UBS Credit Suisse
Im Mai gab es Berichte, dass Angestellte den Konzern wegen unsicherer Jobaussichten verlassen wollen.
REUTERS

Bangalore – Die Schweizer Großbank UBS will einem Agenturbericht zufolge nach der Übernahme der Credit Suisse (CS) ihr Asien-Geschäft mithilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CS ausbauen. Die Bank befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen, um mehr als 100 Investmentbanker unter anderem in Südkorea, Thailand, Vietnam und Indien zu übernehmen, berichtete die Agentur Bloomberg am Sonntag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Die endgültige Anzahl hänge von den Aufsichtsbehörden ab. Die UBS reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme. CS lehnte einen Kommentar ab. Im Mai berichteten Insider, dass vor allem im Investmentbanking sowie in den Regionen Asien-Pazifik und Amerika Angestellte den Konzern wegen der unsicheren Jobaussichten verlassen wollten. 

Der geplante Kauf der Credit Suisse steht kurz vor dem Ziel. Die UBS will die weltweit bedeutendste Bankenübernahme seit der Finanzkrise am 12. Juni 2023 unter Dach und Fach bringen, teilte das Institut am Montag mit. Mit dem Deal entsteht ein Riese mit verwaltetem Vermögen von über fünf Billionen Dollar (4,65 Billionen Euro) und rund 120.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Credit-Suisse-Aktien stiegen im Frühhandel

Die Credit-Suisse-Titel sollen ab dem 12. Juni von der New York Stock Exchange (NYSE) und am 13. Juni von der der Schweizer Börse (SIX) genommen werden, wie das kleinere Institut mitteilte.

In einer Woche werde die Credit Suisse Group AG in der UBS Group AG aufgehen, hieß es in der Mitteilung. Die UBS übernehme sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten der Credit Suisse. Im Gegenzug erhalten die Aktionäre der Credit Suisse wie bereits angekündigt eine UBS-Aktie pro 22,48 CS-Anteilsscheinen. Der Vollzug stehe unter dem Vorbehalt, dass die US-Wertpapieraufsicht SEC die Registrierungserklärung für die auszugebenden Aktien für wirksam erkläre und die UBS die übrigen Vollzugsbedingungen als erfüllt ansehe oder auf deren Einhaltung verzichtet.

An der Börse kletterten Credit-Suisse-Aktien im Frühhandel um 2,3 Prozent auf 0,8126 Franken (0,83 Euro), die UBS machte 1,5 Prozent gut. "Wir erachten den Vollzug der Übernahme als wichtigen Schritt, um die aus unserer Sicht langwierige Integration in die Wege zu leiten und Nägel mit Köpfen zu machen", kommentierte ZKB-Analyst Michael Klien.

Kauf unter dem Buchwert

Die Credit Suisse häufte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken (7,5 Mrd. Euro) an, unter anderem weil die Erträge deutlich hinter den Kosten zurückblieben. Eine Reihe von Fehlschlägen und Skandalen ließ zudem das Vertrauen der Kunden in den 167 Jahre alten Konzern erodieren. Um einen Bankensturm zu beenden, orchestrierte die Schweizer Regierung im März eine Notübernahme durch die UBS. Der Kaufpreis von drei Milliarden Franken lag dabei deutlich unter dem Buchwert des Instituts. Seitdem hat sich die Schweizer Nummer eins bei Aufsichtsbehörden rund um den Globus um Bewilligungen für die Übernahme bemüht.

Einem Bericht der "Financial Times" zufolge erwägt die UBS wegen der geplanten Übernahme die Verschiebung des Zwischenberichts auf Ende August. Eigentlich ist die Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal für den 25. Juli vorgesehen. Die drei Milliarden Franken schwere Transaktion sei kompliziert, berichtet die Zeitung. Die UBS hoffe, mit den Zahlen auch eine aktualisierte Planung für das Schweizer Geschäft der Credit Suisse vorlegen zu können. Die UBS wollte zu dem Bericht keine Stellungnahme abgeben.

Ausmaß des Stellenabbaus noch unklar

UBS-Konzernchef Sergio Ermotti, der extra für die Integration ans Steuer des Konzerns zurückgeholt worden war, äußerte sich vergangene Woche erneut zuversichtlich zum Ausblick der neuen Megabank. "Ich bin überzeugt, dass dies nicht nur für unsere Aktionäre und Mitarbeiter, sondern auch für unsere Kunden und die Finanzdienstleistungsbranche in der Schweiz eine großartige Geschichte sein wird." Gleichzeitig warnte er aber vor schmerzhaften Entscheidungen in Zusammenhang mit dem Abbau von Stellen nach der Übernahme. "Wir werden nicht in der Lage sein, kurzfristig Arbeitsplätze für alle zu schaffen. Synergien sind ein Teil der Geschichte."

Das Ausmaß des Stellenabbaus dürfte auch davon abhängen, ob das Schweizer Geschäft der Credit Suisse vom neuen Konzern abgespalten wird. Die Bank analysiere die Situation noch immer, sagte Ermotti am Freitag. Das "Basisszenario" bleibe jedoch eine vollständige Integration in die UBS, und er werde sich bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen nicht von "Nostalgie" leiten lassen. (APA, Reuters, red, 5.6.2023)