Mann beim Kampfsporttraining
Meta-Boss Mark Zuckerberg ging der Riege der mächtigen Männer, die sich als kampfbereite und siegeswillige Helden positionieren, voran. Sind Martial Arts die neue Tugendschule?
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Mark Zuckerberg als Judoka, der seinen Gegner auf die Matte legt? Auf den ersten Blick könnte man das Bild für einen KI-generierten Fake halten. Doch die Aufnahme ist echt – und wurde vom Facebook-Gründerchef selbst veröffentlicht. Auf seinem Instagram-Account teilte "Zuck" in seinem typischen Understatement mit, er habe bei einem Turnier in Brasilianischem Jiu Jitsu teilgenommen und "ein paar Medaillen" gewonnen. Die Platzierung – den ersten und zweiten Platz – mochte der ehrgeizige Milliardär dem Publikum dann doch nicht vorenthalten.

Das Brasilianische Jiu Jitsu (BJJ) ist eine Ringkampfsportart, die ihren Ursprung im japanischen Judo hat. Ziel ist es, den Kontrahenten durch Wurf-, Hebel- oder Würgetechniken zur Aufgabe zu zwingen. Klingt brutal, ist aber Sport. Im Netz tauchten später verwackelte Handyvideos auf, die Zuckerberg bei einer Diskussion mit dem Kampfrichter und in kurzen Hosen kämpfend auf der Matte zeigen. Das Publikum staunte nicht schlecht: Zuckerberg, der bleichgesichtige Bub, wird plötzlich zum Raufbold, der Gegner zu Boden ringt?

Mark Zuckerberg bei einem Turnier in Brasilianischem Jiu Jitsu
Auf seinem Instagram-Account "Zuck" teilte der Meta-Boss Fotos von sich bei einem Turnier in Brasilianischem Jiu Jitsu.
Screenshot/Instagram

Insider wollen herausgefunden haben, dass der Meta-Boss in der Leichtgewichtsklasse antrete und den weißen Gürtel besitze. Nach der erfolgreichen Turnierteilnahme in Redwood City, Kalifornien, standen die Gratulanten Schlange. Coach Khai Wu lobte seinen Schützling: Zuckerberg kämpfen gesehen zu haben sei "ziemlich episch" gewesen. Auch der irische Mixed-Martial-Arts-Star Conor McGregor zollte dem Meta-Chef Respekt.

Der 38-jährige Unternehmer beschäftigt sich schon länger mit Kampfkunst. In einem Podcast mit dem rechtspopulistischen Moderator Joe Rogan erzählte er im vergangenen Jahr, er habe während der Corona-Pandemie zu dem Sport gefunden. Wenn er fernsehe, dann nur, um die Kampfserie Ultimate Fighting Championship (UFC) zu schauen. Sein Coach und Sparringspartner Khai Wu sagte damals schon: "Sie wissen nicht, dass dieser Nerd ein leiser Killer ist."

Athleten und Sieger in Jubelpose

Zuckerberg, der seit seiner Kindheit eine Obsession in Bezug auf den römischen Kaiser Augustus hegt und sogar seine zweite Tochter nach diesem benannte, feilt schon länger an seinem eigenen antiken Heldenepos. Er sieht sich als Vorkämpfer für eine globale Community. Insofern fügen sich die Fotos, die den stählernen Athleten in Jubelpose und mit schmerzverzerrtem Gesicht zeigen, in die Heldenerzählung ein: Zuckerberg, der gefeierte Kämpfer. Der Meta-Boss weiß, wie er sich in der Öffentlichkeit inszenieren muss. Wenn er auf seinem Instagram-Account, dem mehr als elf Millionen Nutzer folgen, ein Foto von sich postet, das ihn dabei zeigt, wie er einen Kontrahenten in den Schwitzkasten nimmt, geht davon die Botschaft aus: Nehmt euch in Acht, sonst ringe ich euch nieder!

Das Silicon Valley hat Martial Arts schon vor einigen Jahren entdeckt. Zahlreiche Tech-Vorstände praktizieren Kampfsportarten wie Taekwondo, Karate oder Judo und haben eigene Privattrainer engagiert. Durchsetzungsvermögen und Willensstärke, die man im hyperkompetitiven Start-up-Milieu benötigt, trainiert man auch im Kampfsport.

Zu den prominentesten Kämpfern gehört Alex Karp. Der CEO des Datenunternehmens Palantir, der als Fitness-Fanatiker gilt, unterwies seine Geschäftspartner in seinem Büro in die Kampfkunst von Ju-Jutsu und Aikido. Ob das zu schmerzhaften Verrenkungen führte, ist nicht überliefert, aber die Partner dürften an das Treffen wohl bleibende Erinnerungen haben. Mittlerweile hat sich Karp auf die eher sanfteren und meditativeren Kampfkünste Qigong und Tai-Chi verlegt, die er auch bei Videokonferenzen in seinem Büro am Konzernsitz in Denver praktizieren soll.

Einzelkämpfer statt Teamplayer?

Topmanager, die ihre Körper mit digitalen Selbstoptimierungstechniken zu immer neuen Höchstleistungen anspornen, sind von jeher die wackersten Kämpfer an der Fitnessfront. Die Philosophie von Martial Arts besteht aber nicht primär darin, den Körper sportlicher und damit produktiver zu machen, sondern darin, Tugenden zu erlernen.

Paypal-Chef Dan Schulman, der schon seit seiner Jugend die israelische Kampfkunst Krav Maga praktiziert, zieht aus der Selbstverteidigungs- und Nahkampftechnik einige Lehren für die Karriere. Der beste Weg, einen Kampf zu gewinnen, sei es, gar nicht erst in einen Kampf verwickelt zu werden, sagte er in einem Interview mit der New York Times.

Manch ein Beobachter zieht eine direkte Verbindungslinie von Kampfsport zu Leadership, andere sehen die körperliche Ertüchtigung eher als Zeichen einer Testosteron-geladenen, hypermaskulinen "Bro-Culture". Dass die Tech-Vorstände nun demonstrativ in den Kampfmodus wechseln, sagt aber auch viel über das soziale Klima in der Tech-Branche aus, wo angesichts von Massenentlassungen jeder für sich selbst und seinen Job kämpft.

Ein Teamplayer war Mark Zuckerberg noch nie. Insofern passt die Individualsportart gut zu ihm. Doch der Meta-Konzern-Chef wird in Zukunft noch einige Kämpfe austragen müssen. Erst kürzlich hat ihm die irische Datenschutzbehörde Meta eine Strafe von 1,2 Milliarden Euro Strafe aufgebrummt. Im Kampfsport würde man wohl von einem Haltegriff sprechen. (Adrian Lobe, 16.6.2023)