Hier ist es nur ein Filmrequisit, aber laut einem ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter habe die US-Regierung heimlich echte außerirdische Fluggeräte geborgen.
Foto: imago/United Archives International

Der Fall liest sich im Grunde wie eine Folge der US-Mysteryserie "Akte X": Ein hochrangiger ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter hat erstmals öffentlich behauptet, dass die US-Regierung im Rahmen geheimer Projekte "nichtmenschliche Fluggeräte" geborgen und untersucht habe. Es gebe intakte Flugobjekte, ebenso wie Fragmente möglicher Raumschiffe im Besitz der USA, behauptet David Charles Grusch und legte dem US-Kongress und dem Generalinspekteur der US-Geheimdienstgemeinschaft als Beweise umfangreiche vertrauliche Informationen vor.

Zugleich erhebt der Whistleblower, der auf eine 14-jährige Karriere im US-Geheimdienst zurückblickt, den Vorwurf, dass diese Informationen dem Kongress illegal vorenthalten wurden und er selbst seit der Veröffentlichung unter Vergeltungsmaßnahmen durch bestimmte Regierungsstellen zu leiden habe. Details zu den "nichtmenschlichen" Ufos gab er zunächst nicht öffentlich preis.

Erste Reaktionen

In einer ersten Reaktion des Weißen Hauses bat die Pressesprecherin Karine Jean-Pierre während des täglichen Press Briefings am Dienstag, sich mit Fragen an das US-Verteidigungsministerium zu wenden. Die Pressesprecherin des für Ufo-Angelegenheiten zuständigen All-Domain Anomaly Resolution Office (AARO) meinte auf Anfrage, zumindest ihre Behörde habe keine Kenntnis über die genannten Projekte oder gar Materialien. Man begrüße aber jede Möglichkeit, im Rahmen des durch den US-Kongress geforderten "Historical Review" über Ufo-bezogene Regierungsprojekte von etwaigen Zeugen zu hören.

Press Briefing des Weißen Hauses: Pressesprecherin Karine Jean-Pierre verweist auf das Verteidigungsministerium (ab Minute 33).
The White House

Aktiv wurde Grusch, weil die von „mehreren Behörden verschleierten" Ufo-Programme in konventionelle UAP-Programme integriert wurden, und zwar ohne entsprechende Meldungen an verschiedene Aufsichtsbehörden. Seit April habe er deshalb dem Kongress die umfangreichen Unterlagen zu den "exotischen Objekten" zur Verfügung gestellt, auch um darauf hinzuweisen, dass im Hintergrund zwischen verschiedenen Behörden und Unternehmen offenbar ein Kleinkrieg um den Zugang und die Ausbeutung dieser hochbrisanten Materialien und Objekte herrscht. Auf Hunderten von Seiten seien diese "Materialrückgewinnungsprogramme" teilweise sehr spezifisch dokumentiert.

Hochdekoriert und anerkannt

Grusch ist ein 36 Jahre alter hochdekorierter ehemaliger Kampfoffizier, der unter anderem in Afghanistan Einsätze geflogen ist. Er war Mitarbeiter der National Geospatial-Intelligence Agency (NGA), einer zentralen US-Behörde für militärische, geheimdienstliche, aber auch kommerzielle kartografische Aufklärung. Außerdem war er Teil des National Reconnaissance Office (NRO), das für das militärische Satellitenprogramm verantwortlich ist.

Zwischen 2019 und 2021 war Grusch Mitglied der Unidentified Aerial Phenomena Task Force (UAPTF), jener Behörde des US-Verteidigungsministeriums, die sich mit Ufos bzw. UAPs (Unidentified Anomalous Phenomena) auseinandersetzt. UAP ist auf Militär- und Regierungsebene die offizielle Bezeichnung für unbekannte Flugobjekte. Geleitet wird die UAP Task Force von der US-Navy. Mittlerweile wurde das 2020 gegründete Ufo-Untersuchungsbüro umgebaut und in das neu gegründete All-Domain Anomaly Resolution Office (AARO) integriert. Damit sollen auch Untersuchungen von unter Wasser operierenden Objekten unklarer Herkunft einbezogen werden.

David Charles Grusch (36), hier auf einer Aufnahme während seiner Einsatzzeit in Afghanistan 2013, berichtete über geheime US-Programme zur Bergung "nichtmenschlicher" Flugobjekte.
Foto: David Grusch

"Einzigartige atomare Anordnungen"

Laut einem Leistungsbericht des NRO aus dem Jahr 2021 war Grusch Geheimdienststratege mit vielen Aufgabenfeldern. Er galt demnach als "versierter Stabsoffizier", habe zahllose Berichte über nicht identifizierte Luftphänomene analysiert und es bis zum Operations Center Deputy Director gebracht. Viele ehemalige Mitarbeiter und Vorgesetzte, darunter der frühere Armeeoberst und nunmehrige Luft- und Raumfahrtmanager Karl E. Nell, charakterisieren Gruschs Integrität als „über jeden Zweifel erhaben". In Geheimdienstkreisen genießt er nach wie vor große Unterstützung, zahlreiche Quellen sollen seine Glaubwürdigkeit bestätigt haben.

Der Whistleblower verriet dem US-Magazin "The Debrief", dass die Bergung von Trümmerteilen und intakten Flugobjekten "nichtmenschlicher Herkunft" seit Jahrzehnten bis in die Gegenwart von der Regierung, ihren Verbündeten und Rüstungsunternehmen betrieben würden. Materialwissenschaftliche Analysen der Objekten hätten laut Grusch "einzigartige atomare Anordnungen und radiologische Signaturen“ ans Licht gebracht. Die gefundenen Fluggeräte seien zweifelsfrei „exotischen Ursprungs" und völlig unbekannter Herkunft. "Wir sprechen hier nicht über prosaische Ursprünge oder Identitäten", meinte Grusch zu Journalisten von "Debrief", "das Material umfasst intakte und teilweise intakte Fahrzeuge."

Interview mit dem Wistleblower David Grusch zu angeblich geborgenen "nichtmenschlichen" Ufos.
NewsNation

Er selbst habe keine außerirdischen Fluggeräte gesehen und er wisse auch nicht, wo sie gelagert werden, sagte Grusch. Doch sein Wissen über diese nicht-menschlichen Objekte beruhe auf Informationen aus erster Hand und stamme aus "ausführlichen Gesprächen mit hochrangigen Geheimdienstmitarbeitern", die persönlich damit zu tun gehabt hätten. Grusch erklärte, das Programm zur Bergung von Ufo-Material sei auf verschiedenen Ebenen nach wie vor aktiv und er kenne einzelnen Personen, die daran beteiligt seien oder gewesen sind.

Weitere Aussagen

Andere pensionierte und aktive Geheimdienstmitarbeiter und US-Regierungsmitglieder, die im Rahmen ihrer Arbeit in unterschiedlichen Behörden Einblicke in geheime Regierungsprogramme zu UAPs gewinnen konnten, bürgen für Gruschs Vertrauenswürdigkeit und untermauerten seine Aussagen. Einige stellten inoffiziell als auch offiziell unabhängig voneinander ähnliche Informationen bereit.

Jonathan Grey, Geheimdienstmitarbeiter, der für das National Air and Space Intelligence Center (Nasic) unerklärliche anomale Phänomene analysiert, ist einer davon. Er bestätigte gegenüber "Debrief" die Existenz dieser “exotischen Materialien" und fügte hinzu: "Wir sind nicht allein. [...] Bergungsaktionen dieser Art sind aber nicht auf die Vereinigten Staaten beschränkt, es handelt sich um ein globales Phänomen." (Thomas Bergmayr, 7.6.2023)