Ein Selfie des Perseverance-Rovers
Schon bald nach der Landung nahm Perseverance einige Selfies auf, bevor er sich auf die Suche nach Leben machte.
NASA/JPL-Caltech/MSSS

Zugegeben, der Begriff der organischen Chemie weckt auf den ersten Blick vielleicht zu große Hoffnungen. Er meint Verbindungen aus Kohlenstoff und Wasserstoff, aus denen lebendige Organismen zum Großteil bestehen. Doch das bedeutet nicht, dass organische Verbindungen von Lebewesen stammen.

Wenn auf dem Mars nun erneut organische Moleküle gefunden wurden, bedeutet das leider nicht automatisch, dass es dort auch Leben gab. Dennoch sind die neuen Funde mit dieser Frage verknüpft, wie eine nun erschienene Studie im Fachjournal"Nature" darlegt.

Die Analyse wurde mit dem "Sherloc"-Instrument des Marsrovers Perseverance durchgeführt, der seit 2021 auf dem Mars aktiv ist. Er befindet sich im Jezero-Krater, wo er nun auf organische Moleküle stieß. Die Untersuchung umfasste natürliche Felsoberflächen ebenso wie Flächen, die mit dem Bohrer des Rovers gesäubert wurden. Das Instrument erzeugte dazu Löcher mit 4,5 Zentimeter Durchmesser mit einer Tiefe von etwa einem Zentimeter. Mit Stickstoff werden diese Flächen dann freigeblasen.

Die Untersuchung selbst benutzt ultraviolettes Licht. Die Fläche wird bestrahlt, und das zurückgeworfene Licht in seine Farben zerlegt. Dadurch lässt sich auf die chemischen Bestandteile rückschließen. Manche der gefundenen Signaturen deuten unter anderem auf Naphtalin hin. Das ist ein sogenannter aromatischer Kohlenwasserstoff, der zum Leuchten angeregt werden kann. Dieses Leuchten empfing das Sherloc-Instrument.

Ehemaliger Kratersee

Besonders interessant ist dieses Ergebnis, weil es sich bei dem untersuchten Gebiet um einen Kratersee handelte, was aufgrund gefundener Zu- und Abflusskanäle gut gesichert ist. Er könnte in der Vergangenheit gute Bedingungen für Leben geboten haben. Zudem enthält er Ablagerungen aus Karbonaten, Tonen und Sulfaten. Wenn es auf dem Mars Leben gab, sollten dort Spuren davon konserviert sein.

Eine interaktive Rundumsicht der Séítah-Formation, aus der ein Teil der Proben stammt.

"Der mögliche Nachweis mehrerer Formen von organischem Kohlenstoff auf dem Mars hat Auswirkungen auf unser Verständnis des Kohlenstoffkreislaufs auf dem Mars und auf sein Potenzial, im Laufe seiner Geschichte Leben zu beherbergen", sagt Studienautorin Amy Williams.

Es ist nicht das erste Mal, dass Hinweise auf organische Moleküle auf dem Mars gefunden werden. Das war bereits der Phoenix-Sonde und dem Marsrover Curiosity gelungen.Auch Perseverance wies bereits organische Verbindungen auf dem Mars nach. Doch die nun gefundenen Spuren der organischen Verbindungen waren über eine große Fläche verteilt. Das Gebiet besteht sonst eigentlich aus vulkanischem Material. Die Forschenden vermuten, dass Wasser für diese Verteilung sorgte.

Ein Video der US-Weltraumagentur Nasa erklärt die Funktion von Perseverance.
NASA Jet Propulsion Laboratory

Um mehr zu erfahren, müssten Proben eingesammelt und zur Erde zurückgebracht werden, wo sie im Labor untersucht werden könnten. Tatsächlich bereitet Perseverance solche Proben vor, die von einer Folgemission aufgesammelt und zur Erde gebracht werden sollen. Doch bereits jetzt sei klar, dass die geochemischen Prozesse rund um organische Verbindungen auf dem Mars komplexer gewesen seien, als es bisherige Ergebnisse vermuten ließen, heißt es dazu in der neuen Publikation. In jedem Fall habe es auf dem Mars über lange Zeit möglicherweise lebensfreundliche Bedingungen gegeben.

Weitere Forschungen sind also nötig. "Wir kratzen gerade erst an der Oberfläche der Geschichte des organischen Kohlenstoffs auf dem Mars", sagt Williams.

Sorgen um Rover unbegründet

Ende Juni war es eine Zeitlang ruhig um Perseverance gewesen. Eine mehrere Tage dauernde Sendepause nährte bereits Spekulationen, dem erst im Februar 2021 auf der Marsoberfläche gelandeten Rover könnte etwas zugestoßen sein.

Ein Luftbild von Mars
Der Marshelikopter Ingenuity machte 2021 eine besonders schöne Luftaufnahme des Séítah-Gebiets.
NASA/JPL-Caltech

Doch bald gab es Entwarnung und neue Nachrichten. So war es Perseverance gelungen, den ihn begleitenden Helikopter Ingenuity wieder aufzuspüren. Das eigentlich als reines Demonstrationsprojekt geplante Fluggerät arbeitet so verlässlich, dass es inzwischen zur Wegfindung eingesetzt wird und dem vorausfliegt. Bei seinem 52. Flug landete es planmäßig im Funkschatten. Erst als der Rover aufschloss, konnte der Funkkontakt wiederhergestellt und sichergestellt werden, dass mit Ingeniuity alles in Ordnung ist. (Reinhard Kleindl, 16.7.2023)