Steckdosenverteiler
E-Control-Vorstand Urbantschitsch kritisiert die Kommunikation als "alles andere als transparent".
IMAGO/Kirchner-Media/Wedel

Wien – Zwar senken jetzt viele Energieanbieter ihre Preise, doch nach Ansicht der Arbeiterkammer (AK) machen es viele Energieunternehmen ihren Kunden absichtlich schwer, die niedrigeren in Anspruch zu nehmen. Auch E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch kritisierte im Ö1-"Morgenjournal" die Kommunikation der Energieversorger als "alles andere als transparent".

AK-Energiepreisexpertin Christina Brichta-Hartmann fordert von den Energieversorgern Preissenkungen in den Bestandsverträgen, statt neue Verträge anzubieten und mit Rabatten oder Gratisenergietagen zu arbeiten. Bei manchen Anbietern würden Kunden aber auch ohne Wechsel den günstigeren Tarif bekommen. Die AK appelliere an die Energieversorger, "dass sie klassische, echte Preissenkungen in diesen Bestandsverträgen durchführen", sagte Brichta-Hartmann am Montag im Ö1-"Morgenjournal".

Mehr Transparenz gefordert

Auch E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch kritisierte, dass die Preissenkungen vielfach nur mit Rabatten oder Freitagen erfolgen würden. Das sei "alles andere als transparent", sagte der Energieregulator im "Morgenjournal". "Würde dieser Rabatt wieder wegfallen, dann kommt man erst recht wieder zurück auf den hohen Preis. Und das ist auch etwas, was wir als E-Control kritisieren. Das heißt, man muss schauen, dass man jetzt auch vonseiten der Energiewirtschaft versucht, mehr Transparenz hineinzubekommen."

Es gebe aber auch "ein großes Maß an Rechtsunsicherheit im Augenblick, was Preisänderungen betrifft". Es sei für die Unternehmen nicht einfach, einen Weg zu finden, "damit man in rechtssicherer Weise die Preise anpasst". Das hänge aber auch von den angebotenen Verträgen und von der Art der Kommunikation ab – hier hätten die Unternehmen einen Aufholbedarf, die Kommunikation an die einzelnen Kunden anzupassen.

"Rechtlicher Graubereich"

"Es ist ein rechtlicher Graubereich", sagte Michael Strebl, Chef der Wien Energie, am Montag im Ö1-"Mittagsjournal". Es sei gesetzlich nicht ganz genau geregelt, wie Vertragsänderungen umzusetzen seien. Um ganz sicherzugehen, mache man das bei der Wien Energie mit einem neuen Vertrag.

Nach Ansicht des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) wäre eine Preissenkung auch ohne neuen Vertrag möglich, die Kunden müssten einfach nur zustimmen. Weil Preiserhöhungen und -senkungen argumentiert werden müssten, würden es die Unternehmen vorziehen, gleich neue Verträge abzuschließen.

Außerdem wollen die Energieunternehmen Verträge mit Preisbindung, für die eine Zustimmung notwendig ist. "Wir kaufen zu einem bestimmten Preis eine bestimmte Menge ein und garantieren diesen Preis", erklärte EVN-Sprecher Stefan Zach im "Mittagsjournal". E-Control und Arbeiterkammer fordern weniger komplizierte Verträge für die Kunden. Auch EVN-Sprecher Zach spricht von teilweise sehr komplexen gesetzlichen Rahmenbedingungen. "Es gibt ein Dutzend Gesetze und Verordnungen, in denen geregelt wird, was ein Energielieferant seinen Kunden mitzuteilen hat. Viele Kunden sind aber von der Vielzahl an Informationen stark überfordert."

Konsumentenschutz-Minister Johannes Rauch (Grüne) verwies auf ORF-Anfrage auf Verbesserungen, die ab 1. September in Kraft treten sollen. Dann soll jährlich über Wechselmöglichkeiten und günstigere Tarife informiert werden. (APA, red, 17.7.2023)