Schon seine Ernennung hat für Kopfschütteln gesorgt: Sultan Ahmed Al Jaber, der Präsidenten der nächsten Weltklimakonferenz COP 28 in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), ist auch der Chef des staatlichen Erdölunternehmens Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc). 

Sultan Al Jabers Doppelrolle steht seit Wochen in der Kritik.
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Nun zeigen Enthüllungen des "Guardian", dass die Skepsis in der Umweltaktivistenszene gegenüber Al Jaber wohl in mehrfacher Hinsicht nicht unbegründet war. Demnach soll Al Jabers emiratischer Ölkonzern Zugang zum E-Mail-Postfach des COP-28-Büros gehabt haben und auch zur Beantwortung einer Presseanfrage hinzugezogen worden sein. 

Zudem zeigen die Recherchen, dass sich das COP-28-Büro und das Adnoc-Büro – entgegen eigenen Angaben – mehrere Server geteilt hatten. Erst die "Guardian"-Recherche habe dazu geführt, das nunmehr separate Server verwendet werden.

Gastland will mehr Gas exportieren

Al Jabers Doppelrolle ist Kritikern seit Anbeginn ein Dorn im Auge. Zu ihnen gehört auch die ehemalige Generalsekretärin der Uno-Klimarahmenkonvention, Christiana Figueres. Immerhin plant das Gastland der COP 28 derzeit einen massiven Ausbau seiner fossilen Erdgasindustrie – statt den eignen Ausstieg voranzutreiben.

Als der "Guardian" das Büro der Weltklimakonferenz mit Zweifeln über Al Jabers Eignung konfrontieren wollte, bekam die Redaktion eine Antwort, die als "interne Adnoc-Kommunikation" ausgewiesen war. Auf Nachfrage gab das COP-28-Büro zu, Adnoc zur Beantwortung der Medienanfrage hinzugezogen zu haben. 

Rücktrittsforderungen

Den Enthüllungen waren bereits einige Rücktrittsforderungen an Al Jaber vorausgegangen: "Ein Öl- und Gasunternehmen hat den Weg in den Kern genau jener Organisation gefunden, die für die Koordinierung des Öl- und Gasausstiegs zuständig ist. Das ist so, als würde ein multinationaler Tabakkonzern die interne Arbeit der Weltgesundheitsorganisation überwachen“, hatte die französischen Europaabgeordnete Manon Aubry jüngst kritisiert. Die Weltklimakonferenz habe ihre Glaubwürdigkeit verloren, Ölkonzernprofite dürften nicht vor Klimaschutz stehen. Aubry war es auch, die in einem Brief an die Uno, die EU-Kommission und die US-Regierung, der von rund 130 Abgeordneten in Europa und den USA unterschrieben wurde, Al Jabers Rücktritt forderte. 

Al Jaber selbst hat seine Ernennung zum COP-28-Präsidenten immer wieder verteidigt und dabei darauf beharrt, dass seine Geschäftsbeziehungen sich als wertvoll erweisen würden, um sicherzustellen, dass der Privatsektor die notwendigen Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise ergreife. 

Die Liste von Al Jabers bisherigen Funktionen in diversen Energieunternehmen ist lang. Darunter befindet sich auch das 2006 gegründete emiratische Unternehmen Masdar, das als eines der ersten weltweit in erneuerbare Energien investiert hat. Aber auch die britische Regierung hat Al Jabers Ernennung wiederholt verteidigt: "Ich denke, er ist eine herausragende Persönlichkeit, und wir freuen uns darauf, mit den VAE zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die COP 28 ein Erfolg wird und mehr Länder dazu gebracht werden, sich zu den notwendigen Emissionsreduzierungen zu verpflichten", so der britische Klimaminister Graham Stuart. (Flora Mory, 7.6.2023)