Geld wird in ein durchsichtiges Sparschwein mit Münzen geworfen.
Inflation, Zinserhöhungen und nachhaltige Investments sind gerade heiße Themen am Geldmarkt.
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Noch vor dem Zähneputzen nimmt er das Handy zur Hand, um Aktienkurse, Nachrichten und Unternehmensnews zu checken. Das Weltgeschehen ständig im Blick zu behalten, ununterbrochen aufmerksam zu sein – das liebe er, das mache seinen Beruf so interessant, schwärmt Andreas Morgenbesser. Seit knapp drei Jahrzehnten ist er im Finanzwesen als Kapitalmarktexperte tätig und investiert und verwaltet Vermögen und Anlagen.

Besonders die Inflation und die Zinsentwicklung sind für Andreas Morgenbesser gerade die wichtigsten Entwicklungen, die er ganz genau im Auge behält. Und von einem ist er überzeugt: Geldströme werden immer mehr in nachhaltige Fonds fließen. Im Gespräch verrät er, was er nie tun würde:

1. Investieren, wenn alle optimistisch sind

Portrait von Andreas Morgenbesser.
Andreas Morgenbesser ist Assetmanager der ÖBV.
Interfoto

"Es gibt zwei Momente, bei denen ich immer besonders achtsam werde: wenn die Stimmung am Markt beziehungsweise bei einer Aktie besonders optimistisch ist oder wenn sie besonders schlecht ist. Was ich jetzt sage, mag vielleicht für Nichtexpertinnen und -experten ein bisschen kontraintuitiv klingen: Wenn alle optimistisch sind, rate ich davon ab, ebenfalls in diese Aktie zu investieren. Denn wenn die Stimmung schon am Höhepunkt ist, kann es eigentlich nur mehr nach unten gehen.

Wenn dagegen eine Aktie gerade schlecht ist, aber ein paar Grundindikatoren dafür sprechen, dass sie grundsätzlich wieder steigen könnte, ist vielleicht ein guter Zeitpunkt einzusteigen. Aber: Wenn eine Aktie gerade fällt, ist es ratsam, sich an den Spruch zu halten: Fange niemals ein fallendes Messer. Deswegen ist das Beobachten der Kursentwicklung unabdingbar. Und zwar ständig."

2. Alles auf eine Karte setzen

"Es gibt noch eine goldene Regel beim Investieren: Lege nicht alle Eier in einen Korb. Es lohnt sich immer, sein Portfolio zu diversifizieren, also das Geld in verschiedene Aktien und Fonds zu verteilen. Denn auch eine große Aktie kann sich von heute auf morgen aus unterschiedlichen Gründen plötzlich halbieren. Was schon Joachim Ringelnatz sagte, gilt auch für den Kapitalmarkt: Sicher ist, dass nichts sicher ist.

Gerade als Laie sollte man in nichts investieren, von dem man gar keine Ahnung hat: "In doubt, stay out." Also im Zweifel: Finger weg. Ich persönlich würde deshalb das Investieren auch eher Expertinnen und Experten überlassen. Und noch einen Tipp kann ich geben: Das Geld, das man vermehren möchte, sollte man in den nächsten fünf bis zehn Jahren definitiv nicht brauchen. Denn Anlegen ist immer ein Spiel auf längere Zeit."

3. Sich über versäumte Gewinne ärgern

"Über die Jahre lernte ich, teils schmerzlich: Nichtgemachte Gewinne sind keine Verluste. Nehmen wir an, eine Aktie steigt plötzlich enorm hoch, die Gewinne sind riesig, und man selbst – hat nicht investiert. Eine verpasste Chance. Es ist nachvollziehbar und verständlich, dass man sich dafür selbst verflucht. Aber über die Jahre lernte ich: Ärgern bringt nichts. Denn verloren hat man nichts. Der Kapitalmarkt ist so schnelllebig und so wechselhaft. Solche Situationen werden immer wieder auftauchen. Aber die nächste gute Chance kommt bestimmt." (Natascha Ickert, 25.8.2023)

Im STANDARD-Podcast "Lohnt sich das?" wird alles rund ums Geld besprochen.
Das wurde aus unserem 10.000 Euro Investment.
Der Standard