Sparbuch offen
Spare in der Zeit, dann hast du in der Not – ein Sprichwort, das von Banken derzeit nicht honoriert wird. Die Zinsen für Einlagen bleiben trotz Zinserhöhungen mager.
APA/dpa/Oliver Berg

Der Bankensektor zählt zweifelsohne zu den Profiteuren der raschen Leitzinsanhebungen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Die Banken selbst können ihr Geld bei der Zentralbank mittlerweile für 3,25 Prozent täglich fällig parken. Dieser Prozentsatz dürfte künftig noch weiter steigen, weil die EZB den Leitzins noch weiter anheben wird.

Gemerkt haben die raschen Zinsanhebungen vor allem die Kreditnehmer. Insbesondere Haushalte mit bestehenden variabel verzinsten Krediten spüren die Zinsanhebungen der EZB rasch und deutlich, da ihre monatlichen Kreditraten seit einem Jahr immer weiter ansteigen. Das bringt auch eine Vielzahl von Häuslbauern mittlerweile in finanzielle Bedrängnis.

Wer von diesen Zinssteigerungen bisher kaum etwas gemerkt hat, sind die Sparer. Zinsen für Einlagen sind weiterhin sehr mager. Und das, obwohl die EZB schon seit mehr als einem Jahr die Zinsen stetig anhebt. Für täglich fällige Einlagen privater Haushalte betrugen die Zinsen laut letzter Meldung der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) im März durchschnittlich lediglich 0,35 Prozent. "Zudem haben viele Banken ihre Gebühren mit dem Argument der hohen Inflationsrate angepasst", sagt Tobias Schweitzer, Leiter des Bereichs Wirtschaft der Arbeiterkammer Wien. In Summe sei das eine Situation, die für Konsumenten und allen voran die Sparer nicht in Ordnung sei.

Rekordgewinne

Sauer stößt dem AK-Experten das Gesamtbild auf. Nachdem bereits 2021 eine sehr gute Ertragslage für Österreichs Banken vermeldet wurde, konnte laut OeNB der Gewinn im Jahr 2022 um 67 Prozent auf ein neues Rekordniveau von 10,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Diese Rekordgewinne veranlassen fast alle Banken zu starken Erhöhungen ihrer Dividendenausschüttungen bzw. dazu, Aktienrückkäufe zu tätigen. Zuletzt häuften sich zudem die Meldungen der großen österreichischen Banken, dass die Gewinne im ersten Quartal 2023 noch höher ausfielen als im Rekordjahr 2022.

"Die Banken machen aus einer speziellen Situation heraus derzeit hohe Gewinne", sagt Schweitzer. Die hohe Differenz zwischen den Zinsen für Kredite und den Zinsen auf die Einlagen der privaten Kunden ist derzeit besonders lukrativ für die Banken. Hinzu kommen die bereits erwähnten Gebührenerhöhungen.

Laut Auswertung des AK-Bankenrechners kostete im März 2021 ein Gehaltskonto für einen "Normalnutzer" (Annahme: 280 Buchungen pro Jahr) im Schnitt (Median) 125 Euro pro Jahr, im April 2023 bereits 150 Euro pro Jahr. Das ergibt ein sattes Plus von 20 Prozent. Die Bankgebühren steigen auch im Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI; ein in der EU von den nationalen Statistikämtern erhobener und von Eurostat berechneter Verbraucherpreisindex, der nach EU-weit einheitlichen Regeln berechnet wird) seit Jahresbeginn stärker als die durchschnittliche österreichische Inflationsrate, aber auch in Österreich stärker als im Vergleich mit anderen Euroländern.

Es wäre laut der AK daher einerseits Spielraum für die Banken da, die Gebühren für die Kunden nicht weiter anzuheben oder wieder zu senken, andererseits könnten höhere Zinsen für Sparer angeboten werden, anstatt die Zinsen nur einnahmenseitig für die Banken zu erhöhen. "Die Banken werden sich bewegen und Zinsen an die Sparer weitergeben müssen", sagt Schweitzer.

Bankenabgabe angedacht

Angesichts der Teuerungssituation stellt sich laut Schweitzer nämlich schon die Frage, ob nicht regulatorische oder steuerliche Maßnahmen wie die Erhöhung der Bankenstabilitätsabgabe angedacht werden sollten, wenn die Banken hier nicht in Bewegung kommen. Immerhin habe auch die fiskalische Stabilisierung der Unternehmen und Haushalte in den vergangenen Jahren aufgrund von Pandemie und Inflation mit Milliarden an öffentlichen Geldern zu einer Reduktion der Risiken für Banken gesorgt, die sonst wohl mit einer Vielzahl an Kreditausfällen konfrontiert gewesen wären. (Bettina Pfluger, 31.5.2023)