Papst Franziskus hat zur Pornografie eine eindeutige Meinung. "So tritt der Teufel ein. Das reine Herz, das Jesus jeden Tag empfängt, darf solche pornografischen Informationen nicht empfangen" – das sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche im Oktober 2022.

Möglicherweise haben das in Deutschlands größtem Bistum, dem Erzbistum Köln, nicht alle gehört. Laut dem "Kölner Stadtanzeiger" prüft die Staatsanwaltschaft Köln derzeit nämlich eine Liste von versuchten Zugriffen auf Internetpornoseiten von Dienstcomputern im Erzbistum.

Kardinal Rainer Maria Woelki greift sich mit der Hand an die Stirn.
Kardinal Woelki ist mit dem Betrachten von Pornoseiten nicht einverstanden.
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Laut der Zeitung habe es "massenhafte Zugriffsversuche" – mehr als 1.000 – gegeben. Unter den "dutzenden Mitarbeitern" seien auch "höchstrangige Kleriker" gewesen. Grundsätzlich haben sich diese nicht strafbar gemacht. Es ist ja nicht verboten, pornografische Seiten im Internet aufzurufen. Anders jedoch schaut es aus, wenn es um Kinderpornografie geht. Deshalb hat die Staatsanwaltschaft eine Prüfung eingeleitet. Es liege, so die Behörde, aber derzeit kein Anfangsverdacht für eine Straftat vor. Das Betrachten von Pornoseiten, auf denen nur Erwachsene zu sehen sind, ist den Beschäftigten des Erzbistums laut "Kölner Stadtanzeiger" per Dienstvorschrift untersagt. Gesehen haben die Interessentinnen und Interessenten ohnehin nichts. Dies ist durch den automatischen Web-Content-Filter verhindert worden.

"Inkriminierte Seiten"

Das Erzbistum, das wieder einmal wenig günstig in den Schlagzeilen ist, teilte mit, dass es bezüglich der "Zugriffs­ver­suche auf risikobehaftete Webseiten" vollumfänglich mit den staatlichen Behörden kooperiere. Und man stellte gleich einmal klar: "Es haben uns mehrere Anfragen der Medien erreicht, ob der Kardinal ebenfalls zu den Nutzern der inkriminierten Seiten gehört. Die hausinternen Nachforschungen haben eindeutig ergeben, dass das nicht der Fall ist."

Kardinal Rainer Maria Woelki zeigte sich "enttäuscht" über das Verhalten seiner Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Er betont: "Manch einem mag der Konsum von Pornografie als harmlos erscheinen. Ich aber stimme Papst Franziskus zu, der sie verurteilt und vor ihren Gefahren, insbesondere der Verletzung der menschlichen Würde, warnt. Als ich davon erfahren habe, habe ich gebeten, umgehend die Vorfälle zu prüfen und entsprechend den rechtlichen Regelungen zu verfahren."

Aufgeflogen war die Angelegenheit bei einer Routineprüfung des IT-Dienstleisters. Dabei wird geschaut, ob die Firewalls Zugriffsversuche auf risikobehaftete Seiten mit Gewaltdarstellungen, Pornografie oder Drogen auch abwehren.

Das Erzbistum Köln hatte im Jahr 2022 einen Rekordwert bei Kirchenaustritten zu vermelden. 51.000 Menschen kehrten der Kirche den Rücken zu, das waren 20 Prozent mehr als im Jahr 2021. Kardinal Woelki wird seit Jahren vorgeworfen, Missbrauchsvorwürfen gegen Geistliche nicht konsequent genug nachzugehen. Gegen ihn laufen strafrechtliche Ermittlungen wegen des Verdachts des Meineids und der falschen Versicherung an Eides statt. Ende Juni ließ die Staatsanwaltschaft Köln Gebäude des Erzbistums durchsuchen. (Birgit Baumann aus Berlin, 21.8.2023)