Ein gelber Sack, gefüllt mit Plastikmüll steht auf der Straße
Im gelben Sack oder in der gelben Tonne soll Plastikmüll gesammelt werden, damit er anschließend wiederverwendet werden kann.
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Zukunftssicher und ein Job mit Sinn – mit diesem Slogan werden Green Jobs beworben. Doch auch in den grünen Branchen ist der Fachkräftemangel spürbar. Die Nachfrage nach Green Jobs bzw. klimarelevanten Berufen steigt kontinuierlich: Wurden dem AMS im Jahresdurchschnitt 2013 noch 3.360 offene Stellen in solchen Berufen gemeldet, waren es 2022 bereits 14.116. Rund 2.300 offene klimarelevante Stellen verzeichnete allein das AMS Steiermark im März.

"Der Fachkräftemangel ist längst virulent, spitzt sich aufgrund der demografischen Lage immer mehr zu und setzt damit auch die heimischen Unternehmen im Green-Tech-Bereich, wenn auch in unterschiedlich hohem Maße, unter Druck, entsprechend qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden", sagt Bernhard Puttinger, Geschäftsführer des Green Tech Valley Cluster im Süden Österreichs.

2005 wurde der Cluster mit 80 Unternehmen aus der Steiermark und Kärnten gegründet, mittlerweile gehören mehr als 300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen, darunter zwanzig weltweit führende Technologieanbieter dazu. Innerhalb von zehn Jahren haben die Unternehmen im Cluster die Zahl ihrer Beschäftigten verdoppelt und den Umsatz verdreifacht. Stolz ist man auch, dass von den 20 grünen Comet-Zentren (Competence Centers for Excellent Technologies, gefördert von der Forschungsförderungsgesellschaft) in Österreich 15 im Green Tech Valley angesiedelt sind. Im EU-weiten Eco Innovation Index belegt Österreich den dritten Platz – auch für diese gute Positionierung sieht sich der Cluster als Treiber.

Attraktive Rahmenbedinungen

Um die grüne Transformation vom Valley aus mitgestalten zu können, setzen die Betriebe bei der Personalsuche auf unterschiedliche Maßnahmen. "Die Lehre, um sozusagen intern die Fachkräfte von morgen auszubilden, ist dabei ein ganz wichtiger Punkt. Darüber hinaus werden zahlreiche Initiativen gesetzt, um bestehende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus- und höher zu qualifizieren", ergänzt Puttinger.

Auch beim Kärntner Recycling-Tech-Betrieb Lindner mit Headquarter in Spittal an der Drau setzt man verstärkt auf die interne Ausbildung der Mitarbeitenden. "Der Fachkräftemangel ist vor allem im Bereich der technischen Berufe sowie bei der Besetzung von Positionen mit hohem IT-Bezug spürbar", sagt Michael Lackner, Geschäftsführer bei Lindner. In Österreich arbeiten aktuell rund 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Familienunternehmen, 23 offene Positionen sind ausgeschrieben, der Großteil im spezialisierten, technischen Bereich. "Dem Fachkräftemangel treten wir unter anderem auch aktiv durch unsere Lehrlingsausbildung entgegen. Wir bilden aktuell über 30 Lehrlinge in vier technischen Berufen aus, Tendenz steigend. So schaffen wir es, unsere Kolleginnen und Kollegen von morgen schon heute im Unternehmen begrüßen zu dürfen", ergänzt Lackner.

Flexible Arbeitszeiten

Auf flexible Rahmenbedingungen wird bei Redwave, einem internationalen Hersteller von Hightech-Sortiermaschinen und -anlagen für die Recyclingindustrie in Eggersdorf bei Graz, gesetzt. Derzeit beschäftigt das Unternehmen über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Österreich. "In letzter Zeit ist bereits eine Verbesserung bei der Personalsuche festzustellen. Dennoch ist das Thema im Vergleich zu den Vorjahren sehr herausfordernd", gibt Silvia Schweiger-Fuchs, Geschäftsführerin von Redwave, zu. So habe die Reisebereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit der Corona-Pandemie weiter abgenommen, darüber hinaus sei eine steigende Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeitmodellen, wie beispielsweise einer Drei- oder Viertagewoche, und einem hohen Anteil an Homeoffice-Möglichkeiten beobachtbar. "Als Unternehmen gewähren wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern große Freiheiten, beispielsweise bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit. Als international tätiges Unternehmen haben wir auch die Möglichkeit, unser Team in manchen Bereichen durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Ländern zu verstärken. Dabei ist es sehr wichtig, das bestehende Team nicht aus den Augen zu verlieren", ergänzt Schweiger-Fuchs.

Auf eine lange Unternehmensgeschichte kann Treibacher Industries zurückblicken. Gegründet wurde das Chemie- und Metallurgie-Konzern bereits 1898, die Firmenzentrale mit Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Vertrieb befindet sich im kärntnerischen Althofen. Und schon jetzt bietet der Konzern viele Benefits, um als Arbeitgeber attraktiv zu sein. "Derzeit evaluieren wir mit externer Begleitung und in Kooperation mit einer Universität weitere Möglichkeiten zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität im Bereich der Produktion speziell im Schichtbetrieb", sagt HR-Chef Frank Grabner. (Gudrun Ostermann, 25.7.2023)