Stralsund – Klimaaktivistinnen und -aktivisten der Gruppe Letzte Generation, die mit ihren Protestaktionen Autofahrern und Autofahrerinnen den Weg versperren, führen bei diesen nicht nur zu Zeitverlust und Ärger, sondern sorgen schon seit Monaten für teils sehr fragwürdige und hasserfüllte Witze und Internet-Memes. In der ostdeutschen Stadt Stralsund hat am Mittwoch ein Lkw-Fahrer nun eine der Forderungen dieser Memes in die Realität umgesetzt und dabei einen Aktivisten fast überfahren: Bei einer Protestaktion geriet der Fahrer in Rage, stieg aus seinem Lkw aus und zerrte mehrere Aktivistinnen und Aktivisten von der Fahrbahn, drohte ihnen Schläge an und brüllte "Verpiss dich!".

Als sich die jungen Protestierenden dennoch wieder vor den Lkw setzten, fuhr dieser an und schob einen von ihnen ein Stück weit die Straße entlang, bevor er stehenblieb, noch einmal ausstieg, diesen nochmals an den Fahrbahnrand zerrte und dann schließlich davonfuhr. Die Polizei traf eigenen Angaben zufolge erst nach dem Vorfall ein, doch dieser war ohnehin mehrfach auf Video aufzeichnet worden.

Fahrer stellte sich der Polizei

Noch am Mittwochabend stellte sich der Lkw-Fahrer der Polizei. Gegen den 41-Jährigen laufen Medienberichten zufolge Ermittlungen wegen des Verdachts der versuchten gefährlichen Körperverletzung und wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Das Amtsgericht von Stralsund erklärte laut dem TV-Sender NDR, dass geprüft werde, wie lange man dem Mann den Führerschein entziehen könne – und werde. "Wir legen das noch heute einem Richter vor", sagte ein Sprecher der Stralsunder Staatsanwaltschaft am Donnerstag.

Gegen die sechs Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe Letzte Generation, die den Verkehr eineinhalb Stunden lang blockiert hatten, bevor sie von der Polizei abgeführt werden konnten, wird laut deutschen Medienberichten wegen des Anfangsverdachts der Nötigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz ermittelt.

Weiterer Vorfall in Halle

In der TV-Sendung "Kontrovers" lehnte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann am Donnerstag jede Form von Gewalt bei Protestaktionen und Kundgebungen ab, "Gewalt hat in der Demokratie nichts verloren". Es sei in jedem Fall indiskutabel, zu "Selbstjustiz" zu greifen, wie dies im Fall des Lkw-Fahrers in Stralsund geschehen sei.

Doch Stralsund war dieser Tage in Deutschland kein Einzelfall: In Halle wurde am Mittwoch ein Klimaaktivist bei einer ähnlichen Aktion vom Fahrer eines Klein-Lkws angefahren. Der junge Mann blieb Berichten zufolge unverletzt.

VW-Transporter fährt Klima-Kleber bei Protest an
#letztegeneration #klimaaktivisten #klimaschutz Unglaubliche Aufnahmen der Klima-Aktivisten der "Letzten Generation". Bei einem Protest auf einer dreispurigen Straße schert der Fahrer eines VW-Transporters aus und fährt gegen einen der Aktivisten. Im letzten
FOCUS Online

(red, 13.7.2023)