolb, Theodor Venus und Ulrike Zimmerl); ihre Arbeit hat BA-CA-Vorstand Johann Strobl am Mittwoch in Wien vorgestellt.

Die größte österreichische Bank hatte sich 1998 im Netz ihrer eigenen NS-Geschichte verfangen. Im Namen von 30.000 überlebenden Holocaust-Opfern, die sich beispielsweise durch Kontosperren oder "Arisierungen" geschädigt sahen, machte Fagan Milliardenklagen in den USA anhängig. Die BA-CA sah sich zu Vergleichsgesprächen über Entschädigungszahlungen gezwungen. Im Jänner 2000 stimmte das US-Gericht dem "Holocaust-Vergleich" der BA-CA mit den Nazi-Opfern zu. Die Bank zahlte 40 Mio. Dollar (damals 38,6 Mio. Euro), verpflichtete sich, ihre NS-Geschichte von unabhängigen Wissenschaftern beleuchten zu lassen. "Sich der eigenen Vergangenheit zu stellen war schmerzvoll, aber notwendig", so Strobl. Die Archive werden nun geöffnet.

Wichtigstes Ergebnis

Wichtigstes Ergebnis, so Kommissionschef und US-Uni-Professor Feldman: "Die These, die Deutschen hätten alles bestimmt, ist widerlegt. Österreichs Banken verfolgten eine eigene, expansionistische Politik. Man wollte an die Zeit vor 1919 anschließen." Überraschend stark expandiert hat laut Venus auch die Z. Weil aber das Kreditgeschäft einbrach, suchte Z-Chef Walther Schmidt "den Zwangsausweg, weil er ja die Zinsen verdienen musste. Er veranlagte in Reichsanleihen" (siehe Interview).

Direkte Involvierung in Geschäfte mit KZs fand Historiker Feldman in der CA Krakau, über die 1941 Gelder für Häftlinge flossen. Ambivalenz zieht sich durch die gesamte Bankengeschichte, so auch hier: "Judenretter" Oskar Schindler hatte in Krakau ein CA-Konto.

Die Entnazifizierung nach 1945 erfolgte, so wie überall in Österreich, in zwei Phasen: Zuerst "schnell und intensiv" (Rathkolb), und dann, den Amnestiegesetzen gemäß, höchst schaumgebremst. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 30.11.2006)