2022 verdienten Führungskräfte etwas weniger als im Vorjahr.
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Was verdienen die Führungskräfte hierzulande, und wie entwickelten sich ihre Gehälter in den letzten Jahren? Dies wurde in der neuen Einkommensstudie im Auftrag des Wirtschaftsforums der Führungskräfte (WdF) untersucht. Seit 42 Jahren analysieren die Einkommensstudien die Grundeinkommen der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Österreich. Sie fragen auch nach den größten Herausforderungen und beleuchten die Trends am Arbeitsmarkt. Die Daten erhob und wertete das Marktforschungsinstitut Triconsult aus. An der Umfrage nahmen im Vorjahr 459 Führungskräfte teil.

Gehälter leicht gefallen

Klar ist: 2022 war kein einfaches Jahr. Krieg, Inflation und gestiegene Energiekosten. Das machte die Arbeit der Führungskräfte nicht unbedingt leicht. Gerade die Grundgehälter der ersten Führungsebene, also der Geschäftsführung und Vorstände, sind oft stark daran gekoppelt, wie gut es dem Unternehmen insgesamt geht. Rechnet man die Inflation heraus, fielen die Grundgehälter der ersten Führungsebene durchschnittlich um rund 7,2 Prozent - die Gehälter der zweiten Führungsebene aber nur um rund 0,2 Prozent. Zu dieser Gruppe gehören alle Personen mit Führungsaufgaben, die hierarchisch aber unter der Geschäftsführung angesiedelt sind, also beispielsweise Abteilungsleitende. Insgesamt sanken die Gehälter der Managerinnen und Manager. Damit geht der Abwärtstrend weiter, denn bis zur Pandemie stiegen ihre Einkommen.

Das Durchschnittsgehalt der Geschäftsführungen und Vorstände lag im Jahr 2022 bei 255.200 Euro brutto, ihnen blieb nach Abzug aller Steuern und weiteren Abgaben ein Nettogehalt von 137.600 Euro. Die zweite Führungsebene verdiente dagegen wesentlich weniger. Sie bekamen im Schnitt jährlich 155.900 Euro brutto, wovon netto rund 87.800 Euro übrig blieben. In diesen genannten Grundgehältern sind die Boni schon miteingerechnet. Doch wie viel machen diese aus?

Gehaltsentwicklung von Führungskräften in Österreich, inflationsbereinigt
Wirtschaftsforum der Führungskräfte

Das Fixgehalt ist lange nicht alles

Das Fixgehalt ist bei Führungskräften in den meisten Fällen nur ein Teil des Einkommens. Denn die sogenannten variablen Einkommensanteile kommen noch dazu. Das sind beispielsweise erfolgsabhängige Zahlungen wie Boni bei Erreichung der festgelegten Ziele oder einem erhöhten Gewinn des Unternehmens, um nur zwei Varianten zu nennen. 63 Prozent aller Führungskräfte erhielten im Durchschnitt 90.100 Euro (brutto) zusätzliche variable Einkommensanteile, weitere 20 Prozent bekamen rund 52.300 Euro (brutto).

Andreas Zakostelsky, Bundesvorsitzender des WdF, weist darauf hin, dass aber die Kaufkraft der Managerinnen und Manager - sprich: wie viel sie sich für ihr Geld leisten können - auf dem Niveau von vor zwölf Jahren liegt. Er begründet dies damit, dass die Gehälter der oberen Führungsriege immer stark an die Erfolge des Unternehmens gekoppelt sind. "Während die Anforderungen an Führungskräfte besonders stark steigen, erleben aber auch sie einen realen Kaufkraftverlust", erklärt Zakostelsky.

Wo man mehr verdient

Doch wo verdient man mehr - in großen oder in kleinen Firmen? Laut Felix Josef, Geschäftsführer des wirtschaftsanalytischen Forschungsinstituts Triconsult, der bei der Studie mitwirkte, verdienen Managerinnen und Manager in großen Firmen durchschnittlich mehr. Eine Ausnahme gebe es jedoch: Die allerhöchsten Grundgehälter, die allerdings nur sehr wenige Personen überhaupt bekämen, bekomme man meistens in kleinen Unternehmen. Der Großteil der Führungskräfte in kleineren Unternehmen verdient jedoch im Durchschnitt weniger, da diese anfälliger für Krisen seien.

"Die Branche, die im letzten Jahr besonders gewonnen hat, ist der Handel. Das sieht man auch an den Gehältern der Top-Manager und Top-Managerinnen in diesem Bereich", sagt Felix Josef. Die Industrie hat, wahrscheinlich auch aufgrund der gestiegenen Energiekosten, dagegen etwas verloren. Auch gebe es kaum Gehaltsunterschiede zwischen Führungskräften aus dem Osten und dem Westen des Landes, meint Felix Josef.

Vergleich zu den Gehältern der Angestellten

Interessant ist noch, wie groß die Einkommensschere zwischen den untersten und den obersten Grundgehältern in Unternehmen ist - ganz unabhängig davon, ob sie in dieser Höhe gerechtfertigt sind. Im Durchschnitt verdienen Angestellte (Statistik Austria 2021) 25.900 Euro netto, Beamte rund 42.150 Euro.

Damit ist der Sprung zu den höchsten Einkommen doch gewaltig (siehe Grafik): Geschäftsführenden und Vorständen stehen damit rund 112.000 Euro mehr im Jahr zur Verfügung als Angestellten (Nettogehalt der ersten Führungsebene: 137.600 Euro, der zweiten Führungsebene: 87.800 Euro jährlich).

Nettoeinkommen von Führungskräften 2022 und deren Herausforderungen
Der Standard

Die größten Herausforderungen der Führungskräfte

Österreichs Führungskräfte sind schon seit Jahren im Krisenmodus. Nach Corona und mit dem Krieg in der Ukraine müssen sie nun noch eine weitere Herausforderung meistern: "Der sich immer weiter zuspitzende Arbeits- und Fachkräftemangel ist die größte Herausforderung für heimische Betriebe", sagt Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung.

In den kommenden Jahren werden viele Personen in Pension gehen - auch Führungskräfte. Wie viele das betreffen wird, wurde in der Studie allerdings nicht erhoben. Auf Platz zwei, drei und vier der größten Herausforderungen finden sich die gestiegenen Energiepreise, die Lieferketten von Rohstoffen und die Inflation. An fünfter Stelle der größten Schwierigkeiten nannten die Befragten die Verfügbarkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das ist spannend, da Homeoffice eindeutig auch weiterhin genutzt wird.

Homeoffice bleibt, Viertagewoche kommt nicht

Rund neun von zehn der befragten Unternehmen boten im Jahr 2022 die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anzuwerben, ist dies mittlerweile fast ein Muss. Um in diesem neuen Setting Teams gut zu führen, gaben die Managerinnen und Manager an, dafür neue Führungstechniken anzuwenden. Teilzeit, Homeoffice und andere neue Modelle der Arbeitszeitorganisation sind große Herausforderungen für Managerinnen und Manager.

Zwei Drittel der Befragten stimmen zu, dass hybride Teams schwieriger zu führen sind. Dazu kommt, dass viele angeben, dafür auch mehr Zeit zu brauchen. Es gibt noch eine schlechte Nachricht, und zwar für Freundinnen und Freunde der Vier-Tage-Woche: Diese wird in den befragten Firmen sehr selten angeboten, die 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich (wie dieses Modell eigentlich gedacht ist) gar nicht.

Dienstautos zunehmend elektrisch

Das Dienstauto ist bei Führungskräften laut der Studie immer noch hoch im Kurs: Neun von zehn Geschäftsführenden und Vorständen haben einen Dienstwagen. Auffallend ist, dass sich im letzten Jahr viele für einen elektrischen oder einen hybriden Antrieb entschieden haben - wesentlich mehr als noch im Vorjahr. Das Klimaticket besitzen hingegen nur wenige (23 Prozent).

Abseits der vermeintlich grüneren Flotte werden in der Studie keine weiteren Anstrengungen in Richtung einer nachhaltigeren Wirtschaft genannt. Die drohende Klimakrise und deren soziale und wirtschaftliche Folgen werden von den Führungskräften auch nicht als aktuelle Sorge eingestuft. Ob das auch im kommenden Bericht des nächsten Jahres immer noch so sein wird, wird sich zeigen.