Esa, Aeolus, Satellit
Goodbye, Aeolus: Der Einsatz des Esa-Wettersatelliten ist nun endgültig beendet.
Illustr.: ESA/ATG medialab

Vor zwei Monaten endete Aeolus' Dienst für die Wissenschaft in 320 Kilometer Höhe. Der Wettersatellit der europäischen Weltraumorganisation Esa hatte ab 2018 erfolgreich Daten für Windprofile zur Erde geschickt, die auch Wettervorhersagen verbesserten. Fünf Jahre später hat die Esa sein Ende eingeläutet. In der Nacht von Freitag auf Samstag verglühte der Satellit offenbar größtenteils. Übrig bleibende Trümmer gingen wie berechnet über dem Atlantik, in möglichst großem Abstand zu Landflächen, wobei die genaue Lokalisierung unklar ist. Der Wiedereintritt fand Freitag gegen 21 Uhr über der Antarktis statt, wie das US-amerikanische Weltraumkommando am Samstagmorgen bestätigte.

Am Freitag gegen 17.30 Uhr hatte das Flugkontrollteam im deutschen Darmstadt gemeldet, dass der Satellit seine letzten Anweisungen erhalten habe und nun nicht mehr beeinflussbar sei. In den folgenden Stunden wurde er bei seinem Weg zurück zur Erde zerstört.

Es handelt sich um den ersten assistierten Satelliten-Wiedereintritt dieser Art, der auch als Präzedenzfall dienen soll: Das Problem des Weltraummülls wächst und wächst, nicht zuletzt aufgrund der Starlink-Bestrebungen Elon Musks, mehr als 12.000 aktive Satelliten rund um die Erde bis zum Jahr 2027 zu betreiben. Um das Schrottproblem im All und auch das Risiko unkontrollierter Wiedereintritte zu minimieren, will man vermehrt auf geplante Rückführung setzen. Zum ersten Mal wurde mit Aeolus ein Esa-Satellit in die Erdatmosphäre gelenkt, der dafür ursprünglich nicht konzipiert war. "Man kann davon ausgehen, dass dies Vorbild für andere Raumfahrtagenturen ist", sagt Tim Flohrer, Leiter der Esa-Abteilung für Raumfahrtrückstände.

Aeolus, kontrollierter Absturz, Esa
So verläuft der Absturz laut Plan.
Grafik: ESA/Earth Observation Graphics Bureau

Probleme auf dem Rückweg

Ohne eigenes Flugmanöver ließe sich nicht festlegen, wo der Satellit in die Erdatmosphäre eintreten und wo Teile, die dabei womöglich nicht verglühen, zur Erdoberfläche stürzen werden. Für den geplanten Absturz wurde der letzte Rest des Treibstoffs an Bord verbraucht. Fachleuten zufolge ist ein solches Manöver zudem nur bei Satelliten mit einem erdnahen Orbit von einigen Hundert Kilometern umsetzbar. Der 1.360 Kilogramm schwere Aeolus hatte eine Einsatzhöhe von 320 Kilometern und wurde bereits durch die Schwerkraft in Richtung Erdoberfläche gezogen.

Seit vergangenem Montag wurde die Flughöhe in mehreren Manövern weiter reduziert, am Donnerstagabend sank der Satellit auf etwa 250 bis 230 Kilometer Abstand zur Erde herab (wobei die obige Aufnahme entstand). Zu einem Zeitpunkt kam es zu einer "größeren Anomalie", die wohl mit Problemen an einer Schubdüse zusammenhing – und mit der Tatsache, dass der Satellit eben nicht für Manöver in derartiger Nähe zur Erde gebaut wurde. Doch bald legte sich die Aufruhr im Kontrollzentrum wieder und es gab wieder grünes Licht für die Rückkehr zum Landeprotokoll.

Ein letztes Manöver

Erhöhte Temperaturen erwärmen bereits jetzt den Satelliten. Um etwa 21 Uhr mitteleuropäischer Zeit wurde vermeldet, dass Aeolus den Berechnungen zufolge in die Atmosphäre eingetreten sein müsste: "Unser Erdbeobachter wurde zu einer Sternschnuppe." Planmäßig dürfte er ab einer Höhe von 80 Kilometern verglüht sein. Teile, die dabei übrig blieben, gingen über dem Atlantik fernab von Land nieder. Genauer ließen sich Ort und Zeit nicht eingrenzen. Die Updates fasst der Esa-Liveblog zusammen.

Generell ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Mensch von einem Stück Weltraumschrott getroffen wird – dreimal niedriger als das Risiko, von einem Meteoriten getroffen zu werden. Wird der assistierte Absturz wie geplant durchgeführt, wird die Wahrscheinlichkeit nochmal um den Faktor 42 kleiner. Etwa einmal pro Woche fallen Satelliten und Raketenteile auf die Erde zurück, teilte die Esa mit.

"Der Wiedereintritt von Aeolus war schon immer sehr risikoarm, aber wir wollten die Grenzen überschreiten und das Risiko weiter reduzieren, um unser Engagement für den Null-Weltraummüll-Ansatz der Esa zu demonstrieren", sagt Rolf Densing, Direktor der Einsatzleitung bei der Esa. "Wir haben viel aus diesem Erfolg gelernt und können den gleichen Ansatz möglicherweise auch bei anderen Satelliten anwenden, die am Ende ihrer Lebensdauer stehen und die gestartet wurden, bevor die aktuellen Entsorgungsmaßnahmen in Kraft traten." Heute werden Satelliten so designt, dass sie vollständig in der Atmosphäre verglühen.

Vermisst wird Aeolus jetzt schon. "Die präzisen Daten werden vorerst fehlen", sagt Thorsten Fehr vom Aeolus-Team. Die Mission sei so erfolgreich gewesen, dass man mit der Europäischen Agentur für meteorologische Satelliten (Eumetsat) in Darmstadt bereits beschlossen hat, die Messungen fortzusetzen. (red, APA, 28.7.2023)