Bazar in Istanbul
100 Euro haben in der Türkei eine Kaufkraft von 141 Euro. Damit gehört das Land trotz hoher Inflation für die Österreicher zu jenen Destinationen, in denen der Urlaubseuro mehr wert ist als im Inland.
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Endlich wieder Urlaub wie früher. Die Masken sind weg, und bis zum Sommer sind auch die letzten Corona-Regeln aufgehoben. Doch einen Wermutstropfen gibt es heuer bei der Urlaubsplanung: die Inflation. Sie schraubt aktuell vor allem im Freizeitbereich die Preise nach oben. Doch der Erholungsdurst der Österreicher ist so groß, dass die erhöhten Preise bezahlt werden. Tourismuseinrichtungen im Lande sind mit der aktuellen Buchungslage für den Sommer sehr zufrieden. Auch Flüge in den Süden sind trotz Preisanstiegs gut gebucht.

Wer aus seinem Urlaubseuro am meisten Kaufkraft herausholen möchte, der sollte seine Ferien in Ungarn, Kroatien oder der Türkei verbringen. Diese Länder führen das Ranking des Urlaubseuros an, wie eine Erhebung der Bank Austria zeigt. In Ungarn haben 100 Euro die Kaufkraft von rund 150 Euro, in Kroatien sind es 145 Euro, und in der Türkei kann mit 100 Euro ein Wert von 141 Euro erstanden werden.

20 Prozent mehr

Im Durchschnitt liegt der Urlaubseuro im Ausland heuer um 20 Prozent über seinem Wert im Inland. "Tendenziell sind europäische Destinationen 2023 im Vergleich zu 2022 etwas, Überseedestinationen deutlich günstiger geworden", analysiert Stefan Bruckbauer, Chefvolkswirt der Unicredit Bank Austria, die aktuelle Berechnung des Urlaubseuros.

Doch auch beim Urlaubseuro schlägt die Inflation zu. Denn auch die beliebten Urlaubsländer kämpfen mit zum Teil drastischen Preiserhöhungen. "In der Türkei und in Ungarn, wo in der Vergangenheit der Urlaubseuro am meisten wert war, bekommt man heuer aufgrund der hohen Inflation jedoch weniger als im Vorjahr", sagt Bruckbauer. In der Türkei etwa lag die Inflation im Jahr 2022 im Durchschnitt bei 72 Prozent. Im vergangenen April ist sie auf rund 43 Prozent gesunken. "Trotzdem bleiben die Türkei, Ungarn und Kroatien unter den beliebtesten Urlaubsdestinationen auch jene, wo der Urlaubseuro am meisten wert ist", sagt Bruckbauer.

In Summe hat sich im Vergleich zum Sommer 2022 beim Urlaubseuro eine Erhöhung ergeben, denn in vielen wichtigen Urlaubsländern der Österreicher war der Preisanstieg etwas geringer als in Österreich, und die Aufwertung des Euros speziell gegenüber Überseedestinationen macht sich ebenfalls in einer Erhöhung des Urlaubseuros im Ausland bemerkbar. "Der Urlaubseuro im Ausland ist aufgrund der Aufwertung des Euros und der teilweise höheren Inflation in Österreich relativ zum Inland mehr wert geworden", fasst Bruckbauer die aktuelle Euro-Situation im Sommer 2023 zusammen. Urlauber aus Österreich können auch in Portugal, Griechenland, Slowenien und Spanien mehr für ihren Urlaubseuro erwarten als zu Hause. "In den besonders für Städtereisen beliebten Destinationen dürften Urlauber heuer zwar weiterhin einem höheren Preisniveau als zu Hause gegenüberstehen, so etwa im Vereinigten Königreich, in Frankreich und den USA, im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Differenz jedoch deutlich reduziert", sagt Bruckbauer.

In vielen Ländern Ost- und Südosteuropas ist der Urlaubseuro weiterhin deutlich mehr wert als in Österreich, allen voran in Bulgarien (208 Euro), Rumänien (212 Euro) und Polen (181 Euro), aber hier hat sich der Wert im Vergleich zu 2022 verringert.

Wechselkursentwicklung

In Übersee spielt neben der unterschiedlichen Preisentwicklung auch die Wechselkursentwicklung eine Rolle beim Wertvergleich für das Urlaubsgeld. "Basierend auf dem Urlaubsverhalten vor der Pandemie kam es zu einem deutlichen Anstieg des Urlaubseuros in Überseedestinationen", sagt Bruckbauer. Dafür war neben dem stärkeren Euro auch die teilweise niedrigere Preissteigerung verantwortlich.

Eine Tradition setzt sich auch heuer weiter fort: Am teuersten bleibt ein Urlaub in der Schweiz. Trotz niedriger Inflation in den vergangenen Jahren sorgt die Aufwertung des Schweizer Franken weiter dafür, dass der Urlaubseuro dort bei rund drei Viertel des Wertes in Österreich liegt – aktuell bei 71 Euro. Noch nie, seit es den Wertvergleich der Bank Austria gibt, war der Urlaubseuro in der Schweiz mehr wert als in Österreich.

100 Euro haben in der Türkei eine Kaufkraft von 141 Euro. Damit gehört das Land trotz hoher Inflation für die Österreicher zu jenen Destinationen, in denen der Urlaubseuro mehr wert ist als im Inland. (Bettina Pfluger, 25.5.2023)