Eine Neuerfindung ist sie nicht, auch wenn das offenbar viele nicht wissen. Denn mit der Ankündigung einer Würstelpizza sorgte das deutsche Unternehmen Dr. Oetker unlängst im Internet für Aufregung. Ab September soll unter dem Namen "Würstel e Patatine" eine limitierte Pizzaedition erhältlich sein. "Bitte nicht", formulierte der eine oder andere Kommentator in den sozialen Netzwerken. "Ein Asteroid mit Kurs auf den Planeten hätte uns weniger überrascht", schrieb das Social-Media-Team der Lebensmittelkette Kaufland.

Wer regelmäßig in Italien Urlaub macht, weiß jedoch: Würstel sind dort als Belag gern gesehen. So findet sich auf Restaurantspeisekarten unter anderem die Pizza Viennese – dabei handelt es sich um eine Variante, die mit Mozzarella, Tomaten und Würstelscheiben belegt wird. Auch die Erweiterung um Pommes, "wurstel e patatine" genannt, findet sich auf den Karten, und das selbst in Neapel, wo die Associazione Verace Pizza Napoletana über die perfekte Zubereitung der neapolitanischen Pizza wacht. Büffelmozzarella, Tomaten und Basilikum auf einem lang geführten Teig mit etwas Olivenöl darüber – das sollte die echte Pizza napoletana ausmachen. Doch nachdem süditalienische Auswanderer die Pizza in den USA etabliert hatten, entwickelten sich weltweit mehr oder weniger kreative Pizzabeläge. Auch in Italien, wo Pizza im Norden lange unbekannt war – die erste Pizzeria in Bologna eröffnete beispielsweise erst in den 1950er-Jahren.

Würstel-Pizza neu im Tiefkühlregal Kopf des Tages
Würstel auf Pizza ist in Italien nichts Ungewöhnliches.
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Gezielte Erregung

Zurück zur Würstelpizza, die tiefgekühlt von verschiedenen Firmen in Italien angeboten wird. Dabei fällt auf, dass die "pizza wurstel e patatine" auf italienischen Websites vor allem als "Kinderpizza" bezeichnet wird. Diese Zielgruppe hatte das Unternehmen Dr. Oetker aber wohl nicht vor Augen. Sie platziert neben Chips auch Zwiebeln auf der Pizza, das könnte vielen Kleinen den Genuss verderben.

Eher handelt es sich bei der deutschen Würstelpizza um ein Produkt, das weniger für den Verkauf als für die sozialen Netzwerke kreiert wurde. Auf Social-Media-Plattformen Diskussionen zu entfachen und viral zu gehen sein scheint die Strategie von Dr. Oetker zu sein. Für den Pizzaproduzenten ist die Würstelpizza jedenfalls nicht der erste große Aufreger. Immer wieder fällt der Konzern mit fragwürdigen Neukreationen auf. Um den Geschmack geht es vermutlich nicht, wenn aus einem Aprilscherz Wahrheit wird – und ganze Fischstäbchen auf der Pizza landen. Im vergangenen Jahr brachte man genau dieses Geschmacksexperiment für einen begrenzten Zeitraum auf den Markt. Zuvor hatte man mit einem Pizzaburger bereits die Gemüter erregt. Für Dessertfreunde gab es eine Zeit lang die Pizza Cioccolato, Teig mit Schokosauce und Schokostückchen.

Die Kundinnen in Österreich können sich übrigens die Aufregung über die deutsche Pizzakreation sparen. Laut Presseabteilung des Nahrungsmittelherstellers ist ein Verkauf der limitierten Pizza hierzulande – zumindest nach heutigem Stand – nicht geplant. (feld, ped, rec, 12.8.2023)