Verschiedene Euro-Geldscheine.
Die russischen Investigativjournalisten Andrei Soldatov und Irina Borogan haben derzeit keinen Zugriff auf ihr Geld auf ihrem Bank-Austria-Konto (Symbolbild).
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Die Bank Austria hat das Bankkonto der beiden russischen Investigativjournalisten Andrei Soldatov und Irina Borogan gesperrt. Das berichtet "Die Presse" am Freitag. Soldatov bestätigt dies auf Anfrage auch dem STANDARD.

Investigativplattform gegründet

Soldatov und Borogan sind bekannte Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die Politikwissenschafter haben vor mehr als 20 Jahren die Website agentura.ru gegründet. Darauf berichten sie kritisch über die Entwicklungen in der russischen Politik. Sie schildern, wie russische Schlüsselpositionen vergeben werden und wie Russlands Präsident Wladimir Putin mit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine auch die Zukunft Russlands zerstöre. Beide verfügen auch über Expertise im Geheimdienstbereich und haben bereits mehrere Bücher verfasst.

Über ein Konto bei der Bank Austria verfügt Soldatov seit 2005. Dieses sei als Bankverbindung für Honorare aus dem europäischen Raum nötig – etwa für jene durch Buchverkäufe. Nun habe Soldatov aber keinen Zugriff mehr auf dieses Konto. Dem STANDARD erzählt er, er habe vor rund einer Woche ein Bankgeschäft tätigen wollen, woraufhin man ihm mitgeteilt habe, dass die Bank das Vertragsverhältnis zu ihm beendet habe. Eine Erklärung dafür habe es nicht gegeben. "Die Bank weiß, dass wir Journalisten sind, die im Exil leben", sagt Soldatov. Weder er noch Borogan hätten auf ihren Konten Geld aus Russland erhalten, sondern lediglich Honorare und Tantiemen für ihre Bücher von Auftraggebern aus westlichen Staaten. Zurzeit lebt Soldatov in Großbritannien, er kann sich die Vorgehensweise der Bank Austria "nicht erklären". Auch Borogan lebt im britischen Exil.

Bank Austria beruft sich auf Bankgeheimnis

Die Bank Austria verweist auf STANDARD-Anfrage auf das Bankgeheimnis. Der "Presse" teilte sie mit, dass gemäß der Russland auferlegten EU-Sanktionen ein "Verbot der Entgegennahme von 100.000 Euro übersteigenden Einlagen russischer Staatsbürger ohne Aufenthaltstitel in der EU, im EWR oder in der Schweiz" vorliege.

Soldatov ist von Sanktionen nicht betroffen. Laut seinen Angaben sind auf besagtem Konto auch bei weitem nicht 100.000 Euro zu finden. Soldatov und Borogan seien im vergangenen Jahr zudem nach Wien gereist und hätten der Bank auch ihre britischen Aufenthaltstitel, Publikationen und Lehraufträge vorgelegt. Zudem hätten sie der Bank auch Details zu ihrer brenzligen Lage als russische Geheimdienstexperten geschildert. Die Bank sei damals unterstützend aufgetreten, berichtet "Die Presse". (red, 1.9.2023)